
Anlässlich des 150. Todestags des Dichters und Orientalisten Friedrich Rückert gab es auf der Bettenburg eine Schlossführung und Claudia Wiener hat den Vortrag „Rückert als unkonventioneller Dichter der Befreiungskriege“ gehalten.
Rückert, ein großer fränkischer Romantiker, wurde im Jahr 1788 in Schweinfurt geboren. Er blieb zeitlebens tief verbunden mit seiner fränkischen Heimat und hinterließ auch in den Haßbergen seine Spuren. So suchte er die Bettenburg häufig auf, um sich in der Bettenburger Tafelrunde mit Gleichgesinnten auszutauschen und inspirieren zu lassen.
Schloss Bettenburg bei Manau war im 18. Jahrhundert ein Mittelpunkt geistigen Lebens. Damals gingen Schriftsteller wie Jean Paul, Komponisten wie Ludwig Spohr und Philosophen wie Friedrich Schelling als eine Art Tafelrunde auf dem Schloss ein und aus.
Altes Adelsgeschlecht
Maximilian Freiherr Truchseß von Wetzhausen ließ es sich als Schlossherr nicht nehmen, die Führung im Rückert-Jahr selbst durchzuführen. Seit 700 Jahren gebe es das Geschlecht der Truchseß, das einmal in zehn verschiedene Linien aufgefächert war, berichtete er. Mittlerweile gebe es nur noch die Linie „von Wetzhausen“. Alle anderen seien ausgestorben.
Der Name Bettenburg habe nichts mit Betten als Schlafstätte zu tun. Vielmehr leite er sich von dem mittelalterlichen Wort „Bate“ ab, was soviel wie Zins bedeutet, der damals vom Schlossherrn erhoben wurde.
Von der Bettenburger Linie seien 22 Generationen urkundlich erfasst. Der in der Nähe der Bettenburg angelegte Landschaftsgarten mit dem Minnesängerplatz und unterschiedlichen Gebäuden sei bereits im Jahr 1789 entstanden. Er sei einer der Ersten seiner Art gewesen und wurde von der „Tafelrunde“, die halb politisch, halb schöngeistig interessiert war, regelmäßig genutzt.
Rückert habe am damaligen Schlossherrn, Christian von Truchseß, sehr gehangen und sei von diesem gefördert und protegiert worden. Deren enge Beziehung beweist auch ein Gedicht, das Rückert zum Tod von Christian verfasst hat.
Die Malereien in der Bettenburg stammen von Johann Adam Philipp Stößel, einem Schweinfurter Künstler. Viele Fresken und Wandbilder seien übertüncht worden, als die Bettenburg in den 1970er Jahren an eine Drogenhilfe-Einrichtung verpachtet wurde. Auch einen Weinkeller habe es gegeben, erinnert sich der 88-jährige Freiherr. Nach einem Gewitter sei der überflutet gewesen. Die Flaschen schwammen herum, die Etiketten hatten sich gelöst und wurden wahllos auf die Flaschen geklebt. Dies sorgte bei Gästen für Überraschungen, als die zweite Flasche geöffnet wurde.
30 Zimmer hat das Schloss. Über einigen Türen im ersten Stock wurden in der Zeit, als sich die Tafelrunde traf, sogenannte Supraporten angebrachten – Tafeln mit kurzen Gedichten oder Sprüchen damaliger Gelehrter. Welche davon Friedrich Rückert zuzuordnen sind, ließe sich nicht mehr nachvollziehen. Mittlerweile hat das Schloss eine Zentralheizung. Als er im Schloss wohnte, sei dies noch nicht so gewesen, erinnert sich der Baron.
Damals habe er im Winter im Pelzmantel die Bauleitung gemacht. Die Bettenburg ist seit sieben Jahren an Privatleute vermietet, die die Räume für Seminare weitervermieten.
Wer am Leben und Wirken Friedrich Rückerts interessiert ist, sollte sich weitere Veranstaltungen nicht entgehen lassen: an den Sonntagen, 19. Juni und 24. Juli finden jeweils um 14 Uhr eineinhalb stündige Führungen zu Stationen aus Rückerts Kindheit statt. Treffpunkt ist am ehemaligen Rathaus in Oberlauringen.
Veranstaltungen im Rückert-Jahr
Vom 7. bis 10. Juli werden in Zusammenarbeit mit Eberner Schulen orientalische Speisen, Musik, Bilder und Texte von Rückert dargeboten. Eröffnung ist am Donnerstag, 7. Juli, um 18 Uhr im Weingarten in Jesserndorf. Am Samstag, 30. Juli, um 14 Uhr folgt eine Führung zu den Skulpturen im Landschaftspark Bettenburg mit Wolf Eiermann. Treffpunkt ist am Parkplatz des Landschaftsparks. Am Sonntag, 31. Juli, wird ab 13 Uhr dem Rückert-Weg von Ebern nach Heiligersdorf gewandert. Treffpunkt ist am Finanzamt in Ebern.
Weitere Informationen: im Internet unter www.hassberge-tourismus.de oder Tel. (0 95 23) 5 03 37 10.