zurück
NEUBRUNN
Der Ausscheller nimmt kein Blatt vor den Mund
Zwei Pfarrer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten (von links): Anja Benz, Horst Gehring (Pfarrer Wissel), Bernd Stretz (Pfarrer Rusin) und Nadja Stretz.
Foto: Günther GEiling | Zwei Pfarrer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten (von links): Anja Benz, Horst Gehring (Pfarrer Wissel), Bernd Stretz (Pfarrer Rusin) und Nadja Stretz.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:11 Uhr

Das „Neubrunner Starkbierfest“ zählt inzwischen ohne Zweifel zu den Highlights im Jahresverlauf in den Heiligen Ländern. „Zum 13. Mal ist es so weit, in Neubrunn ist wieder Starkbierzeit. Von dieser Zahl lassen wir uns nicht schrecken. Das Bier, es wird uns trotzdem schmecken“, begrüßte der „Ausscheller“ Horst Gehring. Mit ihrem Starkbierfest sind die Neubrunner im Landkreis allererste Sahne und die Plätze sind so heiß begehrt, dass die „Heilig-Länder-Halle“ am Samstag aus allen Nähten platzte.

Ausscheller Horst Gehring präsentierte viele Themen ungeschminkt und derbleckte so manche Persönlichkeit aus dem Landkreis. Von Untersteinbach bis Untermerzbach waren die Besucher gekommen, wobei gerade die „Nordlichter“ aus Untermerzbach mit einer großen Abordnung vertreten waren. „Die Merzbacher wolln heuer a Bezirkssieger bei 'unner Dorf soll schöner werden' wern. Des klappt bestimmt. In Merzbach gibt?s nämlich kann Stress mehr. Ich glab, denna hat des gut getan, däs die aus dera VG Ebern raus sen.“

Weiter ging's nach Ebern, wo ein neues Gymnasium für 26 Millionen Euro gebaut werden soll. „Angeblich is es undicht und die Deck hengt durch. Hat des a die Baufirma vom Berliner Flughafen gebaut?“, fragte Gehring und machte einen Sprung nach Kirchlauter zur OKZ-Sanierung: „Aber die Kosten vo 1,5 Millionen sen so hoch, so hoch kann mer des Dach gar net anheb. Und die Planung kost bald so viel Geld, dofür würden die Neubrünner bald a ganza Halle nabau.“

Mit Rentweinsdorf ging der Ausscheller weniger streng ins Gericht. „Bei dena Windräder hat er sich ziemlich rausghalten – so nach dem Sprichwort: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Oder is der so brav worn, weil in Ebern a roter Genosse an der Macht ist?“ Beim Radweg kocht er aber nun wieder sein Süppchen, so dass er in Goggelgereuth ende. „Do bau mehr in Güggelgreuth halt dann die Rad-Raststätte zur Umkehr.“ Als er den Bürgermeister von Maroldsweisach entdeckte, meinte der Ausscheller: „Ober mit öffentlichen Verkehrsmitteln is der net kumma. Do hätt der nämlich laut Fahrplanauskunft scho gestern losmüssfohr. Seit Ebern Zugstation ist, glabt denk ich kaner mehr, däs es euch do obn in Maro nuch gibt.“

Horst Gehring beklagte, dass der Bürgermeister von Zeil abgesagt hatte, zeigte aber auch Verständnis. „Ich hob gelesen, der ist so mit der Parksituation in der Altstadt beschäftigt, däss er sich selber drum kümmern will. Der werd doch heut net selber die Falschparker aufschreibn?“ Beim Ebelsbacher Bürgermeister sei das anders mit den drei Fragezeichen Hauptschule, Gleisenauer Schloss und Ruine Rotenhan. „Der schlaue Bürgermeister sitzt das aus, bis alles Ruinen sind.“

