Grundsätzlich positiv nahmen die Nachbarn die Nachricht auf, dass die Stadt Haßfurt das Anwesen in der Promenade 20/22 dem Landkreis für drei Jahre zur Unterbringung von Flüchtlingen vermieten möchte. In der Anliegerversammlung im Gasthaus „Zum Hirschen“ wurden sie bestens informiert und hatten die Gelegenheit, ihre Meinung darzulegen.
Am Ende der Zusammenkunft zog Stadtrat Michael Zehe das Fazit: „Es ist doch erfreulich, dass wir uns in aller Ruhe unterhalten haben und dass der Leiter des Kreissozialamtes, Dieter Sauer, uns geradezu davon abhalten muss, die Asylbewerber persönlich mit Geschenken zu überschütten. Denn man hat uns Deutschen schon ganz andere Sachen vorgeworfen!“
In der Tat zeigten sich die Anwohner für die Unterbringung von bis zu 17 Flüchtlingen in dem Anwesen, das über 230 m² Wohnfläche verfügt, sehr aufgeschlossen. „Wir hatten schon kurdische Türken als Nachbarn und bessere Nachbarn hätte man sich nicht wünschen können“, sagte beispielsweise Günter Lang. „Die Asylbewerber sind doch ganz arme Leute, die man unterstützen muss. Es ist noch nicht so lange her, dass auch Deutsche in dieser Situation waren“, spielte er auf die Nazizeit an, in der Menschen Deutschland verlassen mussten und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Seine Frau Ingrid ist selbst Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und war damals froh, dass sie mit ihrer Familie in Eschenau freundlich aufgenommen wurde.
Auch Maik Richter hat nichts gegen die Flüchtlingsunterbringung in seiner Nachbarschaft. „Das sind arme Menschen, die aus Kriegsgebieten hierher flüchten, und wir müssen zusammenhalten.“ Barbara Gröhling wiederum fand es eine schöne Geste, dass die Stadt Haßfurt und das Landratsamt die Anwohner informiert hatten. „Wir sollten die Asylbewerber kommen lassen, sie willkommen heißen und sehen, wie sie sich integrieren“, teilte sie mit. „Sie nehmen ja nicht leichtfertig eine solche Flucht auf sich.“ Das leer stehende Anwesen biete sich dafür an.
Auf den Einwand der Familie Hußlein, dass sie das Anwesen habe kaufen wollen und eine Ablehnung von Rudi Eck erhalten, als Günther Werner bereits als Bürgermeister im Amt gewesen sei, sagte Kämmerer Wolfgang Hömer: „Das Haus soll nicht als Privatwohnung, sondern der Stadtentwicklung dienen.“ Wilhelm Gröhling fragte angesichts der Tatsache, dass es fast „ein kleines Kurdistan in der Promenade“ gebe, ob denn kurdische Flüchtlinge in das Anwesen einziehen würden. Dazu sagte Dieter Sauer: „Derzeit kommen nicht sehr viele Kurden zu uns. Vielmehr ist mit Flüchtlingen aus dem Irak und aus Syrien zu rechnen.“ Jürgen Greich wollte wissen, ob die Asylbewerber sich unentgeltlich engagieren könnten, denn dann funktioniere die Integration auch besser. Dazu Dieter Sauer: „Asylbewerber dürfen gemeinnützige Arbeit für 1,05 Euro pro Stunde leisten. Daher sollte sich der Bürgermeister zu diesem Punkt Gedanken machen.“ Zum Schluss äußerte Jürgen Greich Bedenken, dass der eine oder andere Flüchtling auffällig werden könnte. „Dann rufen Sie die Polizei oder wenden Sie sich an die Caritas“, so Dieter Sauer. Woraufhin Barbara Gröhling anmerkte, dass bei ihren deutschen Nachbarn die Polizei ein und aus gehe. „Schlimmer kann es nicht werden“, meinte sie.
„Insgesamt haben wir eine tendenziell unproblematische Situation“, schloss Dieter Sauer dieses Thema ab. Wie er mitteilte, wollten Bürger den Asylbewerbern oft Geschenke machen. Doch die Möbel und elektrischen Geräte bezahle der Staat. „Alles, was die Räume wohnlicher macht, wie Teppiche, Bilder, Schirmständer oder anderes liefern wir aber nicht“, betonte er. „Wer also etwas abgeben möchte, sollte sich an die Caritas wenden.“
Pfarrerin Doris Otminghaus und Pfarrer Stephan Eschenbacher erklärten, dass sich der ökumenische runde Tisch, an dem auch Vertreter der evangelischen Freikirche beteiligt seien, das Thema Flüchtlinge zum Schwerpunkt für die nächsten Jahre gesetzt habe. Beide Pfarrer waren bereits bei Bürgermeister Günther Werner, um aufzuzeigen, dass die Kirchen ihren Teil dazu beitragen wollten, Asylbewerber willkommen zu heißen. „Wir wollen in unseren Gemeinden sehen, was wir tun können. Auch wenn es ja schon mehrere Unterstützungsangebote durch die Caritas, das Rote Kreuz oder den Freundeskreis Asyl gibt“, so Pfarrer Eschenbacher.