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HAßFURT
Die Bedeutung Julius Echters für Haßfurt
Eine Sandsteingedenktafel an der Westfassade der Ritterkapelle erinnert seit über 400 Jahren an das machtvolle Wirken des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter in der Amtsstadt Haßfurt.
Foto: Albin Schorn | Eine Sandsteingedenktafel an der Westfassade der Ritterkapelle erinnert seit über 400 Jahren an das machtvolle Wirken des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter in der Amtsstadt Haßfurt.
Von unserem Mitarbeiter Albin Schorn
 |  aktualisiert: 22.11.2017 03:20 Uhr

Stolz, mächtig und gebildet – so sah sich Fürstbischof Julius Echter selbst – und ließ sich gerne so darstellen. Auch in Haßfurt hat er heute noch nach 400 Jahren sichtbar Werke hinterlassen.

Davon berichtet die Sandstein-Gedenktafel Echters selbst an der Westfassade der Ritterkapelle. Die Inschrift von 1614 zum 40-jährigen Regierungsjahr lautet so:

„Julius Echter Bischof war

zu Würzburg über 40 Jahr.

Bekehrt das Land zur alten Lehr

und schmückt es herrlich hin und her.

Diese Kapell, Schul, Torhaus

mit Kosten groß baut neu heraus.

Dazu die Pfarrkirch restauriert

und Haßfurt mit vielen Bauten ziert.

16 . 14 “

1575 zum Bischof geweiht, damit zugleich geistlicher und politischer Herrscher im Herzogtum Franken, klassisch und jesuitisch hervorragend gebildet, ließ sich der Fürst mit solchen Beschreibungen gerne selbstbewusst darstellen. Seine größte Sorge galt dem Seelenheil seiner Untertanen und der Sicherung der alten Lehre nach den Bestimmungen und Ergebnissen des Trienter Konzils (1545-1563) zu den sieben Sakramenten, zur Eucharistie, zur Erbsünde und zur Erlösung. Der Ablasshandel war verboten, der Zölibat bestätigt worden.

1585 bis 1587 besuchte Echter neben Haßfurt auch Gerolzhofen, Neustadt und Münnerstadt, „wo er die abgefallenen Unterthanen im Anfange mit Nachsicht und Schonung zurückzuführen suchte, wenn aber dieß nichts fruchtete, mit Landesverweisung drohte. Viele ließen es wirklich dahin kommen und wanderten lieber aus. Doch überwog bei Manchen die Liebe zum Heimatheerde und sie kehrten zum katholischen Glauben zurück“ (Würzburger Chronik, Zweiter Band 1924).

In zahlreichen Orten gab es wohl eine bunte Mischung von alter und neuer Glaubenspraxis. Echter war überzeugt, dass eine einheitliche Religion notwendig ist, um einen Zwiespalt unter den Bürgern zu vermeiden. Auch der Augsburger Religionsfrieden erlaubte es ihm, seine Ideen zielgerichtet und erfolgreich durchzusetzen.

Personal getauscht

Qualifizierte Mitarbeiter und Berater verstand er in der neugegründeten Universität und im Priesterseminar heranzubilden und für seine Herrschafts- und Kirchenreform einzusetzen. Unfähige Beamte und missliebige Pfarrer wurden entfernt und durch geschulte Seelsorger und linientreue Ergebene ausgetauscht. Mit einer Fülle von Mandaten, Erlassen und Verordnungen und regelmäßigen Kontrollen und Visitationen wurde das alltägliche Leben reglementiert.

In zahlreichen Bauwerken, Pfarrhäusern, Schulen, Spitälern und Verwaltungsgebäuden, so auch in der Amtsstadt Haßfurt, sollte sich der erneuerte katholische Glaube spiegeln. Das galt vor allem für Hunderte von kirchlichen Um- und Neubauten.

1584 wurde für das Hochstift Würzburg nach den Vorgaben des Trienter Konzils eine Kirchenordnung in Latein erlassen, seit 1589 jedoch in deutscher Sprache wiedergegeben. Vermutlich konnte sie in der Muttersprache leichter verstanden, erklärt und durchgeführt werden.

So liegt im Pfarrarchiv St. Kilian eine Druckschrift Echters von 1613 vor mit dem Titel „Verordnung des Fürstbischofes Julius z. Würzburg über Gottesdienst und Kirchenministerien“ und darunter noch vermerkt „Dann eine geschriebene Gottesdienstordnung für Haßfurt und Filialen“. Ihr Ziel: das kirchliche Leben im gesamten Bistum zu erneuern.

