Er sollte mit seinem Optimismus recht behalten: „Ich hab' immer gesagt, am Ende wird alles gut“, sagt Manfred Griebel schmunzelnd. Und am Sonntag Punkt 10.15 Uhr war's denn auch so.
Gerade noch sind Diakon Griebel und Pfarrer Stephan Eschenbacher zusammen mit den Ministranten durch den Mittelgang der Ritterkapelle zum Ausgang gezogen. Noch ein letztes Mal begleitet von der Kamera. Dann fällt spürbar die Last der Anstrengungen der vergangenen 45 Minuten und der vergangenen Wochen und Monate von ihnen ab. Es gibt die ersten Glückwünsche und ein glücklich dreinschauendes Seelsorgerteam. Und Griebel sagt strahlend: „Ich denke, wir haben die frohe Botschaft in die Welt gesandt. Das ist ja unser Auftrag“.
Aufregung legte sich
In die Welt heißt: Hunderttausende konnten am Sonntag den Gottesdienst aus der Ritterkapelle in Haßfurt im ZDF live miterleben.
Aber gerade dieses „live“ sorgte natürlich dafür, dass die Anspannung in den vergangenen Tagen und natürlich in den Minuten vor dem Start der Übertragung spürbar wurden. Da ging es den Jüngsten, wie etwa dem Ministrant Moritz Schneider mit seinen elf Jahren, nicht anders, wie Pfarrer Stephan Eschenbacher, der es ja gewohnt ist, vor vielen Menschen zu sprechen. Aber live vor einer Kamera und vor so vielen Zuschauern, das ist noch mal etwas anderes. „Das Schwierigste war die Eingangssequenz,“ sagt Stephan Eschenbacher. Weil die am Vortag bei der Generalprobe nicht so geklappt hatte. Als dies nun am Sonntag gelungen war, legte sich auch die Aufregung, „dann war ich drin“.
„Schön, so viele Menschen zu sehen“
Und bei Eschenbacher kam während des Gottesdienstes richtig Freude auf: „Es war einfach schön, so von vorne die vielen Menschen zu sehen, viele Bekannte“, es war für ihn zeitweise gar ein „erhabener“ Moment. Für Pfarrer Eschenbacher ein ebenso schönes Erlebnis: die vielen Menschen, die mitgewirkt haben, dass der Gottesdienst gelangen ist.
Rund 90 Leute waren aktiv, damit der Gottesdienst reibungslos abläuft, berichtet Manfred Griebel. 18 Ministranten sowie Lektoren und Kommunionhelfer waren ebenso im Einsatz, wie Mitglieder des Videoteams der Pfarrei, die sich als Kabelträger betätigten, oder die Pfadfinder, die in der Nacht die Geräte und Fahrzeuge des ZDF beaufsichtigten.
Nicht zu vergessen die 28 Sängerinnen und Sänger des von Johannes Eirich geleiteten Chores „Sankt Kilian“. Dass er aufgeregt ist, das gab Eirich vor dem Auftritt unumwunden zu, denn „so etwas macht man ja nicht jeden Tag“.
Hunderte Meter Kabel verlegt
Aufgeregt vermutlich schon auch deshalb, weil das Gesangs-Repertoire auf die Schnelle noch gekürzt werden musste. Denn so groß auch die Gestaltungsmöglichkeiten sind, der Gottesdienst muss im Zeitplan bleiben. Umso mehr bei Eirich die Freude danach, dass alles geklappt hatte.
Damit alles klappt, dafür liefen die Vorbereitungen seit Monaten. In der vergangenen Woche war dann zur Fernsehübertragung des Gottesdienstes ein ganzes Team an Technikern vom ZDF aus Mainz angereist. Bereits am Freitag haben die Helfer damit begonnen, die Ritterkapelle für die Übertragung mit ausreichend Licht und Ton zu versorgen. Denn Fernsehen braucht mehr Licht, als eine Kirche unter normalen Bedingungen bieten kann. Mehrere hundert Meter Kabel wurden verlegt, helle Scheinwerfer montiert. Nach einer internen Probe am Freitag, bei der der Ablauf des Gottesdienstes durchgespielt wurde, hatte am Samstag die Generalprobe stattgefunden.
