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Kreis Haßberge: Der Arbeitsmarkt ist im Allzeithoch
Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, informierte in einer Pressekonferenz über die aktuelle Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Region Main-Rhön.
Foto: Christian Licha | Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, informierte in einer Pressekonferenz über die aktuelle Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Region Main-Rhön.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:08 Uhr

Erfreuliche Nachrichten hatte Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, bei einer Pressekonferenz zu verkünden. "Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön 2022 verzeichnete historische Rekordwerte: Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit 179.176 Personen ein Allzeithoch. Der Stellenbestand verzeichnete mit 6583 offenen Stellen einen erneuten Höchststand. Die unterjährig erfreulich niedrige Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes und die im Jahresdurchschnitt um 0,1 Prozentpunkte rückläufige Arbeitslosenquote waren angesichts vielfältiger Herausforderungen im Jahr 2022 nicht zu erwarten gewesen", fasste Stelzer das Geschehen am Arbeitsmarkt zusammen.

Ganz im Gegenteil: Der Arbeitsmarkt erholte sich weiter von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und eilte von Monat zu Monat zu neuen Rekordwerten, obwohl die anhaltenden Lieferengpässe, der Ukrainekrieg und in Folge die Energiekrise die heimische Wirtschaft auf eine Belastungsprobe stellten. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote in der Region Main-Rhön lag mit 7.836 Personen bei 3,2 Prozent. Damit liegt der heimische Bezirk der Agentur für Arbeit nahezu gleichauf mit der durchschnittlichen Arbeitslosenquote für ganz Bayern, die 3,1 Prozent ausmacht. Deutlich weniger als die 5,3 Prozent im Bundesdurchschnitt. Die Zahlen innerhalb des Schweinfurter Bezirks teilen sich wie folgt auf: Landkreis Schweinfurt 2,6 Prozent, Landkreis Haßberge 2,7 Prozent, Landkreis Rhön-Grabfeld 2,7 Prozent, Landkreis Bad Kissingen 3,0 Prozent und Stadt Schweinfurt 6,2 Prozent.

Die Kurzarbeit hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Waren im Zeitraum Januar bis August 2022 lediglich rund 16.700 Personen von Kurzarbeit betroffen, so waren es 2021, im gleichen Zeitraum, mit 85.000 Personen deutlich mehr. "In 2022 waren nach Betriebsgröße die Kleinstbetriebe (bis 19 Beschäftigte) mit rund 84 Prozent am stärksten von Kurzarbeit betroffen. Damit hilft das Instrument Kurzarbeit insbesondere den Kleinstbetrieben, eine schwierige wirtschaftliche Situation zu überbrücken", teilt Stelzer mit.

179.176 Personen sozialversicherungspflichtig  beschäftigt

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichte mit 179.176 Personen ein Allzeithoch. Starke Zuwächse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, im Vergleich zum Vorjahr, hatten insbesondere die Bereiche der technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen (plus 338 Personen), die Öffentliche Verwaltung (plus 321Personen) sowie das Verarbeitende Gewerbe (plus 253 Personen), zu verzeichnen.

Auch beim Bestand der offenen Stellen verzeichnete die Agentur für Arbeit Schweinfurt mit 6583 eine nie da gewesene Nachfrage nach Arbeitskräften. Diese lag mit 1511 Stellenangeboten über dem Jahresdurchschnittswert von 2021. Im Jahr 2019 (Vorjahr der Corona-Pandemie) wurden der Agentur im Jahresdurchschnitt 4991 Stellen gemeldet.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 3.903 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, dies entsprach einem Rückgang von 724 Personen (minus 30,0 Prozent). In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3 934 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Zuwachs von 450 Personen (plus 12,9 Prozent), der ursächlich auf die aus der Ukraine geflüchteten Menschen zurückzuführen war. Ein positives Zeichen war die Reduzierung der Anzahl der Langzeitarbeitsiosen (Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet waren) im Vergleich zum Vorjahr um 217 Personen (minus 8,6 Prozent).

Jeder dritte Beschäftigte über 50 Jahre alt

Der demografische Wandel macht sich von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar. Gut jeder dritte Beschäftigte (35,6 Prozent bzw. 63.723 Personen) war mindestens 50 Jahre alt und scheidet voraussichtlich in den nächsten 15 Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Nur gut jeder Zehnte (11,2 Prozent; 20.082 Personen) ist jünger als 25 Jahre. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländischen Mitbürger stieg im vergangenen Jahr überproportional an (+ 12,2 Prozent bzw. + 1722 Personen). Rein rechnerisch gesehen ging nahezu der gesamte Beschäftigungsaufbau auf das Konto dieser Personengruppe.

"Zwar bremsen Inflation, steigende Zinsen und der Krieg in der Ukraine das Wirtschaftswachstum aus, dennoch war in nahezu allen Wirtschaftsbereichen ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Zu erwarten ist, dass auch zukünftig in der Region Main-Rhön ein höherer Bedarf an gut ausgebildeten Fach- und Arbeitskräften bestehen wird, da unter anderem die sogenannte Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1957 bis 1969) in den kommenden Jahren das Renteneintrittsalter erreichen wird. Ohne Migration hätte es im vergangenen Jahr nahezu kein Beschäftigungswachstum gegeben", so Stelzer.

Auswirkungen der Krisen noch nicht überwunden

Ebenfalls gab der Chef der Schweinfurter Agentur für Arbeit einen Ausblick auf den Arbeitsmarkt 2023: "Die unterschiedlichsten wirtschaftlichen Auswirkungen der verschiedenen Krisen in 2022 sind noch nicht endgültig überwunden. Zusätzlich beeinflussen die bekannten Herausforderungen, wie der strukturelle und demographische Wandei sowie die Digitalisierung den Arbeitsmarkt. Der Arbeitskräftebedarf bleibt auch 2023 eines der zentralen Themen am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön.

Der limitierende Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen wird es sein, ob es gelingt, die notwendigen Arbeitskräfte zu gewinnen. Hierfür ist es erforderlich, dass alle Akteure am Arbeitsmarkt das inländische Potential wie z.B. Arbeitslose, stille Reserve, Geringqualifizierte heben und die Zuwanderung als Chance nutzen. Weiterbildung und Qualifizierung können den Beschäftigten, In den vom Strukturwandel betroffenen Branchen, neue Perspektiven bieten.

Für das Jahr 2023 stehen für die Region Main-Rhön über 15 Millionen Euro bereit, um die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu fördern. Auch der Ausbildungsmarkt bietet den jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater werden wieder die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung tatkräftig unterstützen."

 
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