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EBERN
Das Grauen bekommt Namen und Gesichter
Großes Lob gab es für die Ausstellung „Vergissmeinnicht“ über das Schicksal jüdischer Kinder bei der Präsentation am Freitag in der Mensa des Friedrich-Rückert-Gymnasiums Ebern. Die Ausstellung war im Rahmen eines P-Seminars am FRG erarbeitet worden.
Foto: Beate Dahinten | Großes Lob gab es für die Ausstellung „Vergissmeinnicht“ über das Schicksal jüdischer Kinder bei der Präsentation am Freitag in der Mensa des Friedrich-Rückert-Gymnasiums Ebern.
Beate Dahinten
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:07 Uhr

Viel Lob gab es bei der Präsentation der Ausstellung „Vergissmeinnicht“ am Freitag in der voll besetzten Mensa des Friedrich-Rückert-Gymnasiums. Der Stolz über das Erreichte kam zum Ausdruck, der Wert der Erinnerung wurde betont und, dass sich Geschehnisse wie die der Nazi-Zeit nicht wiederholen dürfen. Ein wesentlicher Aspekt erschloss sich aber auch ohne Worte.

Es sind nachdenkliche Töne, die Tobias Körner am Klavier anschlägt, der Blick schweift über die großen Porträtfotos auf den Plakaten ringsum. Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters, die meisten mit ernstem Gesicht. Junge Menschen, die das Leben noch vor sich hatten, voller Hoffnungen und Träume. Doch den meisten von ihnen nahm der Holocaust die Chance, diese Träume zu verwirklichen. Und diejenigen, die überlebt haben, mussten mit unsäglichem Leid fertig werden. Es sind persönliche Schicksale, die den Schrecken des Nationalsozialismus nahebringen.

„Das Grauen bekommt einen Raum, einen Namen und ein Gesicht“, formulierte es Schulleiter Klauspeter Schmidt, der zudem die Bezüge der Gymnasiasten zu den jungen Leuten damals hervorhob, zum einen durch das gleiche Alter: „Heutige Schüler erfahren, was ihrer Peergroup passiert ist.“ Und zum anderen durch die Herkunft aus der gleichen Region.

Den Titel „Vergissmeinnicht“ lobte Schmidt als „aussagekräftig“, denn „Kinder stehen sonst als Opfer des Holocaust nicht so sehr vor unserem geistigen Auge“. Doch „gerade die Kleinsten gehörten zu den ersten, die in die Gaskammern gestopft wurden“.

Die Ausstellung war im Rahmen eines Projektseminars zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar) entstanden, mit Unterstützung von Cordula Kappner (wir berichteten). Schmidt bezeichnete die Fachfrau als „Quelle, Inspiration und Archiv der Arbeit“. Für die Mithilfe bei der grafischen Gestaltung hatte der Leiter des P-Seminars, Daniel Heß, seinen Bruder Oliver gewinnen können. Umgesetzt werden konnte das Projekt dank mehrerer Sponsoren. Die von Vanessa Dietz und Marie Ratzke moderierte Präsentation bildete den Schlusspunkt für die Teilnehmer.

„Die staatliche Vernichtung von etwa sechs Millionen Juden ist nicht nur ein Kapitel im Geschichtsbuch.“
Wilhelm Schneider, Landrat Haßberge

„Die staatliche Vernichtung von etwa sechs Millionen Juden ist nicht nur ein Kapitel im Geschichtsbuch.“ Das unterstreicht die Ausstellung nach Ansicht von Landrat Wilhelm Schneider. Sie erinnere an die Zerstörung der Freiheit und Menschenwürde im Dritten Reich und mache sensibel dafür, wo Freiheit und Menschenwürde heute gefährdet seien.

Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann fand es ebenfalls wichtig, aus der Geschichte zu lernen, „die schlimme Zeit des Faschismus in Erinnerung zu halten und Aufklärung zu betreiben, damit so was nie wieder passiert“.

Hennemann spannte den Bogen zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern. „Das haben wir hier im Landkreis bislang gut geschafft“, sagte er. Weiter hob er den lokalen Bezug der Ausstellung hervor, daher „ist es wichtig, dass sie hier gezeigt wird“. Im Sommer ist „Vergissmeinnicht“ in der Xaver-Mayr-Galerie in Ebern zu sehen.

Eine jüdische Weisheit zitierte Cordula Kappner: „Vergessen führt in die Verbannung – Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung.“ Die Expertin führte den größeren Zusammenhang vor Augen: Die Ausstellung „Vergissmeinnicht“ erinnere „an die 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder Europas und an die, die überlebt und in anderen Teilen der heutigen Welt eine Heimat gefunden haben.“

Der Kontakt mit Überlebenden hatte übrigens auch zu den Vorbereitungen für die Ausstellung gehört. Die englische Version geht im Frühjahr in die USA, um in Maryland gezeigt zu werden. Und Kappner geht davon aus, dass es nicht die einzige Auslandsreise für die Ausstellung sein wird.

In persönlichen Worten bedankte sie sich bei der Schülergruppe für die Zusammenarbeit und bescheinigte ihnen, eine eindrucksvolle, wichtige Ausstellung gestaltet zu haben. Nicht zuletzt mahnte sie die jungen Leute, es zu schätzen, dass sie ihr Leben leben können, in einer ungefährlichen Zeit, in einem friedlichen Land.

Die Ausstellung umfasst 24 mannshohe Plakate und kann über die Internetseite der Schule kostenlos ausgeliehen werden. Dort gibt es auch eine digitale Version zum Download: www.frg-ebern.de

Im Rahmen des P-Seminars „Vergissmeinnicht“ am FRG Ebern wurde eine Ausstellung über das Schicksal jüdischer Kinder erarbeitet. Unser Bild zeigt die Teilnehmer bei der Präsentation zusammen mit Daniel Heß (Leiter des P-Seminars, links), seinem Bruder Oliver (Grafiker, hinten Mitte) und Fachfrau Cordula Kappner (mit Blumen).
Foto: Beate Dahinten | Im Rahmen des P-Seminars „Vergissmeinnicht“ am FRG Ebern wurde eine Ausstellung über das Schicksal jüdischer Kinder erarbeitet.
 
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