Kein Blatt nahm der Ausscheller auch in Richtung der Landkreispolitiker vor den Mund. „Uner Landrat hat Gottseidank an Vogel!“ Bei dieser Aussage erschrak sicher nicht nur der Landkreischef. „Aber der und der Schwarzstorch ham die Windräder am Tonberg verhindert. Oder sind der Steffen Vogel und der Schwarzstorch ein und des selba? Na ja, der Storch is a Vogel und der Vogel is a Schwarzer. Kaum ist der aufgetaucht, worn die Windräder gestorben.“

Gehrings Blick führte aber auch über den Landkreis hinaus zum türkischen Präsidenten Erdogan. „Gell, unner Presseleut geht?s gut bei uns. Ein Journalist, der dort was verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast.“ Auch US-Präsident Trump durfte nicht fehlen. Der wolle selbst die AfD nun bei sich haben. Allerdings stehe das Parteikürzel dort drüben dann für „America for Dummies“.

Das „schräge Theater“ von Neubrunn hat seinen Namen nicht zu Unrecht. Das Ehepaar Gerlinde (Ramona Schneiderbanger) und Helmut Schmitz (Herbert Rumpel) sorgte schon mit ihren Ansagen für Stimmung und bezogen die Zuschauer mit ein: „Na, gefällt es euch in unserem schönen Neubrunn in den Heiligen Ländern? Bei uns gibt es ja noch alles, was ein Dorf so braucht: Einen Bäcker, anderthalb Wirtshäuser und eine Schule – noch...“

Damit war man schon beim Thema, das Neubrunn derzeit am meisten berührt: die Schule. Im Rahmen einer Schulverbandssitzung und dem beteiligten Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (Gerd Koch), Bürgermeisterin Gertrud Bühl (Steffi Lauterbach) und Rektorin Antje Schorn (Anika Morgenroth) hatte man der Breitbrunner Bürgermeisterin schon den Titel der „Sonderbeauftragten für Heilig-Ländliche-Rückentwicklung“ und Schließung des Schulhauses in Neubrunn gegeben und der Neubrunner Bürgermeister wunderte sich, dass schon auf der Tagesordnung steht: „Make Kirchlauter great again!“ Dazu hatte er weitere Vorschläge: „Spätestens ab 2020 haßt Neubrunn Kirchlauter-Süd oder wenn die Neubrunner do net mitmachen, dann bau ma a Mauer und lassn sa vo die Neubrunner bezahl. Kirchlauter first!“

Vorschläge für die künftige Verwendung der Schule gab es auch schon: „Mensch, was mer alles nei dera leera Schul mach könnet. Mei neues Bürgerbüro sozusagen mei Homeoffice und alles nach Feng-Shui-Art und im Eck mit einer großen SPD-Fahna“, zitierte man den Bürgermeister.

Dem folgte die Märchenstunde „Die drei jungen Holzfäller“ (Holger Herbold, Matthias Berninger und Simon Knab mit Angela Knab und Horst Gehring), die nach langer Suche nach Holz für ihr Baumhaus einfach Bäume im Garten fällten. „Bleib cool, Papa. Das sind doch eh unsere Bäume. Das ist doch unser Grundstück!“ Aber damit hatten sich die Bengel getäuscht: „Ihr Saubangerten, ihr Blitzhünd. Dess ghört doch nimmer zu uns. Die Bäumchen gehörn dem pensionierten Polizisten“.

Auch die Windräder am Tonberg waren ein Thema mit dem Windrad Robert Nagy und dem Schwarzstorch Steffi Lauterbach. Das Windrad entschuldigte sich: „Sorry, aber ich hab die Anweisung doch vom Gockel bekommen.“ „Vom Gockel? Was hat denn der damit zu tun?“ fragte der Schwarzstorch und das Windrad klärte auf. „Na, des ist doch der Chef von Ebern. Der heißt Hennemann, also muss er zwangsläufig a Gockl sei.“

