Am 12. März 1862, vor 160 Jahren, trafen sich 17 Männer und Frauen im Gasthaus "Zum Schwan", um den "Turnverein Goßmannsdorf" aus der Taufe zu heben. Gründungsvorstand war Johann Eller. Als "Zöglinge" standen ihm Andreas Bohley, ein gewisser Wolf aus Würzburg und Andreas Köberlein zur Seite, heißt es in der Chronik des Vereins. Die Vereinssatzung legte fest, dass unter dem Turnergruß "Gut Heil" das Turnen "dem Land ganze, tüchtige Männer" zu erziehen habe.
Vereinsvorsitzende waren im 19. Jahrhundert Reitwiesner, Johann Eller, Josef Wüchner, Johann Schweinfest und Johann Ott. Begonnen wird zunächst mit Freiübungen und Leichtathletik, damals noch Volkssport genannt, auf dem alten Turnerplatz gegenüber dem Friedhof. Im Jahr 1927 wird die Fußballabteilung gegründet. Die Vereinsführung ändert den Vereinsnamen von Turnverein zu Turn- und Sportverein Goßmanndorf.
Auf ihren ersten Fußballplatz müssen die Kicker des TSV jedoch noch 20 Jahre warten. Im Jahr 1947 stellt die Gemeinde Goßmannsdorf auf dem "Altfeld" eine große Wiese als Sportplatz zur Verfügung. In zahlreichen Arbeitsstunden tragen die Vereinsmitglieder die Erde der nach Westen ansteigenden Fläche mit Pickeln und Schaufeln ab. Der neue Rasensportplatz an seinem heutigen Standort wird im Jahr 1973 eingeweiht.
Höhepunkt war der Auftritt einer Starparade
Der Festbetrieb dauerte damals 14 Tage. Höhepunkt war der Auftritt einer Starparade mit dem Südwestfunk und Stars wie Bata Illic oder Franzl Lang. Das neue Sportheim wurde im Jahr 1990 eingeweiht. Dass der Verein nach 160 Jahren noch existiert und 417 Mitglieder in neun Abteilungen zählt, ahnte damals wohl niemand. Mehr als die Hälfte der Goßmannsdorfer sind Mitglied im TSV.
In den ersten 65 Vereinsjahren bestand der Verein nur aus den Turnern. Im Jahr 1927 kam die Fußballabteilung hinzu, im Jahr 1957 folgte die Fahnenweihe, 1987 wurde die Tischtennisabteilung wiedergegründet, fünf Jahre darauf kam eine Korbballabteilung hinzu. Im Jahr 1997 konnte die Schießanlage eingeweiht werden. Auch Kegeln, Gymnastik treiben und Schwimmen kann man beim TSV. Seit 1994 ist Julitta Ott Vereinsvorsitzende.
"Urgesteine" kramten 2012 in ihren Erinnerungen
Anlässlich des 150. Jubiläums im Jahr 2012 kramten die "Urgesteine" Hermann Ott, Erwin Saam und Michael Dünninger in ihren Erinnerungen. Sie waren damals bereits 60 Jahre Mitglieder im TSV. Im Jahr 1950, erinnert sich Dünninger, nahm er an einem Jugendfußballturnier in Aidhausen teil. Anders als heute, wo die Zöglinge von ihren Eltern zu jedem Spiel chauffiert werden, fuhren die Goßmannsdorfer Nachwuchskicker mit dem Fahrrad nach Aidhausen und kamen bereits aufgewärmt auf dem Spielfeld an.
Besser hatten es damals die Spieler aus Stadtlauringen. Sie kamen in Pferdekutschen vorgefahren, erinnert sich Dünninger. Einheitliche Trikots gab es damals noch nicht. Der damals Zehnjährige lief in kurzer schwarzer Hose und weißem Feinrippunterhemd auf. Fußballschuhe mit Stollen gab es damals ebenfalls nicht. Armin Dassler staffierte erstmals im Jahr 1954 die deutsche Nationalmannschaft mit Schuhen mit Schraubstollen aus – ein absolutes Novum zur damaligen Zeit. Dünninger musste sich noch mit halbhohen Lederschuhen mit glatter Sohle, die noch mit Nägeln befestigt waren, begnügen.
Eine Badewanne ersetzte damals die Duschen
Sogar bis nach Stadtlauringen seien sie damals mit dem Fahrrad zu Freundschaftsspielen gefahren. Der neue Sportplatz "am Altfeld" wurde ebenfalls in dieser Zeit in einer Waldlichtung an der Straße nach Üschersdorf errichtet. Das kleine Vereinsheim kostete damals 5000 Mark. Zum Training lief er die Steige hinauf zum Sportplatz. Eine mit Wasser gefüllte Badewanne ersetzte damals die Duschen. Beim Heimweg trank er aus dem Brunnen oberhalb des Sees, erinnert sich Dünninger. Im Winter trainierte man im alten Kindergarten – aus Platzgründen nur zwei gegen zwei.
Das ganze Dorf feierte den Aufstieg im "Schwarzen Adler"
Ein Höhepunkt war die Meisterschaft in der B-Klasse im Jubiläumsjahr 1962 unter Trainer Rudi Öhm. Walter Rosatti, Josef Schikowski, Elmar Mantel, Helmut Bock und Gustav Hömerlein waren die damaligen Garanten für den Aufstieg in die A-Klasse. Im Entscheidungsspiel in Hofheim gegen Löffelsterz vor rund 600 Zuschauern erlitt Helmut Bock eine Platzwunde am Kopf. Er ließ sich von Dr. Götz nähen und wurde wieder eingewechselt. Bei einem Kopfball im eigenen Strafraum hielt er die Hand schützend auf seine Wunde. Der Schiedsrichter pfiff Handelfmeter, den Löffelsterz zur 1:0 Führung verwandelte. Durch zwei Tore durch Gustav Hömerlein konnte der TSV die Partie noch für sich entscheiden. Mit Fahnen- und Musikbegleitung zogen die siegreichen Helden in Goßmannsdorf ein, wo das ganze Dorf im "Schwarzen Adler" den Aufstieg feierte.
Sämtliche Biervorräte der Sennfelder vernichtet
Ihre Trinkfestigkeit bewiesen Goßmannsdorfer Fans bei einem Auswärtsspiel in Sennfeld, wo man mit zwei Bussen anreiste und sämtliche Biervorräte der Sennfelder vernichtete. Das Spiel fand auf einem Platz statt, der mit Holzschlacke aufgefüllt war. "Wir sahen danach aus wie die Schlotfeger" erinnert sich Dünninger schmunzelnd.
Der Turnsport stand immer etwas im Schatten des Fußballs. Im Jahr 1952 versuchten Hermann und Adolf Ott das Turnen wiederzubeleben. Sie stellten ein Reck und einen Barren am Kirchenrangen auf. Auch im Garten von Anton Berwind wurde geturnt, erinnert sich Hermann Ott. Zu Lehrgängen sei er damals mit dem Fahrrad bis in die Rhön gefahren. Nur einem gefiel der neu erwachte Turneifer nicht: dem damaligen Pfarrer Sass. Der sah vor allem das Mädchenturnen nicht gerne wegen der dürftigen Bekleidung der Mädchen und monierte dies sogar auch einmal im sonntäglichen Gottesdienst. Doch seine Bedenken erledigten sich bald von selbst. Mangels einer Turnhalle konnte sich der Turnsport nie so richtig im TSV durchsetzen.