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KIRCHLAUTER
Dankbar für die Gebietsreform vor 40 Jahren
Einen „nostalgischen Blick“ auf die Gemeindegebietsreform und ihre Folgen warfen (von links) Altbürgermeister Peter Kirchner, Rupert Göller, Heinz Stretz, Alfons Kirchner, Philipp Sebald, Bernhard Schlereth, Staatssekretär a. D. Albert Meyer und Winfried Schmitt.
Foto: Günther Geiling | Einen „nostalgischen Blick“ auf die Gemeindegebietsreform und ihre Folgen warfen (von links) Altbürgermeister Peter Kirchner, Rupert Göller, Heinz Stretz, Alfons Kirchner, Philipp Sebald, Bernhard ...
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:54 Uhr

„Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf den heutigen Tag gefreut habe. Vor 15 Jahren haben wir silberne Hochzeit gefeiert und heute ist es genau 40 Jahre her, dass die jetzige Gemeinde Kirchlauter ihren ersten Schritt machte. Das war die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderates.“ Dies betonte Altbürgermeister Peter Kirchner, als er zu einer „Nostalgie-Veranstaltung“ zur Gemeindegebietsreform besondere Gäste in das Sportheim von Kirchlauter eingeladen hatte.

Eine Runde mit zwölf „Ehemaligen“

Der langjährige Bürgermeister der neuen Gemeinde Kirchlauter, Peter Kirchner, hatte dazu zwölf damalige oder dazugestoßene Mitstreiter eingeladen, um noch einmal an die Gebietsreform, aber auch die Auswirkungen dieser Gemeindezusammenlegung zu erinnern. Unter ihnen waren Dieter Iberl aus Pettstadt, Bernhard Schlereth aus Kirchlauter und Thomas Kempf vom Bauhof genauso wie die der ehemalige 2. Bürgermeister Heinz Stretz aus Neubrunn und Alfons Kirchner, die schon eine Periode vorher, nämlich 1972, in den Gemeinderat eingezogen waren oder Philipp Sebald, der vor 40 Jahren vereidigt wurde. Dabei war aber auch der ehemalige Finanzstaatssekretär Albert Meyer sowie Winfried Schmitt, ein ehemaliger Mitarbeiter der Flurbereinigungsdirektion aus Würzburg. „Ihm haben wir vor allem das Schmiedemuseum in Kirchlauter zu verdanken“, betonte Peter Kirchner.

Roter Bruder und Mehlpapp

Erinnert wurde dabei aber auch an Alfred Gengenbach, den Vater der „Heilig-Länder-Halle“ in Neubrunn, an den „roten Bruder“ Reinhold Kaiser von Kirchlauter oder an Rudolf Heiles von Pettstadt, die nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ganz anders Reporter Ralf Kestel, der mit seiner Betitelung der Flurbereinigungsbehörde als „Mehlpapp“ in Würzburg für „Furore“ gesorgt hatte. „Manchmal habe ich viel Tadel einstecken müssen für etwas, für das ich nichts gekonnt habe. Aber es gab auch Lob für viele Sachen“, meinte Peter Kirchner rückblickend.

In seinem Grußwort erinnerte Staatssekretär a. D. Albert Meyer daran, dass der Landtag schon 1966 beschlossen hatte, eine solche Reform durchzuführen. „Um eine Haaresbreite hätte es den Landkreis Haßberge nicht gegeben, weil er unter Umständen zwischen den Städten Schweinfurt, Bamberg und Coburg aufgeteilt werden sollte. Die Diskussion um die Stadtumlandkreise war ein echtes Problem und zum Glück ist die Reform trotzdem richtig verlaufen.“

