Dass er ein wenig stolz ist, das ist Moritz Meisel unschwer anzusehen. Und er sagt es auch: „So etwas erlebst du vermutlich nur einmal. Ich freu mich riesig drauf“, sagt der junge Rügheimer, während er noch einmal zum satten Grün des Rügheimer Sportplatzes blickt. Auf zweierlei ist der 16-Jährige stolz. Zum einen, wie so viele Rügheimer: Bevor am Samstag Jogi Löws Männer gegen Ghana antreten, werden Vorgänger von ihnen in der Uwe Seeler Traditionself in Rügheim gegen eine AH-Auswahl aus dem Hofheimer Land in der 650-Einwohner-Gemeinde auflaufen. Ob der Ball im Aus war, oder vielleicht Promi Frank Mill ins Abseits gelaufen ist, darüber wird an der Seitenlinie auch Jung-Schiedsrichter Moritz Meisel wachen.
„Rund 200 Länderspiele“
Während sich Meisel auf den Heimweg macht, ist am Rande des Spielfelds noch Wallung. Es ist Lagebesprechung, das Abschlusstraining der AH-Auswahl ist zu Ende. Trainer Klaus Werner ist zufrieden. Seit April haben sich die Spieler jeden Mittwoch getroffen. Das war für ihn Voraussetzung, als er das Trainer-Amt übernommen hat, sagt er im Gespräch. „Wir wollen doch zumindest ein bisschen fit sein. Denn immerhin laufen dann rund 200 Länderspiele auf“. Einfach so ohne Vorbereitung gegen die Seeler-Elf auflaufen, das wäre für Werner nicht denkbar: „Wenn wir nix machen, dann ballern die uns weg“, hatte er zu Beginn der Vorbereitung gesagt. Groß motivieren muss er seine „Jungs“ nicht. Aber sie sind natürlich auch Realisten. Und so gibt es durch die Bank am Samstag vor allem ein Ziel: „Spaß“ soll es machen. Den Spielern selbst und vor allem auch den Zuschauern. Man werde vermutlich keine Chance haben, sagt schmunzelnd „Charly“ Götz, „aber wir wollen Paroli bieten, damit es nicht zweistellig wird“. Und er sieht schon im Vorhinein, was wohl den Unterschied am Samstag ausmachen wird: Die Ballfertigkeit der Promis. Trotzdem, wie Götz sind auch seine Mannschaftskollegen begeistert dabei, „weil so ein Spiel einen einfach reizt“, sagt Coach Klaus Werner. Und sein Plan fürs Spiel: „Erst einmal abwarten und schauen, dass wir kein frühes Tor fangen.“
Während die AH-Mannschaft aus dem Hofheimer Land sich seit Wochen auf ihren großen Auftritt vorbereitete, lief die Organisationsarbeit für das Spiel unterdessen bereits seit mehr als einem Jahr, berichtet der zweite Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rügheim, Thomas Hein. Geboren wurde die Idee für diese Veranstaltung im Februar 2013, bei den Vorbereitungen zur 1200-Jahr-Feier der Gemeinde. Sport ist neben Kirche und Landwirtschaft eine der drei Säulen, die die Gemeinde geprägt haben. Und so war man am Überlegen, wie sich der SV in das Festprogramm einbringen könnte. Die Wahl fiel auf ein Prominenten-Spiel. Kontakte wurden geknüpft und, nachdem sich genügend Sponsoren fanden, konnte mit den eigentlichen Vorbereitungen begonnen werden.
Hunderte Stunden im Einsatz
Wichtig sei dem SV-Vorsitzenden Winfried Ulrich und ihm dabei gewesen: „Wir wollen uns breit aufstellen“, möglichst viele Vereine in der Umgebung mit einbinden, so Hein. Die AH-Mannschaft sollte so Spiegelbild der vielen Vereine sein, die in der Region für „wertvolle sportliche und kulturelle Aktivitäten“ stehen. So kam eine Mannschaft zusammen mit Spielern, „die in ihren Heimatvereinen tragende Säulen sind. Sie engagieren sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit, als Abteilungsleiter oder in der Vereinsführung“.
Und auch wenn sie unter „Alte Herren“ firmieren, dass sie das Fußballspielen längst nicht verlernt haben, zeigt schon allein das Abschlusstraining. Dass aber auch der Rahmen für das Spiel selbst und für die Betreuung der prominenten Gäste jede Menge Zeit in Anspruch nimmt, davon kann Hein und sein Team inzwischen ein Lied singen.
Angefangen beim Rasenplatz: Rund 200 Stunden dürften die Platzwarte Stefan Ulrich und Steffen Lutz im Einsatz gewesen sein und dabei über 100 Tonnen Sand auf den Platz aufgebracht haben, damit auf einem saftig satten Grün gespielt werden kann. Alle Hände voll zu tun hatten die Organisatoren. Wie zum Beispiel Rolf Hirschlein und Roland Saum, die noch zuletzt dafür sorgten, dass die Prominenten Umkleide- und Duschgelegenheiten inklusive Shuttle-Bus im Landhotel haben. Ohne die vielen Helfer wäre die Veranstaltung niemals zu stemmen gewesen, so Hein weiter.
Trotz aller Mühen bei der Vorbereitung ist sich Hein sicher: Ein ähnliches Spiel wird die Region um Hofheim in nächster Zeit nicht mehr erleben. Und wie wird es am Ende stehen? Das ist für Hein zweitrangig, „Hauptsache, viele Zuschauer kommen und sehen ein gutes Spiel, viele Tore und haben ihren Spaß. Es soll ja kein Fight werden, sondern Fun“.
Der Anpfiff zum Prominentenspiel ist am Samstag, 21. Juni, um 15.30 Uhr auf dem Rügheimer Sportplatz. Unter anderem spielen in der Promi-Mannschaft die Weltmeister Frank Mill und Guido Buchwald. Wie Thomas Hein berichtet, kann Uwe Seeler das Team nicht coachen, er ist zu dieser Zeit in Brasilien. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Im Festzelt des SV ist ab 21 Uhr die Begegnung der deutschen Mannschaft gegen Ghana zu sehen.