Wenn der Dezember beginnt, haben zahlreiche Stollenbäcker schon reichlich Stollen-Arbeit erledigt. Das gilt auch für Bäcker- und Konditormeister Michael Oppel aus Untersteinbach. Im Blick auf die Weihnachtszeit wagte er in diesem Jahr ein Experiment und lüftete nun das Geheimnis seines „Rivaner-Christstollen“. Er ist in den Stollen von Ebelsbach gereift ist, schmeckt fruchtig und vollmundig und hat das Zeug dazu, seinen Siegeszug anzutreten.
Warum nicht einmal etwas ändern?
Die „Naturbäckerei Oppel“, deren Backtradition auf das Jahr 1871 zurückgeht, hat auch schon bisher in der Vorweihnachtszeit Christstollen gebacken – ein Traditionsgebäck, das seit Jahrhunderten mit gleichem oder ähnlichem Rezept hergestellt wird. Und daran sollte man doch tunlichst auch nichts ändern oder doch? Diese Frage stellte sich deswegen auch Michael Oppel ausgerechnet bei einem kleinen Betriebsausflug in den Sektstollen von Martin Fischer in Ebelsbach. Das Wort „Stollen“ ließ ihn nicht mehr ruhen und erzeugte den Impuls des „Christstollen aus dem Stollen“. Und so machte sich Oppel an ein Experiment. Dabei ging es vor allem um das Ruhen des Stollens.
Mit dem Backen allein ist es nämlich nicht getan. Jeder Stollen braucht danach eine Ruhezeit. Dies geschah bei Oppels seit jeher im Vorratsraum oder in der elterlichen Schlafstufe. Natürlich waren diese Räume früher ungeheizt und so konnten die Zutaten in einer gleichbleibend kühlen und nicht zu trockenen Umgebung ihre Aromen entfalten. In der heutigen Zeit scheitert dies an den Wärmedämmungen von Wohnungen und Häusern. Eigentlich schade, denn durch die optimale Lagerung gewinnt ja so ein Stollen noch einmal beträchtlich an Qualität.
Genau dies war der Gedankengang von Michael Oppel, als es ihm darum ging, wie man das beliebte Weihnachtsgebäck verbessern kann: Das Rezept ließ sich kaum verändern, aber die Lagerung, die beim Stollen eine ähnliche Bedeutung hat wie beim Käse oder beim Wein. Von dieser Feststellung war es nicht mehr weit bis zur Idee vom „Stollen aus dem Stollen“.
Einst für die Kugellagerproduktion
Bäckermeister Oppel kam dabei die Freundschaft zu Winzer Martin Fischer aus Steinbach entgegen. Dieser betreibt seit dem Jahre 1990 in den Stollen von Ebelsbach eine Sektkellerei. Ursprünglich wurden diese unterirdischen Räume während des 2. Weltkrieges gebaut, um eine sichere Kugellagerproduktion unter Tage zu erreichen. Durch das Kriegsende wurde die Produktion hier jedoch nicht mehr aufgenommen.
Das Besondere an diesen Stollen ist, dass in ihnen eine konstante Temperatur von 8 Grad Celsius herrscht und die feuchtkalte Luft ideale Bedingungen sowohl für die Reifung des Sektes abgibt als auc für die Entwicklung des Christstollens.
Oppel war bei der ersten Verkostung seines „Rivaner-Stollen“ mit auserlesenem Publikum begeistert. „Ich habe das schon lange einmal vorgehabt und wollte es in die Tat umsetzen. Aber ich hätte selbst nicht geglaubt, dass es in diesem Stollen zu solch idealen Bedingungen zur Entfaltung des saftigen und würzigen Geschmacks kommt.“ Die Rezeptur hatte er nur geringfügig verändert. „Der Standard ist, dass man mit Rum bäckt, aber warum soll man nicht auch den guten Rivaner-Wein nutzen. Ich habe etwas mehr Rosinen genommen. Diese Weinbeeren sind längere Zeit in den Rivaner eingelegt und entwickeln nun zusammen mit den anderen Zutaten einen besonderen Geschmack. Ich bin wirklich sehr positiv überrascht.“
Zu denen, die vom Stollen angetan waren, gehören Elisabeth Goger, die Prinzessin des „Abt-Degen-Weintales“, und Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler.
Verkostung: Die Bäckerei Oppel und Winzer Martin Fischer heißen die Bevölkerung zu einer Verkostung am 8. und 9. Dezember ab 15 Uhr in den Sektstollen in Ebelsbach in der Schützenstraße willkommen.