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HASSBERGKREIS
Der erste Kunstpreis geht an Gerd Kanz
Dieses Ölgemälde auf Holz ist eine von zwei Arbeiten von Gerd Kanz, die für den Kunstpreis 2016 des Landkreises Haßberge nominiert worden waren und die Jury für sich eingenommen hatten.
Foto: Ulrike Langer | Dieses Ölgemälde auf Holz ist eine von zwei Arbeiten von Gerd Kanz, die für den Kunstpreis 2016 des Landkreises Haßberge nominiert worden waren und die Jury für sich eingenommen hatten.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:17 Uhr

„And the winner is“: Gerd Kanz aus Untermerzbach. Er hat den ersten und mit 2000 Euro dotierten Kunstpreis des Landkreises Haßberge erhalten, der im Rahmen der Projektreihe „Kunststück“ für Künstler aus der Region Main-Rhön ausgeschrieben worden war. Mit einem schlichten, aber ausdrucksstarken „Danke!“ nahm Gerd Kanz den Kunstpreis 2016 aus der Hand von Landrat Wilhelm Schneider entgegen. Für ihn ist der Preis gleichzeitig ein schönes Geschenk zu seinem 50. Geburtstag, den er am morgigen Dienstag feiern kann.

Gerd Kanz, Maler und Bildhauer zugleich, ist einer der 15 Künstler aus der Region Main-Rhön, die für den Kunstpreis nominiert waren und ihre ausgesuchten Werke unter dem Titel „ZwischenRaum – MainRhön“ im Schloss Oberschwappach noch bis zum 20. März präsentieren. Die Laudatio auf ihn hielt der Galerist Egon Stumpf im Namen der gesamten Jury im vollbesetzten Spiegelsaal des Schlosses.

Gerd Kanz beherrsche die Raffinesse der Farbklänge und wisse das ganze Orchester der Farben überzeugend zu dirigieren, sagte Stumpf. „Ein tiefes Blau tönt fast monochrom aus der Fläche und bringt ganze Räume in Schwingung. Rot-Töne von samtig rauer Oberfläche tragen ein Bild wie die Bratschen ein ganzes Orchester. Feine flimmernde Grünstufungen erfüllen die Luft wie ein Heer von Violinen. Helle Flöten lassen gelbe Punkte sprudelnd auf der Fläche tanzen und werden eingefangen von erdig braunen Rändern, die wie die Klänge einer Tuba den stetig wechselnden Rhythmus unterstützen und ordnen. Grautöne, die wie Silber funkeln, simulieren die Klänge der Blasinstrumente. Eine Symphonie von Ordnung und Freiheit erklingt aus jeder einzelnen Komposition in all unseren Sinnen“, schilderte Egon Stumpf das Gesamtwerk von Gerd Kanz.

„Wir, der gesamte Landkreis Haßberge, dürfen ein Stück weit stolz sein, dass wir mit diesen Preisen ein großes kulturelles Zeichen setzen können“, sagte Landrat Schneider, der allen Beteiligten ausdrücklich dankte, bei der Preisübergabe. „Es ist uns mit diesem Wettbewerb gelungen, die geballte kulturelle Vielfalt hier in der gesamten Region sichtbar zu machen!“ Auf die Bitte von Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus, der das Schloss Oberschwappach immer wieder für Kunstausstellungen zur Verfügung stellt, den Kunstpreis fortzusetzen, sagte der Landrat: „Wir werden den Kunstpreis sicher weiterführen. Die Details stehen aber noch nicht fest. Dazu werden wir mit den Landräten der Region Main-Rhön erst noch sprechen.“

Die Ausstellung „ZwischenRaum – MainRhön“ im Schloss Oberschwappach ist noch bis zum 20. März samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 09527/810501 zu sehen. Am Sonntag, 20. März, findet um 14 Uhr eine Themenführung mit dem Titel „Die Kunst des Siegens“ mit Ann-Kathrin Müller statt. Dabei wird auch der Kunstpreis-Träger Gerd Kanz anwesend sein.

Bei der Bekanntgabe des Preisträgers des Kunstpreises 2016 des Landkreises Haßberge für Künstler aus der Region Main-Rhön im Schloss Oberschwappach wurden noch weitere Preise verteilt. Den Publikumspreis der Firma Benkert Bänke aus Altershausen im Wert von 500 Euro erhielt Peter Picciani aus Ipthausen bei Bad Königshofen und der überraschend ins Leben gerufene Sonderpreis der Sparkasse Ostunterfranken im Wert von 500 Euro ging an Jannina Hector aus Hofheim.

Für die Leiterin des Landkreisprojekts „Kunststück“, Sibylle Kneuer, stand fest: „Die Ausstellung ,ZwischenRaum – MainRhön‘ als Höhepunkt der Veranstaltungsreihe Kunststück beweist, dass es in der Region hochkarätige Kunst gibt, dass ein Publikum für diese Kunst vorhanden ist und dass professionelle Vermittlung den Raum zwischen Kunst und Publikum überbrücken kann.“ Das Kunststück habe ein Netzwerk kreativer Köpfe geschaffen, zunächst im Landkreis Haßberge und auch darüber hinaus. Es habe den Künstlern eine Bühne bereitet; nicht im Hinterhof oder als Beiwerk im Schaufenster, sondern um ihrer selbst willen.

