
"Es war Liebe auf den ersten Blick", resümieren Dr. Elena Popa und ihr Ehemann Gheorghe. Gemeint ist nicht das eigene Liebesglück, sondern das Glück, in einem 100 Jahre alten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zu wohnen und gleichzeitig dort zu arbeiten. Seit 15. Juni praktiziert die Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in den Räumen des als "Kaufhaus Mendel" bekannten und als Schlösschen anmutenden Anwesen in der Hauptstraße 69 in Knetzgau.
Bei einem Besuch vor einigen Jahren bei Bekannten war die Hautärztin dem Charme der alten, damals noch heruntergekommenen ortsbildprägenden Villa sofort erlegen. Heute sagt die 42-Jährige, die mit ihrer Familie seit 2017 in den Haßbergen lebt: "Ein großer Wunsch von mir ist in Erfüllung gegangen. Es war Zufall, aber ich habe hier Ruhe für meine Familie und meine Arbeit gefunden". Sowohl Räume für die Praxis als auch für die Familie sind unter einem Dach vereint.
Aufwändige Umbauphase mit totaler Entkernung
Fündig nach ihrem "Traumhaus", das sie vor zwei Jahren gekauft haben, sind die Popas im Internet geworden. Dann begann zunächst eine aufwändige Umbauphase mit totaler Entkernung, wie Gheorghe Popa erklärt. Erschwerend kamen Auflagen des Denkmalamtes hinzu. Der 52-Jährige hat gemeinsam mit seiner Frau sehr viel Herzblut, aber auch Herzklopfen in das Projekt investiert. Viele handwerkliche Arbeiten hat er teils mit seiner Frau selbst ausgeführt, weil coronabedingt bei den Firmen Verzögerungen in Kauf genommen werden mussten.
Alle Mühen haben sich gelohnt: Beim Betreten der Praxisräume sticht sofort ins Auge, in welches Juwel sich das ehemalige "Kaufhaus Mendel" sowohl von innen als auch von außen verwandelt hat.
Dr. Elena Popa, die laut eigener Aussage sehr gerne im ländlichen Raum praktiziert, blickt zurück und erinnert sich an eine glückliche Kindheit. Diese verbrachte die Dermatologin ebenfalls in einer ländlich geprägten Gegend an der Donau im rumänischen Galati. Diese Idylle wünschte sie sich auch für später mit einer eigenen Familie, zu der mittlerweile neben Ehemann Gheorghe der inzwischen siebenjährige Sohn Erich-David zählt.
Keine Zukunft für die Familie in Rumänien
Doch bis es zur eigenen Praxis auf dem Lande kam, sollten viele Jahre vergehen. Nach dem Studium arbeitete die Dermatologin zunächst in einer Klinik in Rumänien und gleichzeitig noch als Fachärztin. Während ihrer Studienzeit hat sie ihren späteren Ehemann Gheorghe kennengelernt. Der studierte Jurist mit rumänischen und deutschen Wurzeln war damals für einen Masterstudiengang in Rumänien, ist aber größtenteils in Baden-Württemberg aufgewachsen.

Gheorghe Popa war es, der seine Frau dazu bewogen hat, den Mut aufzubringen, das Heimatland zu verlassen: "Ich sah für meine Familie keine große Zukunft in Rumänien". Mit dem drei Monate alten Sohn sind die Popas dann nach Baden-Württemberg gezogen. Zunächst war die Sprache für die junge Mutter in Elternzeit ein großes Hemmnis: "Französisch und Englisch konnte ich fließend sprechen, nur nicht Deutsch".
Ehemann Gheorghe leistete Überzeugungsarbeit
Manchmal nahe daran, wieder nach Hause zu gehen, erinnert sich Elena Popa an eine für sie schwere Zeit in der Sprachschule. Nach der Anerkennung ihres Diploms hat Elena Popa 2016 zunächst als Ärztin im Angestelltenverhältnis in Kaiserslautern gearbeitet. Nach mehreren Umzügen und Aneignung fachlicher Kompetenz leistete Ehemann Gheorghe Überzeugungsarbeit bei seiner Frau, sich als selbstständige Ärztin niederzulassen. Mit Hilfe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayern, die bemüht ist, die Versorgung im ländlichen Raum abzudecken, haben sich die Popas für die Haßberge entschieden, um sich hier niederzulassen.
Vorausgegangen war die Schließung der Praxis von Dr. Dieter Rosenzweig in Haßfurt. Diese Praxisräume waren aber nicht barrierefrei. So wurde die Hautärztin in Eltmann bei der Suche nach geeigneten Praxisräumen fündig, die sie am 3. Juli 2017 eröffnete. In dieser Zeit hat sich die Dermatologin einen großen Patientenstamm weit über die Landkreisgrenze hinaus erworben. Diesen hat sie auch mit nach Knetzgau genommen. "Ich kann in Deutschland ganz anders arbeiten", sagt die Fachärztin, die ihren Beruf liebt und ihn anders als in ihrem Heimatland ohne große Einschränkungen ausüben kann.
Lücke in der medizinischen Versorgung wurde geschlossen
Bei der Niederlassung in Knetzgau leisteten Bürgermeister Stefan Paulus und leitender Mitarbeiter Robert Selig unbürokratische Hilfe. Bei der Eröffnung der Praxisräume sprach Bürgermeister Paulus seinen besonderen Dank aus und würdigte das Engagement der Fachärztin, die eine Lücke der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum schließe.
Elena Popa schätzt das Engagement ihres Mannes Gheorghe, den sie "meine rechte und linke Hand" bezeichnet. Vielseitig einsetzbar managt er unter anderem den Empfang der Praxis. Diese ist unter Tel.: (09527) 9526836 erreichbar. Praxissprechzeiten finden am Montag, Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 13.30 Uhr sowie am Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr statt.