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Die älteste Bürgerin im Landkreis Haßberge: Frieda Geißendörfer ist 105 Jahre alt
Frieda Geißendörfer (Mitte) feiert ihren 105. Geburtstag, zu dem ihre Geschwister Hermann Knab (82) und Notburga Schorr (90) sowie Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (hinten rechts) und Kirchlauters Bürgermeister Karl-Heinz Kandler gratulierten.
Foto: Christian Licha | Frieda Geißendörfer (Mitte) feiert ihren 105. Geburtstag, zu dem ihre Geschwister Hermann Knab (82) und Notburga Schorr (90) sowie Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (hinten rechts) und Kirchlauters Bürgermeister ...
Christian Licha
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:54 Uhr

Frieda Geißendörfer hat über ein Jahrhundert deutscher Geschichte erlebt: Es ist der 17. Mai 1919, als sie mit dem Mädchennamen Knab im heutigen Kirchlauterer Ortsteil Neubrunn zur Welt kommt. Um es historisch einzuordnen: Gut fünf Wochen später, im Juni 1919, unterzeichnet die deutsche Delegation den ihr vorgelegten Friedensvertrag von Versailles, der formell den Ersten Weltkrieg beendet.

Die Zeit, in der Geißendörfer aufwächst, ist geprägt von den Nachwehen dieses Krieges. Für die Eltern wird es zur großen Herausforderung, die insgesamt neunköpfige Familie zu ernähren. Denn die heute 105-jährige Frieda Geißendörfer ist nur das erste von sieben Kindern. Immerhin haben die Eltern einen kleinen Bauernhof, mit dem die Großfamilie einigermaßen über die Runden kommt.

Selber vier Kinder – zwei Söhne, zwei Töchter

In ihren Jugendjahren geht Frieda Geißendörfer in Lülsfeld im heutigen Landkreis Schweinfurt zur Schule, dort macht sie eine Lehre zur Haushälterin. Danach findet sie eine Anstellung bei einer Familie in Schweinfurt.

Im Jahr 1940 heiratet sie schließlich ihren Ehemann Willi. Geißendörfer bringt zwei Töchter und zwei Söhne zur Welt. Nach der Geburt des vierten Kindes jedoch ist Frieda Geißendörfer auf sich alleine gestellt. Ihr Mann verlässt die Familie Anfang der 1950-er Jahre, seither gibt es keinen Kontakt mehr. Doch Geißendörfer steckt nicht auf: Als fleißige Mitarbeiterin des Ebelsbacher Kugelfischer-Werks verdient sie bis zu ihrem Ruhestand ihren Lebensunterhalt, wobei damals der Arbeitsplatz nur mit dem Fahrrad und bei Wind und Wetter zu erreichen war.

Bis zum 99.-Lebensjahr einen eigenen Haushalt

Heute ist Frieda Geißendörfer die älteste Bürgerin im Landkreis Haßberge. Sie wohnt im Zeiler AWO-Seniorenheim. Dabei hatte sie noch bis zu ihrem 99. Lebensjahr in Neubrunn einen eigenen Haushalt geführt. Einer der Nachbarn war damals der jetzige Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD), der es sich diesmal nicht nehmen ließ, persönlich zum 105. Geburtstag zu gratulieren, genauso wie die noch lebenden Geschwister der Seniorin.

Diese sind Hermann Knab (82) als Jüngster im Geschwisterbund und Notburga Schorr, die als fünftes Kind geboren wurde und heute 90 Jahre alt ist. Daneben feierten den Geburtstag auch Frieda Geißendörfers jüngste Tochter Rita (72), die in Hamburg lebt, sowie sieben Enkel und vier Urenkel. Ebenfalls die besten Wünsche überbrachte Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD).

Schon die Mutter erreichte ein stolzes Alter

"So alt wie Du werde ich mal nicht", habe sie einst zu ihrer eigenen Mutter gesagt, erinnert sich Frieda Geißendörfer. Die sei immerhin auch 87 Jahre alt geworden. Bereits an ihrem 70. Geburtstag habe Frieda Geißendörfer den Neubrunner Dorfmusikanten deshalb eine Spende überreicht, mit der Bitte, ihre Beerdigung, sollte es so weit sein, musikalisch zu begleiten.

Doch die Jahre vergingen. Deshalb machten die Musikerinnen und Musiker dem 105-jährigen Geburtstagskind im Zeiler Altenheim ihre Aufwartung und spielten ein Ständchen. Auch die AWO-Pflegekräfte ließen Frieda Geißendörfer hochleben und sangen zusammen mit ihren Mitbewohnerinnen und -bewohnern ein Geburtstagslied.

Alle Gäste fanden nur die besten Worte über das Geburtstagskind: Hermann Knab und Notburga Schorr erinnerten sich gerne an die Kochkünste ihrer Schwester, die immer leckere Mahlzeiten für die Familie kochte, darunter das fränkische Hochzeitsessen mit Rindfleisch und Kren. Und Bürgermeister Karl-Heinz Kandler hob hervor, dass Frieda Geißendörfer eine sehr gläubige Frau sei und sich über zwei Jahrzehnte regelmäßig um eine kleine Kapelle nahe ihrer Wohnung kümmerte. Dort sorgte sie für Ordnung, frischen Blumenschmuck und immer genügend Vorrat an Kerzen.

 
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