An allen Sonn- und Feiertagen soll der Pfarrer das Hochamt zwischen sieben und acht Uhr in der Pfarrkirche halten, dazu Predigt und „Kinderlehr“; sie sollte mittags 12 Uhr angesetzt sein.

Zur Winterszeit ist der Gottesdienst etwas später anzufangen. Die Predigt soll über „ein stundt nit weren“ zwischen dem Hochamt nach dem Credo und schließen „mit dem gemeinen Gebett Vatter unser Ave Maria, Glauben (Glaubensbekenntnis) den Zehen Gebotten offner Beicht und General Absolution“.

Genaue Vorgaben sind zu lesen für die Spendung der Sakramente, sowie Taufe, Beichte, Buße, Ehe, Altarssakrament und Krankensalbung. Auch für die Feier der Fest- und Fasttage, der Patrozinien, der Kirchweihen und der Schulen mit ihren Lehrern werden Weisungen ausgesprochen. Schließlich schließt „Allgemeines“ das Regelwerk ab.

Für den Gottesdienstbesuch gilt dies (ins heutige Deutsch übertragen):

„In Sonderheit aber befehlen wir hiermit ernstlich und wollen, dass während des Gottesdienstes, sei es morgens, mittags oder zur Vesperzeit, die Eltern ihren Kindern und Dienstboten auf den Gassen und Plätzen zu stehen und ihr unnütz Geschwätz (ohne welches es dann nicht leicht abgeht) wie auch das Tanzen und andere Kurzweil überhaupt nicht gestatten, sondern sie dafür in die Kirchen weisen, in dem auch sie selbst der Jugend ein gutes Beispiel vortragen und in der Person (persönlich) zeigen.“

Gottesdienstordnung

Obrigkeitliche Bestimmungen aus Würzburg sind zunächst nur Papier. Wie wurden sie konkret in der Haßfurter Pfarrei und ihren Filialen umgesetzt? Hieronymus Degen, ein gebürtiger Haßfurter, war hier Pfarrer von 1601 bis 1627, also zur Zeit Julius Echters. Mit zwei Kaplänen, Frühmessern, Vikaren und Benefiziaten war er zugleich verantwortlich für alle kirchlichen Angelegenheiten, so Hansmartin Kehl.

Unter seiner Federführung entstanden wohl die handgeschriebenen lokalen Ausführungen zu den Vorgaben des Bischofs. Datum und Autor sind nicht zu ersehen. Der Druckschrift von 1613 sind sie angeheftet eingebunden.

(Wegen der besseren Lesbarkeit wird die aktuelle deutsche Rechtschreibung verwendet.) „Nachdem in die Pfarr Haßfurt noch folgende Filialen gehörig als Wülflingen, Sailershausen, Wonfurt und Steinsfeld als soll der Gottesdienst sowohl in der Pfarr als Filialen an den Sonn- und Feiertagen nach folgender Gestalt von den daselbst residierenden Priestern neben dem Pfarrer von Prappach bis auf fernere Anstellung mit Predigen und Zelebrieren gehalten werden.“

Das galt auch an den Patronats- und Kirchweihtagen. An den einzelnen Wochentagen waren in der Pfarr Haßfurt oder in den Filialorten die einzelnen kirchlichen Angebote einschließlich Vesper, Katechismus, Jahrtage, Seelenmessen nach einer Beerdigung und weitere gestiftete Messen im Wesentlichen durch den Pfarrer mit den beiden Kaplänen, Vikaren oder Benefiziaten zu „verrichten“.

Im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens standen einmal die Teilnahme am Gottesdienst sowie der Sakramenten-Empfang, besonders zu Ostern. Es war eine bewusste katholische Seelsorgearbeit mit inneren und äußeren Frömmigkeitsformen.

Zahlreiche Inschriften

Was blieb nach 44 Regierungsjahren dieses Fürstbischofs? Mit zahlreichen Inschriften wie an der Ritterkapelle anfangs genannt und auch am Seitenportal des Bürgerspitals in Haßfurt und an zahlreichen weiteren Orten Frankens hat uns Julius Echter mit seinem Wappen nicht nur ein steinernes Erbe überlassen. Er hat auch nachhaltig unser geistesgeschichtliches Erbe geprägt.

Fürstbischof Julius Echter in weltlicher Kleidung aus dem Jahre 1586. Das Gemälde ist im Besitz des Würzburger Martin-von-Wagner-Museums.
Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß, POW | Fürstbischof Julius Echter in weltlicher Kleidung aus dem Jahre 1586. Das Gemälde ist im Besitz des Würzburger Martin-von-Wagner-Museums.
 
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