„60 Jahre CSU in Obertheres sind wahrlich ein Grund zum Feiern“, sagte CSU-Ortsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel bei den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des Ortsverbandes. „Wo wäre unser Land, wo wären unsere Gemeinden, wenn sich nicht Bürger in der Gemeinde, im Gemeinderat und in der Partei engagieren und ihre Vorstellungen in die Politik hineintragen würden?“
Dabei war es den Verantwortlichen gar nicht leicht gefallen, das Gründungsdatum des Ortsverbandes herauszufinden. Der ehemalige Bürgermeister Hans-Peter Reis, selbst einst CSU-Vorsitzender, hatte viele Protokolle und das Archiv der Gemeinde durchsucht. „Den ältesten Hinweis fand ich in einem Protokoll des Werkvolkes/KAB mit dem Hinweis aus dem Jahr 1957, dass die CSU im Ort noch besser unterstütz werden müsse.“ Das beweise, dass schon 1956 ein aktiver CSU-Ortsverband vorhanden sein musste.
Hans-Peter Reis erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Obertheres 1939 rund 555 Einwohner hatte. Nach Kriegsende waren es durch die ankommende Flüchtlingswelle schon 1000 gewesen. Am 8. Januar 1946 hätten CSU und SPD von der amerikanischen Militärregierung unter General Clay als erste Parteien die Lizenz für ganz Bayern erhalten. In Obertheres sei jedoch ein Holländer namens Schmitz von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt worden.
Auch das Wählen musste wieder gelernt werden. Sind die Flüchtlinge Deutsche oder Ausländer? Dürfen ehemalige Nazis wählen? Was ist mit den Stimmen der Mitbürger, die sich noch in Kriegsgefangenschaft befinden? Diese Fragen stellten sich in der Nachkriegszeit, bis dann als 1. Bürgermeister Julius Vogel gewählt wurde. Parteien durften dabei aber noch nicht mitwirken.
Chronist Reis ging der Frage nach, wann die „Stunde Eins“ der CSU in Obertheres schlug. Mit Josef Eisemann habe es bereits 1948 ein Mitglied der CSU gegeben, aber noch keinen Ortsverband. Für die CSU sei in den Protokollen des Werkvolkes für den 14. Juni 1958 festgehalten, dass Dr. Elsen auf einer CSU-Versammlung sprach. Interessant auch, dass bei der Gemeinderatswahl 1960 eine Gemeinschaftsliste „Dorfgemeinschaft“ mit den Wählergruppen “Bauern“, „Heimatvertriebene“, „Arbeiter“ und „Parteilose“ aufgestellt wurde.
Die Parteien seien laut Hans-Peter Reis erst stärker in den Blickpunkt geraten mit der aufkommenden Gebietsreform in den 1970er Jahren. Hier hatte die CSU schon Ortsverbände in Obertheres-Horhausen, Untertheres und Buch. Obertheres hatte sich zu dieser Zeit zur „entwicklungsfreudigsten Gemeinde“ im Landkreis Haßfurt entwickelt mit Bauplätzen in allen Ortsteilen, einer Schulerweiterung aufs Modernste, der Schaffung von Gewerbegebieten und vielem mehr.
An der erfolgreichen Entwicklung in den 1960er Jahren seien auch Mitglieder und Mandatsträger der CSU als vorausschauende, mutige Wegbereiter oder tatkräftige Unterstützer beteiligt gewesen. Der heutigen CSU-Generation wünschte Reis abschließend „mindestens die gleiche Tatkraft“.
Steffen Vogel bezeichnete die CSU als die „größte Bürgerinitiative im Land“. Von den 140 000 Mitgliedern seien sicherlich 137 000 aus der Mitte der Gesellschaft ehrenamtlich tätig und engagierten sich, um auch ihre Vorstellungen in die Gesellschaftspolitik hineinzutragen. Mit ihrem Namen stünden sie für die CSU. Auch in Theres sei dies der Fall. Kritisieren wollte Vogel in diesem Zusammenhang nicht andere Parteien, sondern solche Bürger, die alles besser wissen, aber selbst angeblich keine Zeit und Lust zur Mitarbeit haben. Der CSU-Vorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang an die bisherigen CSU-Ortsvorsitzenden Josef Eisemann, Ernst Ewers, Oskar Kirchner, Theo Stierhoff, Hans-Peter Reis und Matthias Stadler. Aber auch verdiente Mitglieder wurden bei dem Festabend ausgezeichnet (siehe Kasten).
Staatssekretär Albert Meyer, der sich von einer gerade erst überstandenen kleinen Gesichtsoperation nicht davon abhalten ließ, die Festrede zu halten, sah in der Veranstaltung ein zweifaches Jubiläum. Einmal sei der Ortsverband 60 Jahre alt und zum anderen jähre es sich zum 50. Mal, dass er in den Landtag gewählt worden sei. Meyer habe bei seiner Arbeit immer versucht, vollen Einsatz für den Landkreis und seine Gemeinden zu bringen. Dies sei auch gelungen, zumal er durch seinen Einzug in das Bayerische Kabinett und in das Finanzministerium an besonderen Schaltstellen der Bayerischen Politik saß.
Das Jahr 2000 sieht Meyer als Zeitenwende an. Nach dem enormen Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg komme nun die Generation, die weder den Krieg noch die Nachkriegszeit miterlebt hat. Die sogenannte Wohlstandsgeneration sehe die Welt oft mit ganz anderen Augen. Dennoch strahlte Albert Meyer Optimismus aus. Großen Anteil an der Entwicklung habe Ministerpräsident Horst Seehofer, der mit aus der Krise herausgeholfen habe, so dass man zuversichtlich in die Zukunft schauen könne.
Glückwünsche zum Jubiläum überbrachte auch 1. Bürgermeister Matthias Schneider, der auf die aktuellen Planungen in der Gemeinde einging. 60 Jahre habe die CSU Obertheres die Gemeindepolitik mitgeprägt ohne jedoch Parteipolitik zu machen. „In unserer kleinen Gemeinde kommt es auch vielmehr auf die Basisarbeit an. Eine gute Basis ist auf alle Fälle die CSU mit ihren Mitgliedern und Mandatsträgern“, sagte Schneider und wünschte dem Ortsverband die Entschlossenheit und den Weitblick, „um unsere Gemeinde gemeinsam mit mir als ersten Bürgermeister zum Wohle seiner Bürger zu gestalten und zukunftsfähig aufzustellen“.
Als „Überraschungsgast“ kam Sängerin Lara Viola Fabretti, die dieses Jahr als Kandidatin bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ mitgewirkt hatte. Sie sang vor den Mitgliedern und Gästen die „Bayerische Hymne“ sowie „Leise rieselt der Schnee“.
Die geehrten Mitglieder
10 Jahre im Ortsverband: Karlheinz Ködel.
15 Jahre: Sascha Kess.
20 Jahre: Matthias Stadler.
25 Jahre: Manfred Hümmer, Günter Zaschka und Erwin Keller.
35 Jahre: Hans-Peter Reis.
40 Jahre: Heinrich Firsching, Rudolf Hartling, Hans Norbert Haller.
55 Jahre: Josef Säger (dienstältestes Mitglied im Ortsverband).