Wie heißt es so schön im Frankenlied: „Sie können auf des Maines Flut die Schiffe kaum verladen.“ Es wird wohl noch viel Wasser eben diesen Main hinunterlaufen, bis am Haßfurter Mainesstrand alles so geworden sein wird, wie es sich die Stadtväter vorstellen. Mainausbau, Hochwasserschutz, Schiffsanlegestellen, neue Mainbrücke, Neugestaltung der Uferpromenade – die Kreisstadt hat sich große Ziele gesteckt, oder gesteckt bekommen, die in den nächsten Jahren zur Erledigung anstehen.
Der Main wird derzeit für rund 14,3 Millionen Euro zwischen den Staustufen Schweinfurt und Ottendorf verbreitert. Statt bisher 36 Meter soll der Fluss dann 40 Meter breit sein. Insgesamt erstrecken sich hier die Arbeiten auf eine Länge von zehn Kilometern. Die Schiffsanlegestelle bei Schonungen muss aus diesem Grund verschwinden. Entlang dem Main sind jedoch Anlegestellen für lange Schiffe und Schubverbände geplant. Neue Schiffsanlegestellen entstehen in Haßfurt, Kitzingen und Marktbreit, unter anderem in Eltmann wurde eine solche zusätzliche Schiffsanlegestelle bereits geschaffen.
Schiffsanlegestelle
In Haßfurt gab es nach dem Bekanntwerden der Absicht der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), ausgerechnet am Filetstück der Uferpromenade – zwischen Mainbrücke und Tränkberg – einen im Volksmund als „Schiffsfriedhof“ deklarierten Ruheplatz für müde Schubverbandskapitäne einzurichten, zunächst stürmische Proteste. Entlang des Tränkbergparkplatzes werden sechs Dalken im Abstand von etwa fünf Metern zur Böschung in den Flussboden gesenkt: etwa ein Meter im Durchmesser fassende Stahlrohre, für die jeweils ein Loch vorgebohrt wird und die dann mit Kies eingerüttelt werden. Verschiedene Organisationen formulierten neben der Stadt Haßfurt sofort ihre Unzufriedenheit mit dieser Absicht.
Inzwischen haben die Kreisstädter eingesehen, dass man sich gegen dieses Schicksal ohnehin nicht wehren kann. „Wir werden die 200 Meter lange Liegestelle für Güterschiffe akzeptieren müssen“, stellte Stadtoberhaupt Günther Werner in der letzten Haßfurter Bürgerversammlung fest. Im Gespräch mit dieser Redaktion verweist Werner darauf, dass aber ein gewisser Ensembleschutz für den Blick von Mariaburghausen auf die Stadt bestehe.
In der Bürgerversammlung hatte Werner zudem erfreut mitgeteilt, dass es der Stadt im Gegenzug gelungen sei, die Anlegestelle für Hotelschiffe zu behalten. Diese wollte die Behörde zunächst abschaffen. Nach ihrer Intervention – mit Unterstützung durch die damalige Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Dorothee Bär – bleibt die Kreisstadt also weiterhin im Besitz einer Schiffsanlagestelle für Vergnügungsdampfer – auch in diesem Jahr bietet die Touristinfo Haßfurt wieder ab dem 21. Juli Mainrundfahrten flussauf- und -abwärts auf dem Fahrgastschiff Neptun an –, die Haltestelle für die „Weiße Flotte“ rückt allerdings weiter hinauf in den Hafen. Hier muss die Stadt jedoch einen ordentlichen Passagiergang errichten, was sich laut Günther Werner mit geringen Mitteln machen lassen dürfte. Und ganz oben im Haßfurter Hafen soll auch die Beladestelle für die Landwirtschaft erhalten bleiben.
