„Bevor die alle zu mir kommen, komm i lieber zu dena.“ Gesagt, getan: Am Samstagabend stand Martina Schwarzmann, eine der erfolgreichsten bayerischen Kabarettistinnen, auf der Schlosshof-Bühne beim Eyrichshof Open-Air.
Begrüßt wurde sie quasi vom „Schlossgespenst“ (Hermann Freiherr von Rotenhan) und seiner zuckersüßen Tochter Lavinia, die dem langersehnten Spaßvogel aus Oberbayern einen Blumenstrauß überreichen durfte. „Ihr Mann ist heute bei der Ernte, aber Sie haben Zeit für uns“, freute sich der Hausherr. Schwarzmanns Freude über den Blumenstrauß war kaum minderer: „Mei so schöne Blumen. Die gfrier ich mir ein für Allerheiligen.“
Spaß beiseite. Nee, nicht doch. Darum ging es ja den ganzen Abend zum Thema „Gscheid gfreid“. Dabei erzählte die geschwätzige Frohnatur aus dem Leben einer dreifachen Mutter, einer „Mähdrescherfahrergattin“, und ersparte dem 1500-köpfigem Publikum kaum ein ekliges Detail oder einen ihrer Träume.
Nebenbei Zeitung austragen
Nackig einkaufen gehen, beispielsweise: „Überraschend unkompliziert“, philosophierte sie mit wahrhaftiger Vorstellungskraft über dieses Gedankengerüst, „erst an der Kasse haben es die Leute gemerkt und mich erkannt.“ Schwarzmann konterte den Gaffern: „Wenn ich angezogen bin, schau ich nackig auch nicht anders aus. Es sieht nur niemand.“
Dass die Landfrau Schwarzmann heute auf der Bühne sitze und viel Sinn für Unsinn habe, daran sei sie auch selbst schuld. „Früher hab ich geträumt, hauptberuflich Kabarettistin zu sein. Drei bis vier Auftritte im Monat und nebenbei noch bissl Zeitung austragen“, so die Komikerin.
Fein gedacht, anders gekommen. Zum einen seien es die Massen, die sich von Schwarzmanns saublöden Witzen mitreißen lassen und damit ihren Tourneekalender füllen. Zum anderen die Tatsache, dass sie mit Hochzeit & Co. noch in einen weiteren Beruf „hineingeschwängert“ wurde: Hausfrau. „Das hat niemand als Berufswunsch.“
Für Schwarzmann ein „verlogener Begriff“, denn praktisch keiner Hausfrau gehört ja das Haus. Sie sieht sich als „Haushaltsopfer“ und ist stets bemüht, gegen ihre Wünsche die Dreckwäsche für einen Fünf-Personenhaushalt zu erledigen.
Überraschend musikalisch
In Überacker bei den Kaugummiautomaten aufgewachsen, nun in Altomünster in der Nähe von Dachau „dahoam“, schätzt die Schwarzmann ihre Heimat: „Wir haben zwei Brauereigasthöfe. Ein Überangebot, das ich gar nicht nutzen kann. Ich kann ja immer nur in einem gleichzeitig sein.“
Mit ihrer Sprache hadert sie noch: „Wenn man gscheit Deutsch könnte, könnte man schon schöne Sachen sagen.“
Und in Sachen Musik – mit der sie „insgesamt noch nicht zu viel Zeit verplempert hat“, aber trotzdem ihr Geld verdient, überrascht sie doch die Leute punktuell des Öfteren: Immer die gleiche Melodie (sie verspielte sich trotzdem in Eyrichshof), aber stets ein neuer Text.
Mit ihrem Charme ist Schwarzmann so gnadenlos respektlos wie ihre Kinder, die sie früh um sechs Uhr mit dem Bügeleisen, als Defibrillator nutzend, aufwecken und schreien: „Mama, aufstehen, es ist schon halb neun!“ Kinder merken sich eben alles.
Mit den Mücken hatte sie es auf der Bühne in Eyrichshof im Scheinwerferlicht nicht leicht. Fast in den Mund rein und wieder raus. Großzügig wie sie ist, die Oberbayerin, teilte sie ihr Geheimnis zum Fliegen-mit-dem-Mund-Fangen. Festblasen und dann mit einem „Tsssp“ schnell einsaugen. Fertig.
Ihre Stilltechnik hat Martina Schwarzmann mit dem dritten Kind übrigens geändert. „Dem leg ich nur noch die Brust rüber.“ Warum sie so etwas erzählt? „I mog des so, wenn?s euch graust“, freute sich das begnadete Talent in Sachen grober Unfug.
Blühende Geschwüre
Viele Fragen und nur wenige Antworten, zensierte Texte („Piep, piep, piep“) und Lebensweisheiten („Man kann sich ärgern, aber auch arrangieren“) prasselten in Eyrichshof aus dem Mund Schwarzmanns.
Was sie wohlgemerkt gar nicht mag, sind Eisbegonien („Wenn ein Geschwür blühen könnte, wären es Eisbegonien. So hässliche Blumen“) und Mütter, die nach Jahreszeit dekorieren und ihre Unterhosen bügeln („Ich kauf die Unterhosen in so einer Größe, dass sie glatt sind, wenn ich sie anhabe“).
Zu Ende war es nach zweieinhalb Stunden, „weil wir thematisch jetzt schon unten angekommen sind“. Fad war es überhaupt nicht, gelacht wurde quer durch alle Generationen. Eine Zugabe gab es: Schwarzmann hat nix pressiert, weil sie vor drei Wochen ihr jüngstes Kind abgestillt hat. „Dem ist nichts hinzuzufügen.“