
„Da passt fast kein Blatt Papier mehr dazwischen“, lacht ein Hamburger, der sein Reisemobil auf dem Eberner Wohnmobilstellplatz mit der Fahrerkabine nur wenige Zentimeter hinter dem Heck seines Stellplatznachbarn parkt. „Maßarbeit!“ Die leisten in diesen Tagen alle Wohnmobilfreunde, die mit über 80 historischen Arnold-Reisemobilen von Donnerstag bis Sonntag Station hinter der historischen Stadtmauer machen und aus ganz Deutschland sowie aus Holland und Österreich angereist sind.
Einmal im Jahr treffen sich die Oldtimer-Liebhaber – einmal im Norden Deutschlands, einmal im Süden – für ein paar Tage, um das gesellige Zusammensein zu pflegen und über ihre so heiß geliebten Reisemobile zu diskutieren. Die wurden in den 1970er-Jahren von der Firma „Fahrzeugbau Josef Arnold“ mit Sitz in Ravensburg gebaut und zählen bei Insidern zu wirklichen „Arbeitstieren“. Ein „Arnold läuft und läuft“, versichert Horst Eichler. Er ist zu dem Treffen knapp 500 Kilometer aus Steinhude am Meer angereist und schwärmt von der Qualität seines über 30 Jahre alten Vehikels.
Er weilt seit knapp einer Woche am Stellplatz in Ebern und ist schon richtig in Urlaubsstimmung. Von Ebern hat er „einen super Eindruck“, den er bei verschiedenen Spaziergängen und Ausflügen gewonnen hat. Die Freundlichkeit der Menschen gefällt ihm. Und auch die Preise in den Gastwirtschaften: „Acht Euro für ein Fischgericht – da zahlst du bei uns zuhause mindestens das Doppelte.“ Bernd Ebert, Tourismusbeauftragter des Stadtrates Ebern, schmunzelt: „Gutes Essen zu günstigen Preisen, so soll das sein.“ Zusammen mit seiner Kollegin Helen Zwinkmann, Tourismusfachkraft der Stadt, knüpft er am Donnerstagnachmittag Kontakte zu den Weltenbummlern und freut sich über so viel Zuspruch.
Bei der offiziellen Begrüßung der Arnold-Freunde strahlen denn auch Brigitte und Herbert Zehner mit der Sonne um die Wette. Das Ehepaar aus Eltmann hat das Treffen in diesem Jahr organisiert und den Platz in Ebern wegen seiner Größe, der schönen Lage und auch wegen Platzwart Hans Elflein ausgewählt, der den Wohnmobilisten fast jeden Wunsch erfüllt. Über 80 Reisemobile stehen dort nun in Reih und Glied und dicht an dicht. Von oben betrachtet eine einzige Dächerlandschaft. Die weiteste Anreise hatte ein Ehepaar aus Wien.
600 Kilometer hat das Ehepaar Ruth und Peter Vermeul nach Ebern zurückgelegt. Sie kommen aus Glückstadt an der Elbe, nahe Hamburg. Entspannt sitzen die beiden in ihrem Wohnmobil am Tisch. „Schauen sie nur rein“, ermuntert der gebürtige Holländer und zeigt mit Stolz sein Arnold-Mobil. Was den Reiz an dem Fahrzeug ausmacht? Vermeul zuckt mit den Schultern: „Es ist eben ein besonderes Auto.“
Das sieht Klaus Mück aus Frankfurt am Main ebenso. Vor Jahren hat er sich ein Arnold-Reisemobil gekauft, wusste anfangs gar nicht, was für ein besonderes Fahrzeug das ist. Erst durch Recherchen im Internet ist ihm bewusst geworden, was für ein Schmuckstück er da erworben hat. Über das Internet kam auch der Kontakt zu den Arnold-Freunden zustande. Seitdem ist er bei jedem Treffen dabei.
15 Jahre ist er mit dem Oldtimer nun schon unterwegs und hat dabei rund 40.000 Kilometer zurück gelegt. Ausschließlich in Deutschland, wie er sagt. „Hier gibt es so viel Schönes zu entdecken, das muss man erst mal alles gesehen haben.“
In Ebern ist Mück zum ersten Mal. „Vor ein paar Wochen wusste ich noch gar nicht, dass es Ebern gibt“, gesteht der Hesse, dessen Frau aus Ansbach stammt. Seit Mittwoch macht das Ehepaar Station in „Frankens schönstem Kegelspiel“ und ist beeindruckt. „Ich bin wirklich überrascht“, lobt Klaus Mück. „Das ist ein guter Platz, es gibt eine öffentliche Toilette und es ist alles sehr sauber.“ Die fränkische Altstadt sei sehenswert. „Es lohnt sich, hier noch einmal her zu kommen“, plant er schon einen zweiten Aufenthalt.
Werner Berndt (66) aus Neuss am Niederrhein nahe Köln ist zum zweiten Mal in Ebern. Auch ihm gefällt es hier bestens: „Eine nette Stadt, freundliche Leute, eine schöne Gegend“, fasst er zusammen. „Und ein total engagierter Platzwart, da kann der Bürgermeister wirklich stolz drauf sein.“
Das hört Platzwart Hans Elflein natürlich gerne, für den der Ansturm der Arnoldfreunde mit rund 160 Frauen, Männern und Kindern natürlich „ganz schön viel Stress“ bedeutet. „Aber das macht mir Spaß, ich mache das mit Leib und Seele.“ Unter anderem gibt es eine Stadtführung und ein fränkisches Schlachtschüsselessen bei den „Frankenstuben“.
Auch Bürgermeisterin Gabriele Rögner gerät bei der Begrüßung der Arnoldfreunde am Donnerstagnachmittag angesichts „der Idylle hinter der Stadtmauer“ ins Schwärmen: „Mein Herz hängt an diesem Platz.“ Sie freut sich über die vielen Gäste und hofft, dass sie als Multiplikatoren dienen, um den Stellplatz Ebern weiter bekannt zu machen. Die Stadt wolle weiterhin daran arbeiten, das Areal noch attraktiver zu gestalten.

