
26 Denkmalschutzmedaillen gehen in diesem Jahr an Persönlichkeiten und Institutionen im ganzen Freistaat, die sich in herausragender Weise für die Denkmalpflege engagiert haben. Das gaben Kunstminister Bernd Sibler und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, in München bekannt, heißt es in einer Pressemitteilung.
Vorschläge für die Auszeichnung mit der Denkmalschutzmedaille machen die Regierungen, Bezirke, Landkreise und Kirchen im Freistaat sowie der Bayerische Landesverein für Heimatpflege und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. In diesem Jahr sind mehr als 100 Vorschläge eingegangen.
Preisträger der Denkmalschutzmedaille 2020 aus dem Landkreis Haßberge sind Andrea Meub und Günter Lipp. Andrea Meub erhält die Medaille für die Instandsetzung eines Wohnhauses mit historischem Laden in Friesenhausen. Seit 1890 gab es hier fast alles, was die Friesenhausener zum Leben benötigten: Seife, Linsen, Schuhe, Taufkleider, Bohnerwachs und Bonbons. 1976 schloss der Laden „Jakob Schmidt“ gegenüber der Dorfkirche für immer. Die ausgelegte Ware aber blieb in den Regalen liegen – bis fast 40 Jahre später Andrea Meub das Anwesen erwarb und ein Museum daraus machte.
Im Nachbarhaus aufgewachsen
Aufgewachsen im Nachbarshaus, hatte sie als Kind dort eingekauft. Entstanden ist das Fachwerkgebäude im Ortskern um 1700. Später nutzte es die katholische Kirche als Schule. In dieser Zeit ließen es seine Besitzer verputzen. 1910 gehörte das Haus bereits den Schmidts. Sie erweiterten es in Querrichtung um eine Achse. Dabei erhielt das ehemals gleichschenklige Satteldach seine abgeknickte Form. Andrea Meub ließ es instandsetzen, die Türen und Fenster fachgerecht restaurieren sowie den Fassadenputz erneuern, um den Zustand von 1820 wiederherzustellen. Die südöstliche Ecksäule des Fachwerks mit dem eingeschnitzten „Schreckkopf“, die lange unter dem Putz versteckt war, ist nun wieder sichtbar. Darüber hinaus besserte Andrea Meub die Scheune aus und gestaltete den Hof als Bauerngarten.
Aber nicht nur die liebevolle Restaurierung macht das Projekt einmalig, sondern seine vollständig erhaltene Innenausstattung. Andrea Meub hat die Möbel aufgearbeitet und die Waren behutsam gesäubert. Sie hat ein Haus gerettet, das die Identifikation der Einwohner mit ihrem Ort stärkt und ein wichtiges Kulturgut, das das Konsumverhalten seiner Zeit widerspiegelt.
Günter Lipp hat für für seine Verdienste um die Denkmalpflege im Landkreis Haßberge die Medaille erhalten. Dass ausgerechnet ein Münchner den Unterfranken etwas über ihre Heimat beibringt, hätte im Landkreis Haßberge wohl niemand gedacht – zumindest nicht, bis Günter Lipp 1991 zum Kreisheimatpfleger im Landkreis wurde. Seitdem erfahren die Menschen dort von ihm Wissenswertes über die Geschichte ihres Kreises: in Vorträgen, auf Führungen und aus Zeitungsartikeln.
In den 1960er Jahren wurde er als Junglehrer nach Franken versetzt. In seinem Ehrenamt findet er häufig Objekte, deren Aufnahme er in die Denkmalliste initiiert. Seine Forschungsergebnisse zu bau- und heimatgeschichtlichen Daten dokumentierte er im Sinne der Denkmalpflege überaus gewissenhaft. Darüber hinaus gab er oft Impulse für wichtige Projekte und Maßnahmen der Denkmalpflege, etwa der Restaurierung zahlreicher Bildstöcke wie den Barbara-Bildstock in Ebern. Ein besonderes Anliegen sind Günter Lipp aber auch die jüdische Geschichte im Landkreis und das Gedenken an jene, die während des Holocausts ums Leben kamen.
Günter Lipps herausragendes Engagement für die Denkmalpflege zeigt sich unter anderem daran, dass er immer wieder persönlich „Hand anlegt“ wie zuletzt auf dem Friedhof Rentweinsdorf. Er ermittelte nicht nur die Geschichte der Toten, sondern reinigte mit Hilfe seiner Frau Beate behutsam die Grabplatten und Gedenktafeln. Sein Wirken und Schaffen als Kreisheimatpfleger gehen weit über das normale Maß hinaus.
