„Wertschöpfung, das klingt immer so abstrakt, aber was ich heute gesehen habe, das ist schon sehr beeindruckend“, das stellte Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Fahn fest, nachdem er mehrere holzverarbeitende Betriebe im Landkreis Haßberge besucht hatte. Als Stimmkreisbetreuer ist der FW-Abgeordnete für den Landkreis zuständig. Seit Jahren engagiert er sich besonders zum Thema Steigerwald als massiver Verfechter des Prinzips „Schützen und nützen“ und des Trittsteinkonzepts.
Zusammen mit den Bürgermeistern Matthias Bäuerlein (Rauhenebrach) und Siegfried Ständecke (Michelau) sowie stellvertretendem Landrat Oskar Ebert und Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, besuchte Fahn das Sägewerk Reitz in Wonfurt und in Oberschleichach die Firma Holz-Wirth, die Möbelwerkstätten Rottmann und die Firma Fenster-Gehrig. Die vier Betriebe beschäftigen zusammen über 50 Menschen.
Philipp Reitz zeigte sein Unternehmen, das sich auf hochwertige Buchen-Brett-Ware spezialisiert hat. Dank einer modernen Blockbandsäge-Anlage, die den Stamm nach jedem Schnitt dreht, kann die maximale Qualität an Brettern gesägt werden. Auf die legen Kunden wie etwa Spielwarenhersteller HABA oder die Polstermöbel-Hersteller im Coburger Raum größten Wert. Die Familie Reitz ist auf Buchenstarkholz angewiesen, etwa 40 Prozent des Bedarfs bezieht die Firma aus dem Forstbetrieb Ebrach, außerdem aus dem Spessart, einen Teil auch in Baden-Württemberg. „Aber da sind die Transportkosten schon sehr hoch“, sagt Philipp Reitz, de seinen Einzugsbereich vergrößern musste, weil das Trittsteinkonzept die Holzernte reduziert. Philipp Reitz freut sich, dass seine Söhne in das Unternehmen eingestiegen sind. Sie möchten noch stärker auf Veredelung und Weiterverarbeitung des Holzes setzen, doch geplante Investitionen lägen derzeit auf Eis, erklärte Reitz gegenüber dem Abgeordneten. „Wenn der Nationalpark käme, würde sich der Standort hier wegen der Entfernung zum Rohstoff nicht mehr rentieren“, sagte der Unternehmer.
Zu 90 Prozent beziehen die Brüder Wirth aus Oberschleichach ihr Holz aus dem Forstbetrieb Ebrach. Sie fertigen hochwertige Kleinteile, meist Rundhölzer, oder auch Hobelleisten für Kindermöbel. Daneben produziert Wirth Scheitholz für die Brennholzversorgung der Region Steigerwald. Ob sich das denn rentiere angesichts von Billig-Importen aus Osteuropa, wollte MdL Fahn wissen. „Ein paar Euro mehr pro Schüttraummeter zahlen unsere Kunden gern, denn sie legen Wert auf Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Und wir garantieren zertifiziertes Holz“, bestätigt Nadja Wirth, die bereits die nächste Generation im Familienbetrieb verkörpert.
Eng arbeitet Wirth mit den benachbarten Möbelwerktstätten Rottmann zusammen, nutzt dort die Trockenkammer. Leo Rottmann zeigte seine Schreinerei und in der Ausstellung die Möbel, die dort entstehen. Vor allem Laubhölzer werden hier verarbeitet, sowohl für Gaststätteneinrichtungen, als auch für maßgeschneiderte Privat-Wohnungen. Auch hier gelang mit Tochter Sarah schon der Übergang in die nächste Generation. Auch Möbelkäufer – gerade solche, die beim Schreiner arbeiten lassen – legen Wert auf regionales Holz, erklärte Leo Rottmann beim Rundgang.
Über Generationen gewachsenes Wissen über Holz und seine Verarbeitung hat auch Friedel Gehrig zu einem Spezialisten gemacht. Er fertigt Hochsicherheitsfenster, die beispielsweise im Polizeipräsidium München verbaut sind. Spätestens, wenn einbruch- und durchschusssichere Fenster für historische oder denkmalgeschützte Gebäude gefragt sind, scheidet Metall aus. Eine ausgeklügelte Mischung aus unterschiedlichen Holzschichten, die miteinander verleimt und verzapft werden, hat Friedel Gehrig in jahrelanger Versuchsphase entwickelt und inzwischen Polizei- und Justizgebäude ebenso ausgestattet wie das Kloster Banz. Auch Unwettern halten seine Fenster besonders gut stand.
Buche und Eiche spielen für ihn eine wichtige Rolle, aber auch Douglasien, wie sie Fahn beim anschließenden Besuch im Wald für die Firma Gehrig liegen sah. Dort gab Ulrich Mergner zusammen mit Revierleiter Paul Huber einen Einblick in die Waldbewirtschaftung nach dem Trittsteinkonzept, das nicht nur Raum gibt für die Artenvielfalt, sondern diese auch aktiv fördert. Ein zunehmendes Problem rückte bei dem Waldbegang in den Vordergrund: die Waldbewirtschaftung im Zuge des Klimawandels. Winter ohne Frost – wie der zurückliegende – machen es fast unmöglich, ohne größere Schäden an den Wegen Holz einzuschlagen und abzufahren. Reparaturen seien anschließend selbstverständlich, sagte Mergner. Mitten in der Naturverjüngung zeigte er auf, dass eine gute Baumarten-Mischung wichtig ist. „Die Artenvielfalt im Steigerwald hängt an der Eiche“, betonte er. Die Erfahrungen aus den Naturwaldreservaten zeigten, dass in kurzer Zeit die Buche alles andere verdrängt, ohne försterliches Eingreifen würde die Buche bald 80 Prozent der Baumarten ausmachen, was eine deutliche Verarmung nach sich zöge. Deshalb sei ein Großschutzgebiet wie ein Nationalpark laut Mergner der Artenvielfalt abträglich.
Auch gebe es oft einen falschen Eindruck vom Wirtschaftswald. In dem Hieb von 40 Hektar, den Mergner mit Hans-Jürgen Fahn besichtigte, wurden 810 Festmeter Nadel- und 390 Festmeter Laubholz eingeschlagen. 300 Festmeter Totholz blieben für die Artenvielfalt liegen. Es wurden also etwa 3500 Stämme entnommen, ohne dass es der durchschnittliche Waldbesucher merken würde. Frühestens in zehn Jahren wird hier wieder ein Einschlag geplant. Im Auge haben die Förster aber immer den gesamten Wald. Der muss immer mehr Niederschläge im Winter und trockenere Sommer verkraften. „Wir setzen daher auf eine Durchmischung mit Tanne, Eiche, Ahorn und Hainbuche, die wurzeln tiefer und sollten eine Klimaerwärmung von zwei Grad mitmachen“, hofft Mergner, macht aber auch klar: „Der Wald braucht diese Unterstützung, wenn er den Klimawandel überleben soll“.
„Heute wurde für mich der Begriff Wertschöpfung aus dem Steigerwald richtig mit Leben gefüllt“, erklärte MdL Fahn abschließend. In München will er sich dafür einsetzen, dass die Staatsforsten das Trittsteinkonzept als Bewirtschaftungsregel in allen Forstbetrieben umsetzen. Einen Grundsatzbeschluss des Landtages hat er dazu im vergangenen Jahr bereits erreicht, die Umsetzung lässt allerdings auf sich warten.