Die „frohe Botschaft in die Welt bringen“, dass dieser Auftrag, wie es Manfred Griebel beschrieb, auch mit der Predigt von Pfarrer Eschenbacher gelungen war, das war nach dem Gottesdienst gleich mehrmals zu hören. „Worte, die den Menschen Hoffnung machen“, sagte eine Besucherin.
„Wer getauft ist, sieht den Himmel offen“, war das Motto des Gottesdienstes. Am Sonntag feierte die Kirche das Fest der Taufe des Herrn. Eschenbacher erinnerte daran, dass jeder, der getauft werde, mit Wasser übergossen werde, dem Element, in dem sich der Himmel spiegle. Und so sei jedem bei der Taufe der Zuspruch Gottes geschenkt: „Für dich ist der Himmel offen“.
Einmal „das Original“ sehen
Für ihn, so Eschenbacher, sei dies ein wichtiger Satz, „denn das Leben ist ja beileibe nicht nur himmlisch“. Auch ihn beängstige, dass Menschen mit der komplizierten Welt und dem Druck nicht mehr zurechtkommen und krank werden, dass schäbig und herablassend über ganze Menschengruppen gesprochen werde, dass Vorurteile geschürt würden. Auch in ihm steige Wut und Ärger auf, wenn er sehe, wie ungerecht es in der Welt zugehe, auch er mache sich Sorgen um die Schöpfung.
„Das baut mich auf“
Aber gerade deshalb tue es gut, sich daran zu erinnern, was bei der Taufe zugesagt worden war: „Für dich steht der Himmel offen“. Dies lasse ihn ruhiger und gelassener werden, es erinnere ihn daran, nicht alles negativ zu sehen, denn es gebe auch vieles, was gut ist und schön und er entdecke, „wo der Himmel schon offen ist. Das baut mich auf“. Zugleich aber bedeute dies einen Ansporn, sich dafür einzusetzen, dass sich der Himmel mehr öffne, sich zu engagieren für eine gerechtere Welt, für die Achtung der Schöpfung.
Drei große Kameras waren während des Gottesdienstes auf die Zelebranten, aber auch die Besucher in der vollen Ritterkapelle gerichtet. Die „Schaltzentrale“ war dort, wo normalerweise das „Reich“ von Küster Bernhard Sauer ist. „Es war super interessant“, sagt er, als die Mitarbeiter des ZDF gleich nach dem Gottesdienst damit beginnen, die Technik wieder abzubauen. Aufgeregt war natürlich auch er vor der Live-Sendung, aber das ist verständlich, lacht er und sagt: „Das ist etwas, was man wahrscheinlich nur einmal erlebt“.
Von Aufregung nichts zu merken
Miterlebt hat den Gottesdienst auch die Hofheimerin Hanne Heusinger mit ihrer Familie, „weil ich einfach mal sehen wollte, wie es im Original abläuft“, denn: Die Sonntagsgottesdienste im ZDF verfolgt sie oft. Ihr hat es sehr gut gefallen, Pfarrer Eschenbacher kennt sie noch aus seiner Zeit als Kaplan in Hofheim. Imponiert hat ihr, wie er seine Predigt vorgetragen hat, „von Aufregung war da gar nichts zu merken“, sagt Heusinger.
„Wir wurden herzlich aufgenommen“
Apropos Aufregung: die gibt es nicht nur bei den Menschen, die zum ersten Mal so groß im Rampenlicht stehen, oder daran mitwirken. Auch wenn es ihr nicht anzumerken ist: „Aufgeregt bin ich jedes Mal“, auch wenn dies inzwischen ihr 24. Fernsehgottesdienst ist, sagt vor Beginn der Übertragung Elvira Stolzenberger, die Produktionsleiterin des ZDF. Kurz nach der Übertragung ist sie voll des Lobes: „Sehr schön“ war der Gottesdienst, der Zeitplan konnte genau eingehalten werden und die Menschen in der Kreisstadt wird sie in Erinnerung behalten als „sehr nette Leute. Wir wurden herzlich aufgenommen“.





