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Eschenau
Der Himmel in Blau und Gold
Der Kronleuchter bringt die goldenen Sterne am neuen blauen Himmel der Eschenauer Kirche zum Leuchten.
Foto: Wolfgang Aull | Der Kronleuchter bringt die goldenen Sterne am neuen blauen Himmel der Eschenauer Kirche zum Leuchten.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 31.03.2024 03:43 Uhr

Die Sanierungsarbeiten an der Bergkirche in Eschenau gehen dem Abschluß entgegen. Über vierhundert Sterne aus Blattgold zieren das Tonnengewölbe

Ein dezentblauer Nachthimmel, Hunderte von goldenen Sternen. Wer diese Tage die evangelisch-lutherische "Bergkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit" in Eschenau betritt, wird erstaunt sein, was hier zu sehen ist. In liebevoller Handarbeit entstand während der vergangenen Wochen auf dem hölzernen Tonnengewölbe ein Himmel, der seinesgleichen sucht, und doch wie selbstverständlich hierher gehört.

Über der Eschenauer Kirche prangt wieder ein blauer Himmel.
Foto: Wolfgang Aull | Über der Eschenauer Kirche prangt wieder ein blauer Himmel.

Denn es ist eine Wiedergeburt. Vor rund 150 Jahren war schon einmal ein solcher Himmel geschaffen worden, rekonstruierte Kirchenrestaurateurin Kathrin Hönig. Doch es fiel in den Jahren 1963 bis 1967 einer neuen Gedankenwelt zum Opfer. Eine große Renovierung stand an, hell sollte das Gotteshaus werden, lichtdurchflutet, freundlich, einladend. Ein buntes Glasfenster wurde entfernt, der Innenraum hell getüncht, ein Sinnspruch übermalt, das Äußere des Gotteshauses ockergelb angestrichen.

Eine Spende von Daniel Herterich brachte einen Sinnspruch an alter Stelle wieder zu Ehren.
Foto: Wolfgang Aull | Eine Spende von Daniel Herterich brachte einen Sinnspruch an alter Stelle wieder zu Ehren.

Das Maßnahmenpaket konnte nicht vollständig überzeugen: die Trauer über das verlorene Glaskunstwerk ebbt bis heute nicht ab, und zuweilen wurde ein verbliebenes Holzmuster hervorgeholt, auf dem der überstrichene Nachthimmel zu sehen war, und weckte sehnsuchtsvolle Träume.

Manchmal werden Träume wahr. Die Kirche von Eschenau war, 60 Jahre nach der letzten Renovierung, in einem bedenklichen Zustand: das Dach undicht, der Holzboden verrottet. Von oben drang Wasser ein, und manch zartes Pflänzlein versuchte, sich im Kircheninneren anzusiedeln. Der Putz hielt den Stürmen nicht mehr stand, die elektronische Orgel pfiff, wie es der Volksmund gerne formuliert, aus dem letzten Loch.

All dies zu einer Zeit, in der die Kirchengemeinde das 300-jährige Bestehen des Gotteshauses feiern wollte. 2020, zur Hochzeit der Corona-Pandemie. Allein die Mauersegler scherten sich nicht um das Virus, pfiffen fröhliche Lieder rund um ihr Zuhause in einer Mauerritze, während der Gottesdienst ins Freie verlegt wurde, schattensuchende Schutz fanden unter dem Dach des Leichenhauses.

Der Kirchenvorstand unter Leitung ihrer Pfarrerin Doris Otminghaus machte Kassensturz: "Jetzt oder nie muss eine Sanierung gestartet werden", war die Ausrichtung. Und wenn schon, dann in einer Sorgfalt, die der Historie des Gebäudes gerecht wird und dem Erscheinungsbild, wie es die Altvorderen erlebt haben, so nahe wie möglich kommt.

Kirche, Friedhof, altes Schulhaus und Brunnenhäuschen bilden ein denkmalgeschütztes Ensemble in Eschenau.
Foto: Wolfgang Aull | Kirche, Friedhof, altes Schulhaus und Brunnenhäuschen bilden ein denkmalgeschütztes Ensemble in Eschenau.

Geleitet wurde die Baumaßnahme vom Architekturbüro Schmidt aus Coburg. Restauratorin Kathrin Hönig erforschte die ursprüngliche Farbgestaltung. Rosa, brachte sie ans Licht, war die Farbe, in welche die Eschenauer einst das Gebäude gekleidet hatten. Der Abschied vom Ocker außen fiel schwer, doch die Gefälligkeit des neuen Erscheinungsbildes überzeugt. Und jetzt noch der Nachthimmel.

"Mein goldener Stern am Himmel." Mit diesem Motto möchte sich die Kirchengemeinde bei allen bedanken, die sich finanziell ab 50 Euro an der Renovierung beteiligt haben oder noch beteiligen. Sie erhalten eine Urkunde, der Spendername wird im Kirchenbuch verewigt. Unter allen Beteiligten werden drei Urkunden verlost, die von Hönig mit einem original Blattgoldstern versehen wurden.

In liebevoller Handarbeit wurde Stern für Stern von Restaurateurin Kathrin Hönig angebracht.
Foto: Wolfgang Aull | In liebevoller Handarbeit wurde Stern für Stern von Restaurateurin Kathrin Hönig angebracht.

Zu Ostern wird auch eine neue elektronische Orgel erklingen. Eine Spende von Doris Otminghaus, ein Abschiedsgeschenk, ihre Renteneintritt rückt nahe.

Sie ist überzeugt, dass in Eschenau Kirchengeschichte weitergeschrieben wird, allen widrigen Umständen zum Trotz. Die Eschenauer, welche sich bereits 1530 von der Reformation überzeugen ließen, mussten miterleben, dass 1630 ihr Pfarrer vertrieben wurde. Weder Gottesdienst noch öffentliches Glaubensbekenntnis war ihnen zugestanden. Über Hausbibeln und Gebetbücher sowie Dank heimlicher Treffen wurde die Zeit überbrückt. Erst 1701 wurde ihr lutherischer Glaube wieder zugelassen, 1720 war die Kirche errichtet.

Sie ist sicher eines der am schönsten gelegenen Wahrzeichen christlichen Glaubens im Landkreis Haßberge. Sie macht mit ihrem Erscheinungsbild auch richtig was her, meint Rudolf Symmank, der den Kirchenvorstand leitet. 

Zu Ostern wird auch eine neue elektronische Orgel erklingen. Eine Spende von Pfarrerin Doris Otminghaus.
Foto: Wolfgang Aull | Zu Ostern wird auch eine neue elektronische Orgel erklingen. Eine Spende von Pfarrerin Doris Otminghaus.

"Die herrliche Lage des Hügels, am Fuße des Steigerwaldes, übt für viele Besucher noch heute eine magische Anziehungskraft aus. Das denkmalgeschützte Ensemble, bestehend aus der Kirche, dem Friedhof, dem alten Schulhaus und dem Brunnenhäuschen bildet ein harmonisches Gesamtbild. In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt. Rege Nachfrage besteht auch für Trauungen, Taufen und Trauerfeiern."

Und wer möchte, dass gefühlt auch sein goldener Stern am Himmel erstrahlt, kann sich an der Entstehung mit einer Spende beteiligen. "Spendenquittungen", so Doris Otminghaus, "können ausgestellt werden".

 
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