„Die vielen Besucher und die 285 abgegebenen Stimmzettel für den Publikumspreis sind ein eindrucksvoller Beleg dafür, welches Potenzial in der Kultur auf dem Land steckt“, sagte Sibylle Kneuer, die auch den Preisträger des Publikumspreises vorstellte. „Der Holzbildhauer Peter Picciani, befasst sich oft mit Archetypen und anderen Zeitgenossen und so passt auch seine Arbeit ,Soziales Netzwerk‘ in sein Gesamtkonzept“, erläuterte sie.

Die Arbeit zeige eine lose Gruppe verschiedener Jugendlicher, die vertieft in ihre Smartphones völlig isoliert voneinander agierten. Zugleich seien sie aber über die Gerätschaften in virtuellen Netzwerken unterwegs. „Hier zeigen sich Ironie und Widerspruch, Gesellschaftskritik und feine Beobachtungsgaben. Denn die Charaktere sind aus dem Leben gegriffen und ganz genau beobachtet, sie sind auf den ersten Blick zwar alle gleich und doch sehr individuelle Persönlichkeiten unterschiedlicher Sozialisierung“, sagte Sibylle Kneuer. Dies alles habe das Publikum angesprochen, was die Äußerungen der Wähler auf den Stimmzetteln zeigten. Peter Picciani, der den Preis aus der Hand des Stifters Jochen Benkert hocherfreut entgegennahm, sagte humorvoll: „Man sagt ja, dass Kunst Geschmackssache ist. Also ich finde, das Publikum hat einen guten Geschmack!“

„Der Kunstpreis tut den Künstlern gut“, betonte Jürgen Hochmuth, 2. Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler und Jurymitglied. Auch weil das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Künstlers gerade mal bei 3123 Euro liege. Die Jury sei einhellig der Meinung gewesen, dass auf dem Siegertreppchen noch ein wenig Platz für die Künstlerin Jannina Hector sein müsse. „Denn ihre Arbeit hat uns in ähnlicher Weise beeindruckt wie die Arbeit des Preisträgers“, erklärte er.

Dafür, dass die Sparkasse Ostunterfranken sich spontan bereit erklärt habe, den Preis zu stiften, sei er sehr dankbar. Die „Papiretten“ der Künstlerin, grazile Objekte aus Papier, seien keinesfalls nur architektonische Baukörper. „Ich sehe sie in ihrer Fragilität und Verletzlichkeit als Projektionsflächen menschlicher Träume und Visionen“, so Jürgen Hochmuth. Der leichte, vielseitige und lebendige Werkstoff Papier sei ein bevorzugtes Gestaltungsmittel der Künstlerin. „Bemalt wird Papier zur Spielweise künstlerischer Botschaften und das reizt sie. Daraus gewinnt sie ihre schöpferische Kraft“, erklärte der Laudator, der Assoziationen zu den Begriffen Hülle, Behausung und Turm zog und die Besucher anregte, bei ihrer Begegnung mit den Objekten daran weiterzudenken.

Jannina Hector nahm den Preis ebenfalls erfreut aus der Hand von Andreas Linder, Vorstandsmitglied der Sparkasse Ostunterfranken, in Empfang. „Auch auf kleinstem Raum kann etwas geschehen“, sagte sie und schilderte, wie sie die drei Objekte im Zimmer ihres Mannes im Altenheim angefertigt hatte.

Dies sind die Preisträger, die bei der Finissage im Schloss Oberschwappach ausgezeichnet wurden: Jannina Hector aus Hofheim, Trägerin des Sonderpreises der Sparkasse Ostunterfranken, Gerd Kanz aus Untermerzbach, Träger des Kunstpreises 2016 des Landkreises Haßberge, und Peter Picciani aus Ipthausen, Träger des Publikumspreises (von links).
Foto: Ulrike Langer | Dies sind die Preisträger, die bei der Finissage im Schloss Oberschwappach ausgezeichnet wurden: Jannina Hector aus Hofheim, Trägerin des Sonderpreises der Sparkasse Ostunterfranken, Gerd Kanz aus Untermerzbach, ...
Eine von Janina Hectors „Papiretten“ – fragil und verletzlich wie menschliche Hoffnungen und Träume.
Foto: Ulrike Langer | Eine von Janina Hectors „Papiretten“ – fragil und verletzlich wie menschliche Hoffnungen und Träume.
Nah beieinander, doch weit voneinander entfernt: Das Soziale Netzwerk von Peter Picciani.
Foto: Langer | Nah beieinander, doch weit voneinander entfernt: Das Soziale Netzwerk von Peter Picciani.
 
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