„Die Prognose ist nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Die Voraussetzungen für den Stadtwald sind gut und wir haben auch ein gutes Unternehmen. So wie es läuft, ist es gut und wir sollten dies ausbauen." Dies betonte Förster Wolfgang Gnannt beim diesjährigen Waldbegang der Stadt Ebern, die diesmal durch den Wald am „Losberg“ führte. Es gebe nichts Schlimmeres, als im Wald mit wechselnden Methoden zu arbeiten, sagte er. "Deswegen sollten wir unsere Bewirtschaftung weiterverfolgen. Was wir tun, ist alles für den Wald und es muss uns darum gehen, ihn für die Zukunft zu wappnen.“
Auf Naturverjüngung gesetzt
Bürgermeister Jürgen Hennemann sprach zu Beginn seine Hoffnung aus, dass man nicht nur über den Klimawandel sprechen sollte und von Standorten des Waldes, die gut geeignet seien. Man habe nämlich auch gute Lärchenvorkommen gehabt und damit nun riesige Probleme bekommen. Die Frage sei, wie man dem begegnen könne. „Wir haben auch schon in den letzten Jahren viel getan, auf Monokulturen verzichtet sowie auf Naturverjüngung und Mischwald gesetzt.“
Folgen der Forstreform
Als weiteres Problem sprach er die Forstreform an und die Diskussion darüber, ob die Wälder auch zukünftig vom Forstamt betreut werden könnten. So gäbe es einen Vorschlag, dass alle Kommunalwälder über 200 Hektar nicht mehr von den Forstämtern betreut werden sollen. „Dagegen haben wir uns massiv ausgesprochen. Die Betreuung durch die Forstämter war die Gewähr dafür, dass auch Generationen nach uns noch etwas von diesem Wald haben.“ Die Forstämter haben einen riesigen Wissensschatz, wir können Vorteile daraus ziehen und auch vom Betrieb her ist es eine gute Sache.“
Höchstmögliche Zertifikate
Vor dem Eintritt in den Wald wies Förster Wolfgang Gnannt die Teilnehmer der Waldbegehung, Stadträte und Mitarbeiter, auf ein Schild mit den Buchstaben FSC hin, das dem Forstbetrieb als Zertifizierung bescheinige, dass er seinen Wald nach hohen ökologischen und sozialen Standards bewirtschafte. „Ebern hat die höchstmöglichen Zertifikate und das setzt bestimmte Standards voraus. Die Arbeiterschaft besteht aus gut ausgebildeten Leuten und heimatlichen Forstwirten mit einer guten Bezahlung. Es wird hier naturnah gearbeitet, es gibt ein 5,5 Kilometer langes Wegenetz in Topzustand und wir können einen guten Holzwert vorweisen.“
Excellentes Erholungsgebiet
Von Bedeutung sei auch, dass dieses Waldgebiet „Losberg“ mit 135 Hektar direkt vor den Toren Eberns liege und an das Baugebiet „Mannlehen“ angrenze. Es habe nämlich eine große Bedeutung für den hohen Klimaschutz gerade über Ebern. „26 Hektar davon sind ein excellentes Naherholungsgebiet für den Bürger. An den Wochenenden sind hier sehr viele Bürger unterwegs und in den Corona-Zeiten waren so viele Waldbesucher unterwegs, wie ich es seit meiner 26-jährigen Dienstzeit hier noch nicht erlebt habe.“
Wolfgang Gnannt zeigte sich überrascht von der großen Teilnehmerzahl an der Waldbegehung und kam dann natürlich auf die waldbaulichen Ziele zu sprechen. Man habe ja erst von 2015 bis 2018 eine „Forsteinrichtung oder mittelfristige Planung“ gemacht, die für die nächsten 20 Jahren beschreibe, was zu tun sei. Ebenso habe man auch ein Raster drüber gelegt mit einem Strichprobeninventar über Baumarten, Totholzanteilen, Rückewegen, Straßen und wie viel Holz im Wald stehe.
Mit Stolz betonte der Förster: „Wir haben in den letzten Jahren nicht geräubert. Vielmehr war das Gegenteil der Fall: Wir haben Vorrat aufgebaut und unser Wald steht besser da als zuvor.“
Eichen trotzt Klimawandel
„Ich kenne keine Kommune in Unterfranken, die einen so hohen Eichenanteil hat. Das ist auch bedeutsam im Hinblick auf den Klimawandel. Die Eiche ist die einzige Baumart, die momentan noch dem Klimawandel trotzt, während wir mit Kiefern, Fichten, der Lärche und auch der Buche viele Probleme haben“, stellte Wolfgang Gnannt fest. In Bezug auf den Anteil der Baumarten liege man bei der Fichte noch bei 10,4 Prozent und das werde sich in Richtung fünf Prozent bewegen. Gleiches gelte für die Kiefer, die noch bei 30 Prozent und für die Buche, die noch bei 15,1 Prozent stünden. Ein Riesenproblem seien die Lärchen mit 4,1 Prozent, welche durch Trockenheit oder den Lärchenholzborkenkäfer absterben.
