
„Aufgeben gilt nicht“, das war die klare Ansage der Führungsmannschaft des TSV Oberschleichach bei den Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen des Vereins am Wochenende. Vor sieben Jahren musste der TSV den Fußball-Spielbetrieb aufgeben, hat aber noch immer eine sehr erfolgreiche Tischtennis-Abteilung und auch die Damengymnastik trifft sich regelmäßig.
Herzlich gratulierte Oberaurachs 3. Bürgermeisterin Sabine Weinbeer zum Jubiläum, gerade auch wegen des Überlebenswillens. „Die Vereine prägen das Leben in unseren Dörfern, die so viele ihrer Funktionen in den vergangenen Jahrzehnten eingebüßt haben“, erklärte sie. Der TSV habe mit dem Fußballspielbetrieb zwar ein wesentliches Element verloren, stelle aber immer wieder kreative Ideen auf die Beine wie den Kinder-Faschingszug oder den Vereinstag am Festsonntag. Anstelle eines Festzuges hatten die TSV-Verantwortlichen die Oberschleichacher Vereine eingeladen, sich am Sportgelände zu präsentieren. „Sogar viele Einheimische wissen nicht, welche Vielfalt an Freizeitaktivitäten das eigene Dorf bietet“, wusste Weinbeer aus eigener Erfahrung.
„Das Herz tut einem weh“, so BLSV-Bezirksvorsitzender Günter Jackl, der auch das Präsidium des Landessportverbandes vertrat, wenn ein solcher Traditionsverein nicht mehr Fußball spielt. Doch diese Entwicklung werde noch viele Vereine treffen. Umso wertvoller sei die Arbeit derer, die den Verein am Leben erhalten, „und das sollte jeder wertschätzen und unterstützen, wenn er gefragt wird, ob er mal ein paar Stunden Vereinsarbeit leistet“. „Und außerdem ist Fußball nicht der einzige Sport, den man im Verein betreiben kann“, ergänzte BLSV-Kreisvorsitzender Andreas Schröck und warb für das Sportabzeichen, das bis ins hohe Alter abgelegt werden kann. Er forderte die Anwesenden auf, dem Beispiel von Vorstandsmitglied Thomas Biermann zu folgen, der als einziger TSVler seit Jahren das Sportabzeichen absolviert. Durch die neue Struktur können auch bei manchen ungeliebte Sportarten durch andere ersetzt werden.
Viele Ortsvereine und die Sportvereine aus Neu- und Unterschleichach gratulierten ebenso wie Karlheinz Krebs, der gemeinsam mit seinem Bruder Georg Episoden aus der älteren Geschichte des TSV zusammengetragen hatte. So erinnerte er an die Turnanlage am Kirchplatz, die dort für den damals noch TV Oberschleichach angelegt war, und an das Ebersbergturnfest, das die Oberschleichacher ins Leben riefen und das später vom TV Sand weitergeführt wurde. Zweimal wurde der TV Oberschleichach wiedergegründet, nach dem Zweiten Weltkrieg als TSV. Aus den Kriegstrümmern entwickelte sich die Hochzeit des TSV, der damals auch Theater spielte und legendäre Kappenabende gestaltete. Der erste Sportplatz wurde 1959 eingeweiht. Alwin Neeb und Willi Basel traten als Langstreckenläufer des TSV überregional an, sogar bei Deutschen Meisterschaften mit Top-Ten-Plätzen.
1968 wurde der nächste Sportplatz eingeweiht, obwohl 1954 vorübergehend der Fußballspielbetrieb eingestellt werden musste. Eine weitere Abmeldung erfolgte 1972 für drei Jahre. Gleichzeitig wurde die Damengymnastik-Abteilung gegründet und der Mitgliederstand wuchs damit von 150 auf 260. Zum hundertjährigen Bestehen konnte 1990 das Betriebsgebäude samt sanierter Sportanlagen eingeweiht werden. 11 000 ehrenamtliche Stunden hatten die TSVler dafür geleistet.
