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Das Hämmerchen muss Zuhause bleiben
EYRICHSHOF (BD) Die Ruine Rotenhan darf sich künftig zu den 100 schönsten Geotopen in Bayern zählen. Das Gütesiegel des Umweltministeriums wurde am Donnerstag im Rahmen eines kleinen Festaktes verliehen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
"Ein Ort auf der Erde". Das bedeutet das griechische Wort Geotop wörtlich. Im eigentlichen Sinne sind Geotope besondere Orte: Bizarre Felsen, Höhlen, Fundstellen seltener Fossilien, aber auch Bergwerke oder eben eine Burg wie Rotenhan. Es sind Orte, die etwas verraten über die Geschichte der Erde.

Die Bevölkerung auf die Bedeutung dieser "natürlichen Forschungslabore" aufmerksam zu machen, ist nach Ministerialrätin Christina von Seckendorff der Beweggrund für die Kür der 100 schönsten Geotope Bayerns. "Hier kann man - im übertragenen Sinn - den Pulsschlag der Erde fühlen". Die Auszeichnung sei keine Bewertung, sondern habe Zeichencharakter. Die Burgruine Rotenhan wurde als fünftes Objekt in Unterfranken in diese Liste aufgenommen, nach dem Basaltbruch am Lindenstumpf, dem Frickenhäuser See, dem Kupferbergwerk Wilhelmine und dem Muschelkalkprofil Kalbenstein.

Rotenhan sei "eine der ungewöhnlichsten Burganlagen Bayerns", sagte von Seckendorff in ihrer Festansprache: "Große Sandsteinblöcke dienten als Unterbau der Burg, wobei einige Bauteile direkt aus dem Felsen herausgemeißelt wurden". Über die geologischen Besonderheiten der Ruine gibt eine Schautafel Auskunft. Dem Bürgermeister Robert Herrmann überreichte die Ministerialrätin auch die Urkunde für das Prädikat "Bayerns schönste Geotope".

Der Begriff Geotop wurde erst vor wenigen Jahren in Anlehnung an das bekanntere Wort "Biotop" geprägt, meint im Gegensatz dazu aber Objekte der unbelebten Natur. Aus dem Wissen über Klimaänderungen, Jahrhundertfluten oder Bergstürze in vergangenen Erdzeitaltern könne man lernen, so die Ministerialrätin.

Neben der wissenschaftlichen Bedeutung prägt ein Geotop wie die Ruine Rotenhan die Landschaft und ist wichtig für den sanften Tourismus. Solche Landschaftsformen seien unwiederbringliche verloren, wenn sie erst einmal zerstört würden, sagte von Seckendorff. Nicht zuletzt deshalb bemüht man sich von staatlicher Seite, "das erdgeschichtliche Naturerbe für nachfolgende Generationen zu erhalten".

Zumindest in Bezug auf die Stammburg der Familie von Rotenhan ist diese Sorge um den Erhalt nicht ganz unbegründet. So betonte der jetzige Besitzer, Hermann Freiherr von Rotenhan, er freue sich über die Auszeichnung und auch über ernsthaft interessierte Besucher. Er bat jedoch eines nicht mitzubringen: ein Hämmerchen. Landrat Rudolf Handwerker sprach das Problem ziemlich direkt an: Rotenhan sei eine Pilgerstätte für Esoteriker jeglicher Art geworden. "Die kratzen und schaben, graben und hauen, räuchern und bohren, tanzen, murmeln und singen."

Und das geht nicht spurlos an dem historischen Kleinod vorüber. "Die Ruine, die nach Abbruch des Mauerwerks seit bald 700 Jahren fest wie ein Fels steht, beginnt unter all diesen zweifelhaften Aktivitäten wirklich ernsthaft zu leiden". Dabei gebe es keine Belege für eine prähistorische Kultstätte oder eine besondere Kraftwirkung an diesem Ort, sagte Handwerker. Und er fand deutliche Worte in Richtung der ungebetenen Gäste. "Wir haben sehr wohl etwas gegen Spinner, die dieses große Zeugnis der Geschichte durch ihre Rituale und Kuren der weniger behutsamen Sorte ramponieren."

Daten & Fakten

Die Geschichte der Burg

Im 12. Jahrhundert erbaut, wurde
Rotenhan die Stammburg der
Familie, deren Namen sie auch
schuf. Der kommt nicht etwa vom
roten Hahn, sondern von "gerode-
ter Hain." Schon im Jahre 1323
allerdings wurde die Burg zerstört.
Hintergrund waren die Macht-
kämpfe zwischen den Hochstiften
Würzburg und Bamberg. Der
Würzburger Bischof wollte das Mi-
nisterialgeschlecht derer von
Rotenhan in die Schranken weisen,
das am Bamberger Hof zum inne-
ren Kreis der Macht gehörte und
mit seiner Burg das aufstrebende
würzburgische Städtchen Ebern
bedrohte.

 
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