
Wenn Alleinunterhalter Willi Gehrig den evangelischen Diakon Robert Hager zum katholischen Kaplan befördert, mit dem Auerlandesel eine neue Rasse kreiert wird und begnadete Männerkörper elfengleich über den Schwanensee schweben, dann ist wieder Seniorenfasching in Rügheim.
Die evangelische Kirchengemeinde lud ein, und viele Senioren und Menschen, die sich dafür halten, kamen ins Martin-Luther-Haus, um bei Kaffee und Kuchen, Gebäck und Wein ein paar fröhliche Stunden zu verbringen. Musikant Willi Gehrig begrüßte den Organisator und Moderator des Nachmittags „Kaplan“ Robert Hager, der im richtigen Leben als Diakon arbeitet.
Roland Saum erinnerte in seiner Bütt an die gute alte Zeit. In den Refrain „Menschenskind, wie war das schön“ stimmte gleich das ganze Publikum mit ein. Die Kinder des Rügheimer Kindergartens unter Leitung von Antje Hein erfreuten die Herzen mit Liedern von den „Rittersleut“, der Tante aus Mexiko und der Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt.
Die Geschwister Kilian und Anne-Kathrin Heusinger plauderten über die Schwierigkeiten bei der Berufswahl. Kilian kann sich vorstellen als Kabarettist wie „Dreggsack“ Michl Müller aufzutreten. Sein Lehrer meint, er schmarre so dumm, dass er damit Geld verdienen könne. Anne-Kathrin könnte sich vorstellen „Grüßwinker“ zu werden, nämlich Politikerin.
Alleinunterhalter Willi Gehrig gab sein Wahlprogramm als Bürgermeisterkandidat bekannt. Bei ihm gäb?s einen zusätzlichen „Bürgerbus – frei, mit Kaffee, Schinken und Ei“. Arbeit für Rentner würde er verbieten, die Rente verdoppeln und ein Seniorenkaffee in jedem Ort eröffnen.
Annika Huth war neidisch auf den Sportwagen ihres Mannes, der es in fünf Sekunden von Null auf Hundert schafft. Sie wünschte sich etwas ähnliches und bekam eine Personenwaage von ihm.
Mit 79 Jahren stieg Ilse Eller in die Bütt. In Rügheim ratschen nicht die Frauen, sondern die Männer – nämlich „beim Norbert“, wusste sie zu berichten. Mit den Marotten der Jugend kann sie sich nicht anfreunden: „Heut' heißt es Ciao oder tschüss, ke Mensch kann mehr normal grüß“ findet sie. „Mit Nasenring und tätowiert: früher hätt sich jeder geniert.“
Roland Saum und Andrea Hein nahmen das Dorfgeschehen aufs Korn. Die Essensbestellung zur Brauhauseröffnung nehmen sie entgegen: am 30. und 31. Februar. Drei Polizisten im Ruhestand leben derzeit in Rügheim. Sie waren früher im kleinsten Bauernhof der Welt unterwegs, nämlich in einem Polizeiauto: „Vorne sitzen die Bullen, hinten die armen Schweine.“
Seitdem er Rentner ist, lebe er in einer GmbH, meinte Saum: „Geh mal, mach mal, bring mal, hol mal“, höre er von seiner Frau. Auch beim Arzt war er neulich. Der habe bei ihm das „Bahlsen-Syndrom“ diagnostiziert: Er habe einen an der Waffel und gehe den Leuten auf den Keks. Auch einen Herzklappenfehler habe der Arzt bei ihm festgestellt: Das Herz ist zu weich, die Klappe zu groß.
Das Duo schaute auch über den Ortsrand hinaus: Damit sich die Bürger von Kleinmünster doch mit den Windrädern anfreunden, wird demnächst das Dorfschwimmbad zum Wellenbad. Dafür werden die Windräder auf Höchstlast gestellt, um den nötigen Wind zu erzeugen.
Übrigens: „Was macht der Kleinmünsterer, wenn er mit zwei Kerzen vor einem Spiegel steht? Er feiert vierten Advent.“
Neulich war Andrea Hein bei einem Jungjäger zu Gast, der erstmals einen selbst erlegten Fasan zubereitet hatte. Der schmeckte allerdings komisch. „Womit hast du den denn gefüllt?“, wollte sie wissen. „Wieso gefüllt? Der war doch gar net leer!“, bekam sie als Antwort.
Seit Jahren ist Tierarzt Georg Eller mit der Zucht von Auenland-Rindern erfolgreich. Das Bio-Fleisch verkauft sich gut. Deshalb folgt nun der nächste, logische Schritt: die Zucht des „Auenland-Esels“, meinte das Duo und präsentierte gleich einen bereits ausgestopften Prototyp.
Danach folgte ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags, nämlich die Überreichung des ersten Rügheimer Bambis, den Robert Hager erhielt. Hager geht im Jahr 2018 in Ruhestand. Seit 2004 ist er in Rügheim als Diakon tätig und organisierte neben dem Seniorenfasching noch zahlreiche weitere Veranstaltungen. Hager dankte seinen Eltern, Lehrern und Freunden und nahm die Auszeichnung freudig an.
Das absolute Glanzlicht setzte zum Schluss das Männerballett unter Leitung von Angelika Saum und Ilsemarie Weiß. Elfengleich, mit fantastischer Eleganz und Körperbeherrschung schwebten die Tänzer zu den Klängen von „Schwanensee“ über das Parkett, um verdiente stehende Ovationen des Publikums zu ernten.
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