Über 60 Generationen liegen in den 1200 Jahren, die der einstige Marktflecken Birkenfeld am Wochenende feierte. Der heute zum Markt Maroldsweisach gehörende Ortsteil hatte bei seinen Feierlichkeiten am Sonntag zwei Höhepunkte: einen beeindruckenden Festgottesdienst und einen historischen Markt in der Schlossanlage derer zu Ortenburg.
Die Franken- und die Bayernfahne – wenn auch seitenverkehrt – flatterten im Wind, als auf dem Schlossplatz der Posaunenchor Ermershausen mit einer festlichen Intrade den Dankgottesdienst eröffnete. Pfarrer Stephan Aupperle stellte seine Predigt auf die 1200 Jahre dokumentierte Geschichte des protestantischen Ortes ab. Aus dem Todesjahr Karl des Großen (814) stammt die erstmalige urkundliche Erwähnung von Birkenfeld. Neben dem Dekanatssitz Rügheim spielte Birkenfeld im oberen Haßgau eine bedeutende Rolle im Protestantismus, erklärte Pfarrer Aupperle in seiner Festpredigt. Erfreut stellte er die Tatsache heraus, dass der garstige Kampf der Protestanten gegen die Katholiken heute verschwunden ist. Im Festgottesdienst wirkte auch ein Projektchor aus Birkenfeld mit Sängerinnen und Sänger umliegender Ortschaften mit.
Nachdem Hausherr Graf Philipp zu Ortenburg alle Gäste im Namen der Birkenfelder Bürger willkommen geheißen hatte und den Zusammenhalt im Ort und die große Unterstützung von Ermershausen herausgestellt hatte, durfte Wilhelm Schneider in seiner Eigenschaft als Schirmherr ans Mikrofon. Der Landrat beglückwünschte die Birkenfelder, die auf eine lange und große Geschichte zurückblicken können. Das Wissen um diese Geschichte gebe ihnen Kraft und Mut für die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf den Ort zukommen. Die Birkenfelder identifizieren sich mit ihrer Heimat und engagieren sich für das eigene Umfeld, sagte Schneider, der auch auf die bevorstehende Dorferneuerung einging, die schon geplant worden war, als er selbst noch Bürgermeister in Maroldsweisach war. Noch in diesem Jahr solle mit der Maßnahme begonnen werden.
Schneider dankte dem Organisationsteam um Rupert Fichtner und überreichte an Bürgermeister Wolfram Thein eine Erinnerungsurkunde, die dieser umgehend den Birkenfeldern übergab. Anschließend eröffnete der Landrat den historischen Markt, den er als Brückenschlag der heutigen Zeit zur Vergangenheit bezeichnete. Er sei Spektakel und vergnügliche Geschichtsstunde zugleich. Während sich manche Besucher gleich auf einen Rundgang im Schlossgelände begaben, wo früher die Märkte abgehalten wurden, gab es im Festzelt Grußworte von Bürgermeister Wolfram Thein, der versicherte, dass noch heuer die punktuelle Dorferneuerung in Birkenfeld beginnen wird und vom Ermershäuser Bürgermeister Günter Pfeiffer, der die 1200-Jahr-Feier als etwas Herausragendes bezeichnete, dem man mit Ehrfurcht und Demut gedenken sollte. Klaus Kunkel vom Historischen Verein Haßberge verwies auf die Bibliothek seines Vereins, in der auch Medien über Birkenfeld vorhanden sind. Karl Friedrich von Hutten aus Schlüchtern ging auf die Zeit der Hutten in Birkenfeld von Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein. In dieser Zeit entstand das heutige Grafenschloss in Birkenfeld. Die Birkenfelder Linie derer von Hutten starb aus. Nach einem kurzen Zwischenspiel derer von Wöllwarth hätten dann die zu Ortenburg die Herrschaft übernommen. Christoph von Wöllwarth aus Aalen betonte, dass seine Vorfahren gerne in Birkenfeld gelebt haben.
Am Nachmittag waren Führungen im Schloss mit Dr. Volker Rößner möglich, Kinderbuchautor Paul Maar las aus seinen Büchern und signierte Bilder, die für einen guten Zweck versteigert wurden. Zur Unterhaltung spielte die „Weisachtaler Blasmusik“ Maroldsweisach. Den musikalischen Abschluss des großen Festes setzte das Orchester „Pfeffer, Salz und Sahne“ mit ehemaligen Schülern der Jacob-Curio-Realschule Hofheim mit einem Benefizkonzert.