Dass Sprachen miteinander verwandt sind, lässt sich zum Beispiel an ähnlichen Wörtern erkennen. So ist es kein Zufall, dass das deutsche Wort Haus fast identisch klingt wie das englische Wort house.
Vor 2500 Jahren gab es noch kein Deutsch oder Englisch, sondern nur den gemeinsamen Vorfahren, das sogenannte Urgermanische. Ähnlichkeiten finden sich beim Vergleich von Latein, Griechisch und Indisch. So entspricht dem lateinischen Wort rex (König), das man zum Beispiel aus der Dinosaurierbezeichnung Tyrannosaurus Rex kennt, das indische Wort raja, das zum Beispiel in maharaja (Großkönig) steckt. Das indische Wort maha (groß) ist wiederum mit dem lateinischen Wort magnus oder auch mit dem griechischen mega verwandt. Diese systematischen Beziehungen zwischen Sprachen wurden bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts entschlüsselt. Heutzutage beschäftigt sich mit diesem Gebiet die Historische Sprachwissenschaft.
Ein völlig neues Konzept zum Erlernen der lateinischen Sprachgeschichte hat nun Malte Liesner aus Königsberg mit seinem Buch „Arbeitsbuch zur Lateinischen Historischen Phonologie“, erschienen im Reichert-Verlag, Wiesbaden, vorgelegt. Darin hat der Benutzer die Möglichkeit, die Entwicklungen der Wörter vom Urindogermanischen (so nennt man die gemeinsame Ursprache des Lateinischen, Griechischen, Germanischen und Indischen) zum Lateinischen hin selbst nachzubilden. Alle Übungen sind übersichtlich und systematisch aufgebaut und erleichtern auf diese Weise das Erlernen der Zusammenhänge.
Malte Liesner, der als Dozent für Latein an der Universität Bamberg sowie als Dozent für Wirtschaftsenglisch in der Industrie und bei Bildungsträgern tätig ist, hat in Würzburg und Köln Historische Sprachwissenschaft studiert. In diesem Semester fand nun der erste Kurs an der Uni Würzburg statt, in dem er selbst mit dem neu erschienenen Buch arbeiten konnte. „Das Konzept funktioniert“, berichtet Liesner. „Schon nach einigen Unterrichtseinheiten empfanden die Studenten den Stoff als leicht erlernbar. Dies ist ein Novum auf dem Gebiet der Historischen Sprachwissenschaft, die leider an vielen Stellen den Staub alter Bücher noch nicht fortgeblasen hat.“