Bis zu 400 000 Euro Ertrag
Trotzdem sei der Wald eine tolle Geschichte für Ebern und auch seinen Geldbeutel. Der Wald könne zwischen 300 000 und 400 000 Euro abwerfen. Aber die Stadt könne nicht von ihrem Wald leben oder ihren Haushalt damit sanieren. Die Teilnehmer ließ er dabei auch einen Blick auf einige Eichen werfen und fragte, was sie von ihrer Stärke hielten. Dabei musste er so einige Äußerungen korrigieren. „Das ist bei weitem noch nicht die Stärke, die wir uns vorstellen und man könnte sie wie kleine Rinder bezeichnen. Um zu besonderem Wertholz zu kommen, sollten sie noch 80 bis 100 Jahren stehen“. Dabei erfuhr man, dass Eichen schon an die 200 Jahre an Wachstum benötigen. Von schon etwas stärkeren Eichen entnehme man nur die mit Schäden oder einer abgebrochenen Krone.
Naturnaher Mischbestand
Bei dem Waldspaziergang zeigte Förster Gnannt auf, dass man seit 35 Jahren keinen Kahlhieb mehr vorgenommen habe und seit Jahrzehnten einen naturnahen Mischwald als Ziel sehe. „Dazu bedarf es besonderer Kenntnisse, die von einer nachhaltigen Bewirtschaftung geprägt sind. Dies gilt auch für einen Förster. Wenn du als Förster 30 bis 40 Jahre hier bist, brauchst du erst einmal 15 Jahre, bis du deinen Wald richtig kennst.“
Ebenso brauche es Wald- und Jagdreferenten, die auf der gleichen Seite wie der Förster stünden, aber auch ihre Verbindung zu Jägern und der Bevölkerung hätten. Dies habe in den letzten Jahrzehnten sehr viel gebracht. Aber auch die Jagd müsse mitspielen, wenn man keinen Quadratmeter für die Jungpflanzen einzäunen wolle. Wenn die Jagd nicht mitspiele, müsse man alles einzäunen und das koste viel Geld und Arbeit. Dabei diskutierte man auch über die Möglichkeit einer „Revierjagd“.
Freiherr Hermann von Rotenhan nannte in diesem Zusammenhang „das Zäune aufstellen ein Armutszeugnis“, denn das heiße, dass ich die Jagd nicht im Griff habe. „Die Jagd ist elementar für einen guten Wald.“ Deswegen müsse ein Förster, so Gnannt, „heute auch Überzeugungsarbeit leisten, ständig unterwegs sein, auch als Prediger und Missionar“.
Immer mehr Laubholz
Förster Wolfgang Gnannt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zeigte den Forsteinschlag der letzten Jahre auf. 2018: 1000 lfm, 2019: 5230 lfm und 2020 bis jetzt 1800 lfm. Er führte die Teilnehmer aber auch immer wieder durch Stücke mit gigantischer Naturverjüngung und einem richtig grünen Unterbau. Vor allem die Eiche fiel dabei auf, die man aber nicht „rein“ haben wolle, sondern gemischt mit vielen anderen Laubbäumen, Totholz und auch Biotopbäumen. „Ziel ist ein klimastabiler Wald und hier ist der Losberg ein Kleinod“.
Schwarznuss und Esskastanie
So wurde man auch überrascht mit der neuen Baumart der „Esskastanie“, mit der man bei Welkendorf schon 3 Hektar bepflanzt habe. „Hier im Wald geht es aber nicht um die Fruchtproduktion, sondern um die Holzproduktion. Die Esskastanie ist dabei hervorragend geeignet für Schnitt- und Furnierholz“. Sie bedeute aber auch Profiarbeit und Pflege durch ausgebildete Kräfte. An anderer Stelle konnte man sich über die „Schwarznuss“ wundern, einem amerikanischen Nussbaum, der sehr schnell wächst und eine gute Astreinigung aufweist.
Probleme mit Hunden
Die Bedeutung dieses Waldstückes als Naherholungsgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt führe aber auch zu Problemen wie freilaufenden Hunden. Dies müsse man feststellen und die Stadtväter sollten sich überlegen, ob man hier nicht an eine Leinenpflicht denken sollte. Dies gelte übrigens auch im Bereich des Standortübungsplatzes. „Ich habe auch zwei Hunde, aber die sind immer an der Leine“, meinte Förster Gnannt. 90 Prozent der Hundeführer seien okay, aber es gebe eben auch Ausreißer.