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STETTFELD
Der steinige Weg bis zur Premiere
Theaterstück im Theaterstück: Gelangweilt beobachten die Schauspieler Anne Mantel, Birgit Amling und Bettina Fösel (sitzend, von links), wie Thisbe (Christina Then, kniend) den toten Pyramus (Christian Ziegler) beweint. Georg Klarmann spendet vom „Trittlätterla“ aus das Mondlicht. Regisseurin Maria Egglseder (rechts) versucht, der Szene eine dramatische Note einzuhauchen.
Foto: Privat | Theaterstück im Theaterstück: Gelangweilt beobachten die Schauspieler Anne Mantel, Birgit Amling und Bettina Fösel (sitzend, von links), wie Thisbe (Christina Then, kniend) den toten Pyramus (Christian Ziegler) beweint.
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:25 Uhr

Dass Klassiker auch in Mundart funktionieren, bewies die Stettfelder Freilichtbühne am vergangenen Wochenende beim Oberfränkischen Mundarttheatertag im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz bei Münchberg. „Shakespeare gut durchgschüddeld“ hieß das Stück von Autor Christian Ziegler, das die Schauspieler im „oberfränkischen Exil“ zum Besten gaben. Mit ihrem ironisch liebevollen Blick auf die Schauspielerzunft im Allgemeinen und den großen Barden William Shakespeare im Speziellen durften sich die Stettfelder über reichlich Applaus freuen.

Eine Theaterprobe stand im Mittelpunkt der Handlung. Rund um die Tragödie von „Pyramus und Thisbe“ aus dem Mittsommernachtstraum konnte das Publikum einen Blick hinter die Kulissen werfen und sehen, welche Fallstricke und Probleme es bis zur Premiere eines Theaterstücks auszuräumen gilt – das alles immer mit einem Augenzwinkern und gewürzt mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Denn jeder Spieler verkörperte in „Shakespeare gut durchgschüddeld“ einen typischen Klischee-Schauspieler. Die Diva (Birgit Amling) war ebenso vertreten wie die Mutti (Anne Mantel), der Zyniker (Georg Klarmann), der Übermotivierte (Christian Ziegler), das Küken (Christina Then) und die Pragmatikerin (Bettina Fösel).

Mit ihren eigenen Vorstellungen, wie das Stück denn nun auszusehen hätte, trieben die Schauspieler die Regisseurin (Maria Egglseder) an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. „Naa, ich geh' net auf des Trittlätterla!“, weigert sich der „Zyniker“ beispielsweise wegen seiner angeblichen Höhenangst, auf eine Trittleiter zu steigen. Und so geht es weiter: Die Eine hat zu wenig Text, der Andere ist völlig gelangweilt und die Dritte ist mit ihrer Rolle unzufrieden. Kein Wunder – stehen doch in dem Stück Figuren wie „die Wand“ und „der Mondschein“ auf der Bühne.

„‘Pyramus und Thisbe‘ ist an sich ja schon eine Parodie auf das Elisabethanische Theater, da fällt es leicht, dem Ganzen noch einen parodistischen Rahmen zu geben“, berichtet Autor Christian Ziegler. „Durch die Probensituation in Mundart bekommt das Schauspiel noch eine ganz andere Dynamik und der Streit unter den Schauspielern bietet eine zweite Humor-Ebene für den Zuschauer.“

Eine Dynamik, die Regisseurin Maria Egglseder aber nur im Stück gut findet: „Wenn’s in Wirklichkeit auch so zugehen würde, würde ich glaube ich verzweifeln“, sagt sie lachend. „Natürlich ist der Einakter ironisch übersteigert“, erklärt sie, „aber ein bisschen was aus den Figuren schlummert – glaube ich – in jedem, den es auf die Bühne zieht.“

Dem Publikum jedenfalls gefiel der Beitrag der Stettfelder ausnehmend gut. Eine ältere Dame, die aus Hof nach Kleinlosnitz gekommen war jedenfalls äußerte einen besonderen Wunsch: „Des war ja scho arch schö. Aber ich dät vo denna gern amol den ganzen Sommernachtstraum säh!“

„Shakespeare auf Fränkisch wäre vielleicht mal gar keine schlechte Idee, das sollte man im Hinterkopf behalten“, bedankte sich Christian Ziegler für die Anregung.

 
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