Der Bleistift ist gefallen, Emil Däschners berühmtes Markenzeichen. Er trug ihn zeitlebens hinter seinem rechten Ohr, jetzt ist der langjährige Bürgermeister von Ebelsbach, Kreisrat und Kommunalpolitiker aus Leidenschaft im Alter von 84 Jahren verstorben.
Als gelernter Schreiner hatte sich Emil Däschner eben so sehr an das wichtige Utensil gewöhnt, dass es ihn überallhin begleitete. Selbst in einem Konzert in Bamberg staunte der Verfasser dieser Zeilen nicht schlecht, als er wenige Reihen vor sich ein bebleistiftes Ohr entdeckte. In der Pause drehte sich der Besitzer dieses Ohres um, wurde der Anwesenheits des Schreiberlings gewahr, deutete coram publico auf den erkannten Übeltäter und gab lauthals bekannt, dass er diesen für einen Gegner seines geliebten Golfplatzes hielt.
Der Golfplatz war ein weiteres Highlight in Däschners Leben. Obwohl er selbst niemals Ambitionen mit dem kleinen Bällchen entwickelte, ließ er nicht locker, bis es ihm tatsächlich gelungen war, hoch über Steinbach einen wirklich sehenswerten Golfplatz zu errichten und in der Golfwelt zu etablieren. Damit hat er nicht nur seine Gemeinde weit über die Region hinaus bekannt gemacht, er hat dadurch auch die Attraktivität des Standortes Haßbergkreis deutlich gesteigert. Standortfaktor nennt man das heutzutage.
Ein weiterer Standortfaktor, den sich Däschner ein Leben lang auf seinen Fahnen geschrieben hatte, ist das Kreiskrankenhaus. Ob Überstundenausgleich des Personal oder Misswirtschaft im Management – Däschner hatte stets ein waches Auge auf das Kommunalunternehmen.
Däschner hatte Ecken und Kanten. Besser als durch die Verleihung des Frankenwürfels – der ihm wichtiger war als das ihm ebenfalls verliehene Bundesverdienstkreuz – konnte das fränkische Original gar nicht charakterisiert werden. Der Emil war immer ein Freund der direkten Wege. Keine Umschweife, manchmal erschreckend ehrlich, das zeichnete ihn aus. So musste man ihn nehmen und so konnte man ihn auch nehmen.
Trotz allen politischen Polterns wohnte in dem groben fränkischen Klotz doch ein sehr empfindsamer Kern. Emil Däschner hatte ein Herz für Schwache, für Arme, für Benachteiligte, einfach für Menschen, denen es nicht gut geht, die sich in Not befinden. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie grausam das Schicksal manchmal zuschlagen kann.
Geboren in Ungetsheim, einem kleinen mittelfränkischen Ort bei Feuchtwangen, erlernte er den Beruf des Bau- und Möbelschreiners. Er kam 1956 nach Unterfranken, heiratete die Gleisenauerin Marianne Schemm und wohnte von da an im idyllischen Kirschental. Bei Allmilmö in Zeil war der Industriemeister Fertigungsleiter und Betriebsratsvorsitzender. In der Lokalpolitik machte der Vater dreier Töchter 1960 auf sich aufmerksam, wurde Gemeinderat in Gleisenau. Nach 18 Jahren Gemeinderat in Gleisenau und Ebelsbach wurde Däschner 1978 zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Gleichzeitig gelang ihm der Sprung in den Kreistag, dem er bis 2014 angehörte. Daneben war er Richter am Arbeitsgericht und Mitglied der bayerischen Tarifkommission. Ein weiteres Highlight seines politischen Wirkens war der Erwerb des Schlosses in Gleisenau in dem er die Grundschule und die Gemeindeverwaltung unterbrachte,
Das Ende seiner aktiven Zeit als Kommunalpolitiker bedeutete auch nicht das Ende seines Engagements. Er beschäftigte sich auch in seinem „Unruhestand“ weiterhin mit kommunalpolitischen Themen und beschäftigte die Redaktionen im Heimatkreis unermüdlich mit seinen Aktionen, die aus innerer Überzeugung geboren wurden, niemals aus persönlicher Profilierung.
Emil Däschner war kein Jasager, kein Abnicker, er war unbequem, er war ein Stachel in der Phalanx der konzertierten Gleichgültigkeit. Und als solcher hinterlässt er eine Lücke , die nicht zu füllen sein wird.