Die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg ist bis heute ein wichtiger Garant für den Frieden in Europa. Gabriel ,Tom‘ Bodinier, einer der frühen Pioniere und unermüdlicher Förderer der deutsch-französischen Partnerschaft könnte heute seinen 100. Geburtstag feiern. Darauf weist der Freundeskreis Haßberge-Tricastin in einer Pressemitteilung hin. Bodinier, der 2011 kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben war, war ein Motor der Partnerschaft des Landkreises mit dem französischen District du Tricastin.
Im Landkreis Haßberge entstanden gegen Ende der 1960er Jahre erste Kontakte nach Südfrankreich. Sie verfestigten sich unter anderem 1970 im Schüleraustausch des Regiomontanus-Gymnasiums und 1974 mit der offiziellen Partnerschaft des Landkreises mit dem District du Tricastin in Südfrankreich. Neben anderen Pionieren komme Gabriel Bodinier, genannt Tom – dies war sein Deckname im Widerstand –, eine besondere Rolle für die Partnerschaft des Landkreises Haßberge mit dem Tricastin zu.
"Reicht euch die Hände"
Er war ein überzeugender Motor dieser Freundschaft, überzeugend gerade auch deswegen, weil er als ehemaliger Frontkämpfer im Krieg und als Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzungsmacht über eine beeindruckende Authentizität und Akzeptanz verfügte, so der Freundeskreis. Bodinier "war beseelt davon, die Schrecken eines Krieges von zukünftigen Generationen fernzuhalten", heißt es in der Pressemitteilung.
Tom Bodinier hatte sich als junger Mann zunächst in der französischen Armee, dann im Rahmen des französischen Widerstandes (Résistance) engagiert. Im Juli 1944 wurde er als Unteroffizier von einem Granatwerfer schwer verletzt, weshalb ihm eine Kriegsbehinderung mit 45 Prozent Invalidität zuerkannt worden sei. Als Vorsitzender der ehemaligen Frontkämpfer hatte er den Mut und die Überzeugung, sich gegen alle Vorbehalte für die deutsch-französische Partnerschaft einzusetzen, so der Freundeskreis. Bodinier baute eine versöhnende Beziehung und Freundschaft zu den Verbänden der Kriegsteilnehmer und –heimkehrer, VdK und VdH, im Haßbergkreis auf. „Richtet nicht die Waffen aufeinander, reicht euch die Hände!“, sei sein Credo gewesen. Darüber hinaus wirkte er auch in vielen anderen Feldern.
Geehrt mit dem Bundesverdienstkreuz
So war er ab 1946 Hotelier und Restaurantbesitzer. Er betrieb viele Jahre lang die Hostellerie „Tom“ in Pierrelatte. Viele Schüler, die an Austauschbegegnungen teilnahmen, erinnern sich noch heute an die großen Kuchen, mit den Tom sie in seinem Restaurant bewirtete, so der Freundeskreis. Die Jugend, die er gerne die „Zukunft Europas“ nannte, sei ihm besonders am Herzen gelegen. Bodinier sei auf französischer Seite auch maßgeblicher Initiator der 1988 ins Leben gerufenen Partnerschaft zwischen den Hotel- und Gaststättenverbänden im Tricastin und den Haßbergen gewesen. Diese habe über zwei Jahrzehnte einen Austausch von Auszubildenden über jeweils mehrere Wochen ermöglicht. Viele Gastronomen und frühere Auszubildende des Hotel- und Gaststättenverbandes in Unterfranken erinnerten sich gerne an ihre persönlichen Begegnungen mit Bodinier und den beruflichen Austausch.
Im Juli 1998 wurde Gabriel Bodinier in Würdigung seiner Verdienste um die Völkerverständigung und den Aufbau der Partnerschaft des Tricastin mit dem Landkreis das Bundesverdienstkreuz verliehen. „Er war stolz, Franzose zu sein, er war stolz, Europäer zu sein. Er konnte vergeben und hatte die Gabe, Menschen zu verbinden. Er sprach immer voller Ehrfurcht von anderen Menschen und der Völkerverständigung. Sein großes Ziel war es, den Frieden für die nachkommenden Generationen zu wahren. Könnte er heute mit uns anstoßen, würde er uns mit leuchtenden Augen zurufen: ,A la votre! - Auf Ihr Wohl!‘“, schließt die Pressemitteilung des Freundeskreises.