Heiß diskutiert wurde nicht nur aufgrund der unerträglichen Nachmittagshitze: Elf Vertreter des parteiübergreifenden Aktionsbündnisses „proEBN“ haben am Donnerstagnachmittag 2441 Unterschriften von Befürwortern zur Wiedereinführung des Altkennzeichens EBN an Landrat Rudolf Handwerker übergeben. Auch wenn er den Vorstoß persönlich für „absoluten Schmarrn“ hält, versprach er der Delegation aus Ebern am Ende, weitere Gespräche zu führen. Womöglich wird die Ablehnung nochmals auf den Prüfstand gestellt.
Die Altkennzeichen doch noch herbeizuführen, mühte sich die Delegation in einem knapp 40-minütigen Gespräch mit dem Landrat im Landratsamt eifrig. JU-Kreisvorsitzender Fabian Weber bat Rudolf Handwerker, in der Sache nicht seine eigenen Eindrücke voranzustellen, sondern darauf zu hören, was den Bürgern wichtig ist. Dass der Wunsch zur Wiedereinführung des Altkennzeichens EBN nicht nur einsames Anliegen weniger Traditionalisten sei, zeige die hohe Zahl der Unterstützer-Unterschriften deutlich, betonte Weber. So zeichneten bei der Online-Petition der JU im Internet 1126 Unterstützer und auf den Unterschriftenlisten von Lothar Olbrich weitere 1315 Bürger. Ein Signal, das von Landrat Handwerker nicht überhört werden dürfe, sagte Weber. In seinen Augen stellt die persönliche Ablehnung der gesetzlich zulässigen Wiedereinführung des EBN-Kennzeichens durch den Landrat und die nachher herbeigeführte Abstimmung im Kreistag mit 21 Für- und 28 Gegenstimmen eine Missachtung des Bürgervotums dar. Der JU-Kreisvorsitzende macht deutlich, dass „wir alle Haßbergler sind, ohne wenn und aber“. Der Wunsch nach dem EBN-Kennzeichen habe nichts mit Separatismus zu tun, drücke lediglich den Stolz auf die eigene Heimatstadt aus. Und dieses Heimatgefühl wollten viele Eberner Bürger eben sichtbar mit EBN an ihren Autokennzeichen ausdrücken. Zumal, das unterstrich Unterstützer Michael Lohm, das Kennzeichen HAS von Fremden nicht im eigentlichen Sinne seiner Bedeutung für den Landkreis Haßberge stehe. „Da heißt es immer, ihr kommt aus Haßfurt – und das stimmt halt nicht, wir sind Eberner.“
Fabian Weber riet dem Landrat doch mal in Nachbarlandkreise zu blicken. Vieler seiner Amtskollegen hätten dort der Wiedereinführung von Altkennzeichen problemlos zugestimmt, zumal sie dies in alleiniger Verantwortung tun dürften. Das sah auch Jürgen Hennemann (SPD) so. Es bereite keine Probleme, die Kennzeichen EBN und HOH wieder einzuführen.
Die Wiedereinführung von Altkennzeichen hält Rudolf Handwerker für „absoluten Schmarrn“, wie er der Delegation sagte. Das Kennzeichen HAS stehe nunmehr seit Jahrzehnten für den Landkreis Haßberge und sei identitätsstiftend, zumal es lange gedauert habe, bis der Landkreis zusammengewachsen sei. Gäbe es künftig neben HAS auch die Kennzeichen EBN, HOH und GEO in den Haßbergen, „kann niemand mehr zuordnen, woher man kommt“.
Das sei künftig sowieso schwierig, betonte Polizeibeamter Michael Lohm. Schließlich dürfe nach einem Vorstoß von CSU-Bundesverkehrsminister Ramsauer ab nächstem Jahr jeder sein Kennzeichen lebenslang behalten. „Wenn also einer aus Berlin in die Haßberge zieht, darf er sein ,B' auf dem Kennzeichen lebenslang behalten“, bilanzierte Lohm. Da sei eine Zuordnung eh nicht mehr möglich. „Das ist ein fauler, blöder Kompromiss“, gestand Handwerker ein und stellte seinem Parteikollegen Ramsauer für diese Entscheidung keine gute Note aus.
Die Argumentation des Landrats für eine Ablehnung von Altkennzeichen mochte der Eberner JU-Ortsvorsitzende Lukas Geuß nicht verstehen. Wenn es in 40 Jahren Bestehens des Landkreises Haßberge nicht gelungen sei zusammenzuwachsen und Handwerker dies so auslege, dass es deshalb nur HAS-Kennzeichen geben dürfe, sei das traurig. „Machen Sie den Landkreis denn nur an einem Kennzeichen fest?“, fragte Geuß den Landrat.
Auch Manfred Fausten, CSU-Stadtrat in Ebern, versteht Handwerkers Haltung nicht und bat ihn eindringlich, die Wiedereinführung des EBN-Kennzeichens noch zuzulassen. Und er fuhr im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im März 2014 parteipolitische Geschütze auf: „Herr Landrat, Sie schaden durch Ihre Haltung nicht nur Ebern, sondern auch Ihrer Partei und hinterlassen Ihrem Nachfolger eine schwere Bürde.“ Umso mehr, da es von bislang den Landratskandidaten Wilhelm Schneider (CSU) und Bernhard Ruß (SPD) Signale gebe, dass sie nach ihrer Wahl 2014 nachträglich noch „proEBN“ zustimmen würden. Für Fausten ist es also keine Frage, ob EBN kommt, sondern lediglich wann. Rudolf Handwerker solle sich in den letzten Monaten seiner Amtszeit ein Herz fassen und dem Wunsch vieler Bürger folgen: „Erlauben Sie die Einführung des EBN-Kennzeichens.“ Dann seien die Menschen zufrieden und glücklich und die Diskussion endlich vom Tisch. Für den Fall, dass Landrat Handwerker bei seinem „Nein“ bleibe, kündigte Fausten weitere Aktionen an: „Wir kämpfen weiter, aber wir wollen kein zweites Ermershausen.“
Landrat Handwerker versprach, über das Anliegen nochmals nachzudenken. „Ich werde noch mal mit verschiedenen Personen sprechen.“ Er ließ offen, ob er den Wunsch aus Ebern bald erfüllen will: „Sie erwarten doch nicht, dass ich hier und jetzt Ja sage?“