
In diesem Herbst sind die Witterungsbedingungen für Pilze gut. Doch unabhängig vom Wetter sind die Grundvoraussetzungen für Speisepilze im Landkreis Haßberge optimal: Laut AELF Schweinfurt zeichnen sich die Wälder hier durch eine große Vielfalt aus. Großflächige Buchenwälder, Kiefern-Mischwälder und Eichen-Hainbuchenwälder bis hin zu Erlen- und Eschenwäldern in den Talauen lassen nicht nur Speisepilze sprießen.

Doch nicht jeder Pilz darf überall unbegrenzt gesammelt werden. Der Pilzsucher muss sich trotz des noch so großen Freiheitsgefühls, das der Wald vermittelt, an einige Regeln halten.
Pilze gehören dem Waldbesitzer
Wandert er durch einen Privatwald, muss das Eigentumsrecht des Waldbesitzers beachten werden – dem gehören die gefundenen Prachtstücke eigentlich. Die rund 38 900 Hektar große Gesamtwaldfläche im Landkreis Hassberge gehört zu 23 Prozent den Kommunen. 36 Prozent davon sind Staatswaldflächen und 41 Prozent laut Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt nimmt der Privatwald ein.
Insgesamt liegt der Waldanteil in den Haßbergen bei etwa 40 Prozent. Da kann man schnell mal den Überblick verlieren. Der Zutritt ist überall erlaubt – das sichert das Betretungsrecht im Bundeswaldgesetz jedem Wanderer und Reiter zu. An den Früchten des Waldes darf sich der Pilzsammler in Privatwäldern nicht ohne Weiteres bedienen.
Pilze und Naturschutz
Macht der Pilzsammler seinen Fund in einem Waldgebiet, wo die Besitzverhältnisse geklärt sind, stellt sich ihm die nächste Hürde: Nicht jeder Speisepilz darf einfach so eingepackt werden. Rund ein Drittel der bisher untersuchten rund 4400 Großpilzarten Deutschlands steht auf der Roten Liste.
Viele Arten fallen in Deutschland unter die Bundesartenschutzverordnung, nach deren Bestimmungen die meisten heimischen Speisepilzarten besonders geschützt sind. Der Gesetzgeber hat, wie die Regierung von Unterfranken mitteilt, eine pilzsucherfreundliche Einschränkung der Verordnung vorgesehen: Für einige einheimische Pilze wie Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Brätling, Rotkappe, Birkenpilz und Morchel gibt es Ausnahmen.

Nachhaltiges Sammeln
Für diese Arten ist das Sammeln naturschutzrechtlich erlaubt – in geringen Mengen und ausschließlich für den eigenen Bedarf. In anderen europäischen Ländern gibt Mengenbeschränkung auf die Grammzahl genau. In Deutschland ist diese mit einem Korb pro Haushalt definiert. Kiloweise Steinpilze aus dem Wald zu holen und sie für das kommende Jahr zu trocknen, fällt dabei nicht unter „Eigenbedarf“. So schätzt das auch Josline Griese, Biologin aus Zeil, ein: „Am besten sammelt man nur so viel, wie man an selben Tag verbrauchen kann.“ Für das gewerbliche Sammeln benötigt man darüber hinaus eine vorherige Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts.
Ziel dieser Regelungen ist es, den einheimischen Pilzbestand auf lange Sicht nicht zu gefährden. „Wenn man ständig Fruchtkörper entnimmt, haben die Pilze keine Möglichkeit mehr, sich auszubreiten“, sagt Josline Griese. Deshalb ihr Tipp: „Den Schwamm abmachen – der saugt sich eh nur mit Fett voll.“ Dann lässt man diesen vor Ort liegen, er kann nachreifen und seine Sporen verteilen. Das funktioniere jedoch nur bei nicht zu jungen Fruchtkörpern. Die Pilze sollten auch sorgfältig abgeschnitten oder herausgedreht werden. Außerdem rät die Biologin dazu, kleine, alte, giftige und unbekannte Pilze unbedingt stehen zu lassen.
Rückgang der Pilzarten
Im Gegensatz zur gängigen Meinung spielt das Pilze-Sammeln spielt aber keine große Rolle im Rückgang einiger Pilzarten. Das bestätigt das Bundesamt für Naturschutz: Wesentlich einschneidender wirkten sich Kahlschlagbetrieb, Altersklassenwälder und Veränderungen des Baumartenbestandes aus. Besonders die Pilze, die im Zusammenspiel mit Baumwurzeln überleben, sogenannte Mykorrhizapilze, scheinen zunehmend durch Luftschadstoffe und Nährstoffeintrag gefährdet zu sein. Das allmähliche Verschwinden dieser Arten sieht das Bundesamt auch als einer der Gründe für das Waldsterben in Deutschland.

Ob diese Entwicklung auch im Landkreis Haßberge erkennbar ist, ist laut Josline Griese schwer zu sagen: Die äußeren Bedingungen müssten passen. „In den letzten Jahren war es zu trocken – kaum ein Fruchtkörper hat sich blicken lassen.“ Dieses Jahr zeigt sich ein ganz anderes Bild. Trotzdem merkt die Biologin an: „Gülle ist ein Problem.“ Auf den überdüngten Wiesen im Landkreis gebe es kaum noch Artenvielfalt. Im Sommer blühe dort nur noch Löwenzahn. Seltene Wiesenpilze, wie zum Beispiel Saftlinge, bevorzugen aber magere Wiesen.
Recycling-Spezialisten im Wald
Dabei spielen sie laut Naturschutzbund Deutschland eine wichtige Rolle im Naturhaushalt. Im Gegensatz zu höheren Pflanzen seien sie nicht in der Lage organische Stoffe durch Fotosynthese aufzubauen. Sie seien vielmehr auf die Zufuhr von außen angewiesen.
So zersetzen die als so genannte Saprophyten lebende Pilze abgestorbenes organisches Material und tragen damit wesentlich zur Humusbildung bei. Als Parasiten lebende Pilze führen ihrem Wirt Schaden zu, denn sie entziehen ihm Nährstoffe, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Mykorrhizapilze wiederum leben in Symbiose mit Wurzeln höherer Pflanzen und versorgen beispielsweise viele Waldbäume mit Wasser und Nährsalzen. Im Gegenzug erhalten sie lebenswichtige organische Verbindungen. In den deutschen Wäldern werden die Pilze jedoch immer seltener.