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BURGPREPPACH
Der Borkenkäfer ist der Totengräber, der Henker ist die Trockenheit
Waldbegang der Gemeinde Burgpreppach: Ausführlich gaben die Revierförster Wolfgang Meiners und Forstoberrat Jürgen Hahn Auskunft über die derzeitige Situation in der Waldbewirtschaftung.
Foto: Stefanie Brantner | Waldbegang der Gemeinde Burgpreppach: Ausführlich gaben die Revierförster Wolfgang Meiners und Forstoberrat Jürgen Hahn Auskunft über die derzeitige Situation in der Waldbewirtschaftung.
bra
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:50 Uhr

Mit 15 Teilnehmern war der Waldbegang der Gemeinde Burgpreppach gut besucht. Bürgermeister Hermann Niediek freute sich über das Interesse – wenngleich die Informationen, die Revierförster Wolfgang Meiners und Forstoberrat Jürgen Hahn vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) aus Schweinfurt, zu geben hatten, nicht viel Positives beinhalteten.

Die Exkursion fand in einem knapp 60 Hektar großen Bereich des Burgpreppacher Gemeindewalds statt, der die Besonderheit habe, an zwei Privatwälder und einen Kirchenwald zu grenzen. Außerdem habe man es mit vielen Holzrechten zu tun, erklärte Meiners.

Nicht leicht zu bewirtschaften

Die Bäume stehen hier an Hängen und Steilhängen, je nach Witterung nicht leicht zu bewirtschaften. Der Wald ist kiefernreich und in den Senken stehen viele Fichten. Auf dem Plateau finden sich alte Bäume, große Eichen und Buchen. Die habe man nun unter Naturschutz gestellt und die entsprechende Prämie bekommen.

Die Rückegassen zeugen vielerorts noch von dem extrem nassen Winter, bemängelte ein Holzrechtler. Er bat Meiners, darum mit den Holzrückern zu sprechen, dass sie die Wege wieder gerade ziehen. So kämen die Rechtler kaum mehr an ihr Holz.

Keine Insel der Glückseligen

Vor ein paar Wochen habe er noch gedacht, im Haßbergkreis habe man es mit einer Insel der Glückseeligen zu tun, so Hahn. Inzwischen sei er eines Besseren belehrt worden. Auch hier sei inzwischen auf weit über einen Meter Tiefe das Wasser weg, die Fichten verdursten, der Käfer macht sich breit und gibt ihnen den Rest. Wobei der Käfer in der derzeitigen Situation eigentlich nur der Totengräber sei. Der Henker ist die Trockenheit. „Wir steuern jetzt mit Vollgas in die Problematik, die seit Jahren angemahnt wird“, betonte der Forstoberrat.

Manchmal hat man aber auch Glück im Unglück. So mussten in diesem Waldbereich bereits vor fünf Jahren große Käfernester entfernt werden. Es wurden Ahorn, Hainbuche und andere Arten gepflanzt und das Gebiet eingezäunt, so Meiners. Im Ergebnis habe man jetzt einen schönen Zwischenstand und dank des Zaunes konnte die Naturverjüngung Fahrt aufnehmen. Überall haben sich Eichen angesiedelt. Von einstmals drei seien hier nun neun Baumarten zu finden.

Auf Käfer-Nester achten

Also alles im grünen Bereich? Keinesfalls. Auch hier macht sich der Käfer breit. Meiners betonte, dass nun alle, die mit dem Wald zu tun haben besonders auf Käfer-Nester achten müssten. Wichtig sei auch eine saubere Waldbewirtschaftung. Es dürfe kein Restmaterial im Wald verbleiben, um dem Käfer nicht auch noch Vorschub zu leisten.

Waldbesitzer, die sich nicht um Käferbefall kümmerten, würden zunächst über die erforderlichen Schritte informiert und im Notfall, wenn keine Lösung gefunden werden kann, werde das Landratsamt aktiv und ordne eine Ersatzvornahme an, erklärten die Forstfachleute auf Nachfrage eines Exkursionsteilnehmers. Allerdings sei es, wenn der Wald verkauft oder vererbt wurde, oftmals nicht so einfach den richtigen Ansprechpartner zu finden.

Enorme Probleme

Hahn kam aber auf noch eine andere Problematik zu sprechen. Wie in einem Uhrwerk, so greift auch in der Waldbewirtschaftung ein Zahnrädchen in das andere. Die Waldarbeiter fällen, der Rücker bringt das Holz an die Waldwege und das Transportunternehmen schafft es in die Sägerei. Derzeit seien aber alle Kapazitäten am Limit. So sei es im Moment kaum möglich, Käferholz entsprechend schnell zu entnehmen und abzutransportieren.

Nach Abschluss des Waldbegangs war allen Teilnehmern klar, dass man in der Waldbewirtschaftung derzeit mit enormen Problemen zu kämpfen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Prognosen für eine dauerhafte Entspannung schlecht sind. Der Klimawandel fordere seinen Tribut.

Und die Schäden, die der trockene Sommer dieses Jahr verursacht hat, seien noch gar nicht abzusehen, sondern würden erst im kommenden Frühjahr deutlich.

 
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