Der Sprecher des Vorstandsgremiums, Axel Weber, ging auf die jüngere Vergangenheit ein. Der größte Erfolg der Fußballabteilung war der Aufstieg in die Kreisliga 2003. Doch schon zwei Jahre später kämpfte der Verein zunehmend. 2008 gelang es dann nicht mehr, eine Vorstandschaft zu finden, und der Spielbetrieb Fußball wurde abgemeldet. Ein Vorstandsteam organisiert seitdem das Vereinsleben, das zunehmend in ruhigeres Fahrwasser gerät, so Weber. Weiterhin erfolgreich ist die Tischtennisabteilung mit rund 30 Aktiven und drei Mannschaften. Die 2. Tischtennis-Mannschaft wurde in dieser Saison Meister der 2. Kreisliga und steigt damit in die 1. Kreisliga auf.
Das Vorstandsgremium hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, „auch dieses Jahr werden wir die Oberschleichacher Fußballer fragen, ob sie nicht vielleicht doch wieder in der eigenen Ortschaft dem Ball nachjagen möchten“, so Axel Weber. Besonders stolz zeigte sich Weber, dass nach wie vor 160 Mitglieder dem TSV die Treue halten, denn „wenn es mal nicht so gut läuft, zeigt sich, auf wen man sich verlassen kann“. So war es ihm und Heinz Dorn vom Vorstandsgremium besonders wichtig, die langjährigen Mitglieder auszuzeichnen (siehe nebenstehenden Kasten).
Eine besondere Anerkennung sprach quasi als Schlusswort Thomas Biermann der Vorstandscrew aus, die „den TSV in den letzten Jahren am Leben erhalten haben“. Der Dank aller anwesenden Mitglieder galt Axel Weber, Heinz Dorn, Anton Biermann, Peter Knop und Edmund Biermann.
Geehrt wurden
Für mindestens 25 Jahre Mitgliedschaft: Lucia Benno, Michael Breitenberger, Dominik Eichhorn, Brunhilde Hartmann, Wolfgang Huttner, Horst Keller, Franz Macfalda, Anton Magdalener, Burkard Ullrich, Ludga Weis, Isabell Zenglein und Karin Zenglein.
Für 30 Jahre: Hermann Benno, Holger Eichhorn, Adelheid Karg, Hubertus Karg, Michael Keller, Wolfgang Kratky und Norbert Then.
Für 35 Jahre: Artur Aumüller, Erich Barthelmes, Thomas Bittner, Monika Bühl, Hertha Drescher, Anita Eichhorn, Dietmar Eichhorn, Herbert Eichhorn, Alexander Fösel, Jürgen Hofmann, Gertrud Hornung, Helmut Hornung, Markus Hußlein, Roland Johannes, Annemarie Karg, Peter Knop, Anni Meier, Gerlinde Meier, Michael Meier, Klaus-Dieter Neubig, Monika Oberreuter, Brigitte Reitz, Willi Reitz, Finni Stillner, Rosi Voss, Rudi Wirth, Rupert Zenglein und Elisabeth Zimmermann.
Für 40 Jahre: Anton Biermann, Manfred Eichhorn, Hubertus Endres, Bernd Hartmann, Werner Hartmann, Bernhard Karg, Ernst Karg, Michael Karg, Ewald Krebs, Rosemarie Krines, Oswald Meier, Rainer Müller, Monika Decoster, Franz Oberreuter, Walter Schwemlein, Alexander Weber, Wolfgang Weber, Theo Weis, Karl-Heinz Wirth, Friedrich Zenglein und Elfriede Zenglein.
Für 45 Jahre: Thomas Biermann und Hans Knop.
Für 50 Jahre: Josef Then und Herbert Zenglein.
Für 55 Jahre: Oswald Basel, Adolf Bayer, Gerd Bittner, Adam Bühl, Edgar Eichhorn, Alfons Hartmann, Udo Karg, Karl-Heinz Krebs, Robert Meier und Bruno Ott.
Für 60 Jahre: Josef Göbel, Heinrich Karg und Georg Krebs.
Für 65 Jahre: Edmund Biermann, Karl Krines, Hans Raab und Hermann Zenglein.


