Die Sanierungsarbeiten an der Bergkirche in Eschenau gehen dem Abschluß entgegen. Über vierhundert Sterne aus Blattgold zieren das Tonnengewölbe
Ein dezentblauer Nachthimmel, Hunderte von goldenen Sternen. Wer diese Tage die evangelisch-lutherische "Bergkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit" in Eschenau betritt, wird erstaunt sein, was hier zu sehen ist. In liebevoller Handarbeit entstand während der vergangenen Wochen auf dem hölzernen Tonnengewölbe ein Himmel, der seinesgleichen sucht, und doch wie selbstverständlich hierher gehört.
Denn es ist eine Wiedergeburt. Vor rund 150 Jahren war schon einmal ein solcher Himmel geschaffen worden, rekonstruierte Kirchenrestaurateurin Kathrin Hönig. Doch es fiel in den Jahren 1963 bis 1967 einer neuen Gedankenwelt zum Opfer. Eine große Renovierung stand an, hell sollte das Gotteshaus werden, lichtdurchflutet, freundlich, einladend. Ein buntes Glasfenster wurde entfernt, der Innenraum hell getüncht, ein Sinnspruch übermalt, das Äußere des Gotteshauses ockergelb angestrichen.
Das Maßnahmenpaket konnte nicht vollständig überzeugen: die Trauer über das verlorene Glaskunstwerk ebbt bis heute nicht ab, und zuweilen wurde ein verbliebenes Holzmuster hervorgeholt, auf dem der überstrichene Nachthimmel zu sehen war, und weckte sehnsuchtsvolle Träume.
Manchmal werden Träume wahr. Die Kirche von Eschenau war, 60 Jahre nach der letzten Renovierung, in einem bedenklichen Zustand: das Dach undicht, der Holzboden verrottet. Von oben drang Wasser ein, und manch zartes Pflänzlein versuchte, sich im Kircheninneren anzusiedeln. Der Putz hielt den Stürmen nicht mehr stand, die elektronische Orgel pfiff, wie es der Volksmund gerne formuliert, aus dem letzten Loch.
All dies zu einer Zeit, in der die Kirchengemeinde das 300-jährige Bestehen des Gotteshauses feiern wollte. 2020, zur Hochzeit der Corona-Pandemie. Allein die Mauersegler scherten sich nicht um das Virus, pfiffen fröhliche Lieder rund um ihr Zuhause in einer Mauerritze, während der Gottesdienst ins Freie verlegt wurde, schattensuchende Schutz fanden unter dem Dach des Leichenhauses.
Der Kirchenvorstand unter Leitung ihrer Pfarrerin Doris Otminghaus machte Kassensturz: "Jetzt oder nie muss eine Sanierung gestartet werden", war die Ausrichtung. Und wenn schon, dann in einer Sorgfalt, die der Historie des Gebäudes gerecht wird und dem Erscheinungsbild, wie es die Altvorderen erlebt haben, so nahe wie möglich kommt.
Geleitet wurde die Baumaßnahme vom Architekturbüro Schmidt aus Coburg. Restauratorin Kathrin Hönig erforschte die ursprüngliche Farbgestaltung. Rosa, brachte sie ans Licht, war die Farbe, in welche die Eschenauer einst das Gebäude gekleidet hatten. Der Abschied vom Ocker außen fiel schwer, doch die Gefälligkeit des neuen Erscheinungsbildes überzeugt. Und jetzt noch der Nachthimmel.
"Mein goldener Stern am Himmel." Mit diesem Motto möchte sich die Kirchengemeinde bei allen bedanken, die sich finanziell ab 50 Euro an der Renovierung beteiligt haben oder noch beteiligen. Sie erhalten eine Urkunde, der Spendername wird im Kirchenbuch verewigt. Unter allen Beteiligten werden drei Urkunden verlost, die von Hönig mit einem original Blattgoldstern versehen wurden.
Zu Ostern wird auch eine neue elektronische Orgel erklingen. Eine Spende von Doris Otminghaus, ein Abschiedsgeschenk, ihre Renteneintritt rückt nahe.
Sie ist überzeugt, dass in Eschenau Kirchengeschichte weitergeschrieben wird, allen widrigen Umständen zum Trotz. Die Eschenauer, welche sich bereits 1530 von der Reformation überzeugen ließen, mussten miterleben, dass 1630 ihr Pfarrer vertrieben wurde. Weder Gottesdienst noch öffentliches Glaubensbekenntnis war ihnen zugestanden. Über Hausbibeln und Gebetbücher sowie Dank heimlicher Treffen wurde die Zeit überbrückt. Erst 1701 wurde ihr lutherischer Glaube wieder zugelassen, 1720 war die Kirche errichtet.
Sie ist sicher eines der am schönsten gelegenen Wahrzeichen christlichen Glaubens im Landkreis Haßberge. Sie macht mit ihrem Erscheinungsbild auch richtig was her, meint Rudolf Symmank, der den Kirchenvorstand leitet.
"Die herrliche Lage des Hügels, am Fuße des Steigerwaldes, übt für viele Besucher noch heute eine magische Anziehungskraft aus. Das denkmalgeschützte Ensemble, bestehend aus der Kirche, dem Friedhof, dem alten Schulhaus und dem Brunnenhäuschen bildet ein harmonisches Gesamtbild. In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt. Rege Nachfrage besteht auch für Trauungen, Taufen und Trauerfeiern."
Und wer möchte, dass gefühlt auch sein goldener Stern am Himmel erstrahlt, kann sich an der Entstehung mit einer Spende beteiligen. "Spendenquittungen", so Doris Otminghaus, "können ausgestellt werden".