Einer der großen Verlierer der Bundestagswahl ist der Hammelburger Grünen-Politiker Hans-Josef Fell. Der 61-Jährige war von Platz 12 der grünen Landesliste aus ins Rennen gegangen – und schon mit der ersten Prognose um 18.00 Uhr stand am Sonntag fest, dass er dem 18. Deutschen Bundestag nicht angehören wird. Für die bayerischen Parteien gilt die Faustformel: So viele Prozentpunkte sie im Freistaat einfahren, so viele Abgeordnete schicken sie nach Berlin. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode waren das entsprechend ihrem Bayern-Resultat zehn „grüne“ Parlamentarier.
Im Gespräch mit unserer Zeitung machte Fell am Sonntagabend keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Er selbst sah sich als Opfer der eigenen Partei, „die einfach noch nicht professionell genug arbeitet“. Damit meinte er, dass die Partei ihn und andere Hochkaräter im Umfragehoch des vergangenen Jahres zu weit nach hinten auf die Liste gesetzt hätte: „Da hat man geglaubt, wir bringen locker 15 oder 16 Leute rein.“
Fells Frust rührt daher, dass er ein herausragender und auch bei Parteigegnern anerkannter Experte in Sachen erneuerbare Energien ist. Zusammen mit dem verstorbenen Hermann Scheer (SPD) gehört er zu den Vätern des Erneuerbare Energien-Gesetzes, seit 2005 war der Hammelburger Energiepolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag.
Für das schlechte Abscheiden der Grünen insgesamt macht Fell eine Propaganda-Kampagne der Großkonzerne gegen die erneuerbaren Energien verantwortlich. Diese Kampagne habe völlig überdeckt, welche positiven Effekte die Energiewende schon jetzt zeige. „Dadurch ist die grüne Politik unter die Räder gekommen“, so Fell.
Auch die Medien bezog Hans-Josef Fell in seine Kritik mit ein, sie hätten es nicht verstanden, grüne Politik differenziert darzustellen. So sei der Bevölkerung der Glaube aufgedrückt worden, die Grünen wollten allgemeine Steuererhöhungen, „doch in Wirklichkeit hätten wir 90 Prozent der Bürger entlastet“.
Hans Josef-Fell kündigte an, auch außerhalb des Bundestages all seine Kraft dazu zu verwenden, dass die Energiewende in Deutschland Wirklichkeit wird. Wie es ansonsten mit ihm persönlich weitergeht, darüber werde er erst am heutigen Montag anfangen, sich Gedanken zu machen, so der Politiker, der seit 1998 im Bundestag sitzt. Vor seiner politischen Karriere war der 61-Jährige Gymnasiallehrer für Physik und Sport in Schweinfurt.