Ebelsbach Nord und Ebelsbach Süd

Auch das Lamping-Gutachten kam dabei zur Sprache, dass ja im Bereich von Ebelsbach von einer Gemeinde Ebelsbach-Nord mit Breitbrunn, Lußberg, Kirchlauter und Neubrunn ausging und einer Gemeinde Ebelsbach-Süd mit Ebelsbach und Stettfeld. Hier habe auch der damalige Bürgermeister von Breitbrunn, Erhard Brünner, sich vehement dafür ausgesprochen, dass Ebelsbach-Nord keine Lösung werden dürfe. Günther Geiling, ehemaliger Bürgermeister von Breitbrunn erinnerte an Veranstaltungen mit heißen Diskussionen über die Gebietsreform im Raum Kirchlauter oder auch an besondere Brennpunkte in Ermershausen sowie dem Verbleib von Untermerzbach im Landkreis. Bei der Eingemeindung von Dörflis nach Königsberg oder Rudendorf nach Ebelsbach hätten vielleicht auch religiöse Zuordnungen eine Rolle gespielt. Schließlich sei es dann zu der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach mit den vier Gemeinden Breitbrunn, Ebelsbach, Kirchlauter und Stettfeld gekommen.

Zwölf Millionen Mark für Neubrunn

Altbürgermeister Peter Kirchner ging dann auf die Folgezeit ein und nannte die Flurbereinigung mit Dorferneuerung einen Segen für die Gemeinde. „Du hast uns viel Gutes getan trotz Krisensitzungen. Die Dorferneuerung Neubrunn hat nämlich immerhin 12 Millionen Mark gekostet“, lobte Kirchner den damaligen Vorsitzenden Winfried Schmitt vom Amt für ländliche Entwicklung.

Dieser ging dann noch einmal auf den Presseartikel ein und sagte ganz offen: „Dieses Schlagwort vom Mehlpapp ist mir wirklich auf den Säckel gegangen. Ich habe meine Arbeit so gut wie möglich gemacht und manchmal dauert es halt etwas länger. Deswegen bin ich dann auch zum Abteilungsleiter gegangen, um dies zu besprechen. Im Laufe der Zeit ist der Mehlpapp lockerer geworden und der Bürgermeister wird gemerkt haben, dass man mit den Geldern der Dorferneuerung auch schöne Torten backen kann.“

Dabei habe man ja in Neubrunn von der umfassenden und in Kirchlauter nur von der punktuellen Dorferneuerung profitiert, bemerkte Peter Kirchner. Trotzdem sei alles harmonisch gelaufen. „Wie aber das mit der oberen Wirtschaft, der Dorfgemeinschaft und mit Alfred Gengenbach in Neubrunn gelaufen, ist toll gewesen und das geht nicht überall.“ Heinz Stretz ergänzte: „Was in Neubrunn gelaufen ist, ist einmalig und nachhaltig. Die Heilig-Länder-Halle ist zu einem Selbstläufer geworden, obwohl es um sie so viele Diskussionen gegeben hat.“

Günstige Bachsanierung

Auch Peter Kirchner, der durchaus anfangs etwas skeptisch war, bekräftigte im Nachhinein: „Die Dorfgemeinschaft hat einen Vertrag unterschrieben, den es in ganz Unterfranken nicht gegeben hat. Das Dorf brauchte natürlich einen Kommunikationspunkt.“ Aber auch das Engagement der Bürger sei enorm gewesen. Ebenso habe man auch in Kirchlauter ein Zeichen gesetzt und die mit 1,3 Mio Mark angesetzte Bachsanierung der Lauter mit bloß 176 000 Mark abgerechnet. Er erwähnte auch noch den „Trinkwasserzweckverband der Veitenstein-Gruppe“, der nahezu als einziger in Unterfranken noch sinkende Nitratwerte verzeichne.

Abschließend meinte Peter Kirchner, über „40 Jahre Gemeinde Kirchlauter“ brauche man zwar nicht stolz und überheblich sein, aber zumindest dankbar und ein wenig zufrieden. „Dazu können wir uns freuen, dass jeder Kirchlauterer derzeit ein pro-Kopf-Guthaben von 772 Euro hat.“

 
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