Vertiefung der Fahrrinne
Am Main bei Haßfurt werden demzufolge in den nächsten Jahren gewaltige Baumaßnahmen durchgeführt werden. Neben dem Bau der Anlegestelle findet hier natürlich auch der oben erwähnte Mainausbau statt. Voraussichtlich im Jahr 2020 kommt als letzter Abschnitt der Bereich zwischen den Staufstufen Ottendorf und Viereth an die Reihe. Es geht vor allem darum, die Fahrrinne des Mains zu vertiefen. Die sogenannte Abladetiefe, also der Tiefgang, der einem beladenen Schiff unter der Wasseroberfläche maximal zur Verfügung steht, soll von aktuell 2,30 auf 2,70 Meter steigen. Hierzu wird die Fahrrinne auf 3,10 Meter vertieft. Die Differenz von 40 Zentimetern zu 2,70 Metern Abladetiefe ist ein Sicherheitspuffer, falls Gegenstände oder Sedimente angeschwemmt werden. Die Schiffe auf dem Main können damit künftig mehr Ladung aufnehmen, erklärte Elmar Wilde, der kommissarische Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes in Aschaffenburg, dieser Redaktion gegenüber.
Das Wasserstraßenneubauamt schätzt die Kosten auf 17,5 Millionen Euro für den Bereich zwischen Ottendorf und Knetzgau (Stauhaltung Ottendorf) sowie 8,5 Millionen Euro für den Bereich bis Viereth (Stauhaltung Knetzgau). Etwa 15 Prozent davon fließen in ökologische Ausgleichsmaßnahmen.
Derzeit laufen außerdem die Vorplanungen des Wasserwirtschaftsamtes für den Hochwasserschutz der westlichen Haßfurter Altstadt. Vorgesehen ist, den Bereich zwischen Kläranlage und der Mainmühle durch Dämme, Mauern und mobile Elemente zu schützen.
Neue Mainbrücke
Und nicht zuletzt muss eine neue Mainbrücke errichtet werden, da die neue, ausgebaute Wasserstraße dann nicht mehr durch im Fluss stehende Pfeiler beeinträchtigt werden soll. Dieser Mainübergang soll allerdings erst nach dem Bau der Brücke bei Horhausen in Angriff genommen werden. „Vor 2023 ist damit nicht zu rechnen“, so Bürgermeister Werner im Gespräch mit dieser Redaktion. Ergänzend hatte das Stadtoberhaupt in der Bürgerversammlung informiert, dass sich die Sanierung der Flutbrücke noch etwas hinziehen werde. Die Stadt möchte allerdings, dass die Ausweichstraße über die Zufahrt zum FC-Gelände, die für die Arbeiten auf 6,50 Meter Breite ausgebaut werde und einen zusätzlichen Geh- und Radweg erhalte, anschließend nicht zurückgebaut wird: „Ich gehe davon aus, dass das klappt.“
In diesem Zusammenhang hofft der Bürgermeister darauf, dass die neue Haßfurter Mainbrücke in einem ähnlichen Verfahren errichtet wird wie ihr Pendant in Horhausen. Diese soll neben der alten Brücke errichtet und nach der Fertigstellung an die Stelle der alten Brücke „eingeschwommen“ werden. Im anderen Falle wäre die Kreisstadt rund zwei Jahre ohne Straßenanschluss an die Kommunen südlich des Mains. „Ein Zustand, den wir auf keinen Fall hinnehmen könnten“, so Günther Werner, der sich nach einem Besuch in dieser Angelegenheit bei der Behörde aber sehr zuversichtlich zeigt.
Dieser Baumaßnahmenkatalog sorgt dafür, dass die bereits angedachten Neugestaltungen am Haßfurter Main-Lido derzeit ruhen müssen. Hier gibt es bereits die unterschiedlichsten Überlegungen, wie dieser doch sehr attraktive Bereich der Kreisstadt noch interessanter gestaltet werden kann. Vom Stadtstrand bis zur Spielwiese reichen die Ideen von Stadtverwaltung und Bürgern. Bürgermeister Günther Werner liefert im Gespräch mit dieser Redaktion aber die logische Erklärung für den derzeit verordneten Wartestand am Main: „Wir stecken doch jetzt kein Geld in unsere Mainpromenade und dann wird diese bei den Bauarbeiten komplett ramponiert.“