Der 4. Akt mit dem bisherigen Pfarrer Martin Wissel (Horst Gehring) und dem neuen Pfarrer Dr. Mathias Rusin (Bernd Stretz) sowie den Beichtfrauen Anja Benz und Nadja Stretz übertraf alles Bisherige. Bernd Stretz imitierte mit seinem polnischen Akzent und seiner Stimmlage den neuen Pfarrer so gekonnt, dass der Saal regelrecht tobte. In einem Beichtgespräch führte Pfarrer Martin Wissel seinen polnischen Amtsbruder in die Gewohnheiten in den „Heiligen Ländern“ ein und meinte zum Gottesdienst „Hauptsach, du bist in einer dreiviertel Stund fertig. Des derf net so lang dauer, sonst wern die Klöß kalt. Und wer isst schon gern kalta Klöß?“ Ähnliches galt für die Beichte und für die Buße. Während der „polnische Pfarrer“ mit zehn Vaterunser operierte, meinte Wissel. „Du betest jetzt a Vaterunser. Und weil die Fastenzeit bald rum is, lädst mich dann gleich zum Essen bei dir ein. Wasst scho – a wenig Brotzeit oder an Braten und a paar Klöß.“

Ein Gastquartett (Claudia Schramm, Claudia Kirsche, Kerstin Reinwand und Christl Hofmann) kam dann als waschechte Fränkinnen aus dem Nachbarort Breitbrunn auf die Bühne. Sie machten ihre Wortspiele mit „fei“ oder „gell“.

Moderator Ewald Stetz führte kurzweilig durch das Programm und die „Neubrunner Dorfmusikanten“ sorgten für die Stimmung. An diesem kurzweiligen, unterhaltsamer Abend gab es dann noch viel Gesprächsstoff über die Rollen der Künstler.

Das Frankenquartett aus Breitbrunn.
Foto: Günther Geiling | Das Frankenquartett aus Breitbrunn.
Ehepaar Schmitz (Ramona Schneiderbanger und Herbert Rumpel) nahm den Landrat, das „kleine Schneiderlein“, auf den Arm.
Foto: Günther Geiling | Ehepaar Schmitz (Ramona Schneiderbanger und Herbert Rumpel) nahm den Landrat, das „kleine Schneiderlein“, auf den Arm.
Die „Drei bösen Buben“ Holger Herbold, Matthias Berninger und Simon Knab mit dem pensionierten Polizisten Horst Gehring (von links).
Foto: Günther Geiling | Die „Drei bösen Buben“ Holger Herbold, Matthias Berninger und Simon Knab mit dem pensionierten Polizisten Horst Gehring (von links).
„Azapft is“ mit 1. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler, „Hausherr“ Heinz Stretz, Moderator Ewald Stretz und Landrat Wilhelm Schneider.
Foto: Günther Geiling | „Azapft is“ mit 1. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler, „Hausherr“ Heinz Stretz, Moderator Ewald Stretz und Landrat Wilhelm Schneider.
Schwarzstorch (Steffi Lauterbach) und Windrad (Robert Nagy) in ihrem Gespräch.
Foto: Günther Geiling | Schwarzstorch (Steffi Lauterbach) und Windrad (Robert Nagy) in ihrem Gespräch.
Sitzung zur Schul-Schließung mit (von links) Gerd Koch, Steffi Lauterbach und Anika Morgenroth.
Foto: Geiling | Sitzung zur Schul-Schließung mit (von links) Gerd Koch, Steffi Lauterbach und Anika Morgenroth.
„Ausscheller“ Horst Gehring bei seinem „Derblecken“.
Foto: Geiling | „Ausscheller“ Horst Gehring bei seinem „Derblecken“.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Alternative für Deutschland
Bürgerbüros
Bürgerämter
Donald Trump
Gertrud Bühl
Karl-Heinz Kandler
Lauterbach
Matthias Berninger
Rahm und Sahne
Steffen Vogel
Vaterunser
Windräder
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top