Mit dem Theaterstück „Lucas Cranach der Jüngere - Maler zu Wittenberg“ wurde die Aufbruchstimmung der Reformationszeit in der Marienkirche in Königsberg lebendig. Der „Theatersommer“ (Landesbühne Oberfranken) gastierte mit dieser Aufführung bereits zum vierten Mal in diesem Jahr in der Regiomontanusstadt.
Cranach der Jüngere war der Schöpfer des neuen Bildprogramms der Protestanten. Die Zuschauer erhielten mit Musik, Szenen und Bildprojektion einen Einblick in das Leben der Künstlerpersönlichkeit und dessen familiären Umfelds. Die theologischen, künstlerischen, politischen und wirtschaftlichen Konflikte und Widersprüche jener Zeit klangen in dem Stück an und luden zu einer Auseinandersetzung mit der Geschichte der Reformation und ihren Auswirkungen bis in unsere Zeit ein.
Lucas Cranach den Älteren verkörperte der Schauspieler Jürgen Peter, dessen Sohn Nicolas Peter passenderweise Lucas Cranach den Jüngeren darstellte. Bereits im Alter von drei Jahren stand Nicolas das erste mal auf der Bühne, so dass es ihm hervorragend gelang, dem Bildverkünder der Reformation ein Gesicht zu verleihen.
Cranach der Jüngere hatte es damals sehr schwer, gegen seinen Vater anzukommen, der doch sehr autoritär und berühmt war. Für die reformatorische Bewegung wird er jedoch als der Bedeutsamere angesehen.
Intendant Jan Burdinski, der auch den Fränkischen Theatersommer im Jahre 1994 gründete, spielte Philipp Melanchthon, der als Freund von Martin Luther galt. Er war als Reformator eine treibende Kraft der deutschen und europäischen kirchenpolitischen Reformation.
Den Kaiser der damaligen Zeit, nämlich Karl V., verkörperte sehr eindrucksvoll der Schauspieler Heinz Petri.
Sibylle Mantau und Gitti Rüsing hatten jeweils eine Doppelrolle zu besetzen. Neben zwei Mägden im Hause Cranach spielten die beiden Künstlerinnen die Schwester von Cranach dem Jüngeren (Mantau) und dessen zweite Frau Magdalena (Rüsing).
Andreas Rüsing begleitete das Stück musikalisch am Keyboard, wobei sich auch die anderen Schauspieler mit Gesang, Blockflöte und Trommel einbrachten.
Das eigens geschriebene Finale und die Zwischenmusiken nahmen Renaissance-Stilelemente auf, schafften aber durch eine musikalische Brücke zur Gegenwart den Zuschauern emotionale Anknüpfungspunkte.
Auch Bürgermeister Claus Bittenbrünn war begeistert von der Aufführung und überreichte spontan Rosen an die Darsteller, die einen lang anhaltenden Applaus bekamen. Auf Initiative von Bittenbrünn kam das Ensemble im Sommer das erste Mal nach Königsberg, wo es drei erfolgreiche Aufführungen auf dem Schlossberg im Burggraben darbot.