Eulogius Böhler (1861 – 1943) ist gemeinhin hierzulande kein vielsagender Name. Doch dem Zeiler Heimatforscher Heinrich Weisel ist es zu verdanken, dass zwei Gemälde des Würzburger Kirchenmalers in Greßhausen und Zeil identifiziert und wieder ins Blickfeld gerückt wurden.
Über 80 Kirchenausmalungen, Restaurierungen und Ausstattungen gehören zu seinem Gesamtwerk, vor allem Deckengemälde. Dieter Weber, Herausgeber eines Begleitbandes zur Ausstellung des Künstlers 1998 in Würzurg, schreibt: „Eulogius Böhler setzte ganz auf die Tradition und ließ sich von barocken Vorbildern anregen ..., und die neubarocke Kunstrichtung Böhlers war in weiten Kreisen populär.“
In den Haßbergen und im Maintal arbeitete er in Birnfeld, Dingolshausen, Gädheim, Gerolzhofen, Knetzgau und – bisher nicht benannt und bekannt – in der Wallfahrtskirche „Maria vom Sieg“ in Greßhausen.
„Der St. Martin gehört zu unserem Haus. Das Bild ist unverkäuflich“, so Margaretha Sahlender in der Kirchgasse in Greßhausen. Und bei einem Besuch in der guten Stube des Hauses schaut einem der Heilige aus dem Herrgottswinkel entgegen. Vor direkter Sonneneinstrahlung somit geschützt, erzählt die Seniorin lebhaft von der Geschichte des Bildes.
1908 hatte Böhler den Auftrag angenommen, bei der Renovierung der Dorfkirche in Greßhausen mitzuwirken. Seine Handschrift tragen das Abendmahl an der Empore, das Deckengemälde „Unbefleckte Empfängnis Mariens“ und Medaillons an Wand und Decke. Sie beschreiben Szenen aus dem Leben der Gottesmutter.
Dorfkirche Greßhausen renoviert
Bei diesen Arbeiten unterstützte der damalige Kirchenpfleger und Großvater ihres Mannes, nämlich Martin Sahlender, den Künstler auf vielfältige Weise. So fuhr er mit seinem Pferdefuhrwerk Gerüstteile und Material für die Arbeiten vom Gädheimer Bahnhof nach Greßhausen.
Und was war die Entlohnung für diese Hilfsarbeiten? Martin Sahlender erhielt vom Kirchenmaler seinen Namenspatron als Ölgemälde (etwa 70 mal 50 Zentimeter) geschenkt. Die Signatur in der linken unteren Bildecke verweist auf den Schöpfer: „E. Böhler 1908“.
Flehend streckt ein halbnackter Bettler seine Hände dem heiligen Martin entgegen. Als Soldat – hoch zu Ross – trägt er Harnisch und Helm. Sein Mantel flattert im Wind, als er er ihn mit dem Schwert teilt. Der stolze Schimmel lässt in seiner Bewegung erkennen, dass er der Handlung seines Reiters zustimmt. Rot- und Brauntöne lenken den Blick des Betrachters auf die außergewöhnliche Szene zwischen Sankt Martin und dem Bettler.
Ein weiteres, noch nicht benanntes Gemälde Böhlers findet sich im Treppenhaus des Zeiler Pfarrhauses. Dazu weiß das Protokollbuch des Katholischen Frauenbundes Zeil unter der damaligen Vorsitzenden Barbara Nüsslein aus dem Jahre 1931 zu berichten: „Zum 700-jährigen Jubiläum der heiligen Elisabeth stiftete der hiesige Zweigverein für das neue Caritas-Haus ein großes Ölgemälde die heiligen Elisabeth darstellend, wie selbige Liebesgaben austeilt im Schlosse der Wartbug. Es wurde von einem Würzburger Künster gemalt, und zu aller Zufriedenheit ausgefallen...“
Die Signatur des Künstlers, wiederum in der unteren linken Bildecke, benennt den Maler als „E. Böhler 1931“. Er wohnte seit 1881 bis zu seinem Tode in Würzburg.
Die Widmung in der oberen linken Bildecke bestätigt die Sätze des Protokolls. „Der Caritas Fürstin Elisabeth zur Jubelfeier. Der Cathol. Frauenbund Zeil“.
Die Schrift ist in der Capitalis Monumentalis ausgeführt, also in Großbuchstaben. Die einzelnen Worte trennen Punkte in Zierart. Sie besagen: 1931 wurde das Caritashaus neu gebaut. Der Neubau fiel geradewegs mit dem 700-jährigen Jubiläum der Heiligen Elisabeth zusammen.
Sie starb 1231 und galt als Vorbild für tätige Nächstenliebe, vor allem an Kranken und Armen. Damit wurde die Fürstin aus königlichem ungarischen Geschlecht zur Patronin aller Caritasvereine.
Der Würzburger Maler hat diese gekrönte Frau im fürstlichen Gewand vor einem herrschaftlichen Schloss mit einem Pagen dargestellt, wie sie gerade einem Bettler Brot reicht. Eine Page hält einen Korb mit weiteren Broten bereit. Rosen als Zeichen der Liebe schmücken das Herrschaftshaus.
Als der Schwesternkonvent das Caritashaus 1984 verließ, übernahm die Stadt Zeil das Gebäude. Für das Gemälde selbst fand sich ein angemessener und geeigneter Platz im Treppenhaus des Pfarrhauses.
Zwischen diesen beiden Bildern von Eulogius Böhler liegen 23 Jahre. Gestenreich beide Darstellungen. Sie führen den Betrachter zur Kernaussage. Dazu tragen Rot-, Braun-, Weiß- und Grüntöne bei. Es sind erzählende Bilder, die das Hauptgebot der Christen herausstellen: die Nächstenliebe.
Lesetipp:
Eulogius Böhler, Ein Maler in Franken, Herausgeber Dieter Weber, Würzburg 1998
Dr. Konrad Albert, Greßhausen – Geschichte eines fränkischen Dorfes, Herausgeber Gemeinde Gädheim, 1996