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HASSFURT
„Crystal ist wie ein Krebsgeschwür“
Drogen-Problematik: „Drogen und Verkehrssicherheit“– dieses Thema beschäftigte die Verkehrswachten auf ihrer Bezirkstagung. Im Bild, von links: stellvertretender Kreisvorsitzender Bruno Warmuth, Regierungsdirektor Heiko Brückner (Regierung von Unterfranken), stellvertretender Bezirksvorsitzender Dieter Aufderhaar, Kreisvorsitzender Tilmann Fischer und Geschäftsführer Günther Pfrogner.
Foto: Günther Geiling | Drogen-Problematik: „Drogen und Verkehrssicherheit“– dieses Thema beschäftigte die Verkehrswachten auf ihrer Bezirkstagung.
Von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
 |  aktualisiert: 17.10.2012 12:03 Uhr

„Alkohol bleibt weiterhin das Problem Nummer eins im Straßenverkehr, aber das Fahren unter Drogeneinfluss zeigt Tendenzen, dass hier ein größeres Problem auf uns zu rollt. Dabei ist Crystal wie ein Krebsgeschwür stark zunehmend.“ Dies betonte Polizeirat Markus Hack auf der Bezirksversammlung der Kreisverkehrswachten in Haßfurt, die unter dem Motto „Drogen und Verkehrssicherheit“ stand.

Polizeimeldungen dieser Woche zu diesem Thema unterstreichen die Aktualität des Fahrens unter Drogeneinfluss. Auf einem Parkplatz der A 7 hatten die Beamten einen Fahrer aus dem Landkreis Haßberge einer Kontrolle unterzogen. Sie stellten bei dem 25-Jährigen drogentypische Ausfallerscheinungen fest. Er musste zur Blutprobe und sein Auto stehen lassen. Dabei gab er zu, kurz vorher Marihuana geraucht zu haben. Eine andere Meldung betraf eine 33-jährige Frau, die mit ihrem Golf in einer Ortsstraße wegen überhöhter Geschwindigkeit und wegen ihrer unsicheren Fahrweise aufgefallen war. Bei der Kontrolle stellten die Beamten drogentypische Ausfallerscheinungen bei der Frau fest, die obendrein aggressiv reagierte und versuchte, sich der Kontrolle zu entziehen. Deshalb musste sie nach vorheriger Androhung gefesselt zur Dienststelle gebracht werden. Dazu passt auch ganz aktuell der Drogenverstoß, der am Wochenende in Haßfurt bei der Verkehrskontrolle eines 29-jährigen PKW-Fahrers festgestellt wurde.

Dr. Volker Hargutt vom Lehrstuhl für Psychologie und Verkehrspsychologie der Uni Würzburg beschäftigte sich mit der „Prävalenz von Drogenfahrten in Deutschland mit Ausblick auf Europa“ und berichtete von einem großen Projekt: Dies reichte vom Fahrsimulator über epidemische Untersuchungen bis hin zu Untersuchungen von im Verkehr Getöteten. Natürlich sei der Aufwand für solche Untersuchungen schwierig und enorm. In Deutschland seien 200 Konsumenten einbezogen worden; es wurde festgehalten, wann, was und wie viel sie konsumierten.

Bei der Identifikation von Fahrten dieses Klientel kam man auf folgende Unterscheidungen: 72 Prozent Cannabis, 40 Prozent Alkohol, 18 Prozent multiple Drogen, 17 Prozent Alkohol in Kombination mit Drogen und vier Prozent Stimulantien.

Dabei war die Mobilität der Probanden im Verkehr durch folgende Situationen bestimmt: 36 Prozent allein als Fahrer unterwegs, zwölf Prozent als Beifahrer unterwegs, 14 Prozent mit Beifahrer unterwegs, 23 Prozent zu Fuß, elf Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nur 1,6 Prozent mit Taxi.

Hauptproblem Alkohol

Hargutt stellte dennoch fest, dass Alkohol das Hauptproblem im Verkehr bleibe und man ja die Gesamtzahl der Verkehrsteilnehmer dabei beachten müsse. Die Beeinflussung von Drogen würde natürlich hauptsächlich am Wochenende festgestellt und hier auch nachts. Cannabis werde auch tagsüber, Alkohol meist am Abend konsumiert, wobei bei Alkohol auch der Restalkohol morgens noch vorhanden sei.

Beim Blick nach Europa erfolgten 3,5 Prozent der Fahrten mit Alkohol, während es bei uns hier nur 3,3 Prozent wären. Bei der Prävalenz in Abhängigkeit vom Risiko könne man bei einem Alkoholgehalt von 0,1 bis 0,8 noch von einem knappen Verkehrsrisiko sprechen, während über 1,2 das Risiko um 60 Prozent steige.

Polizeirat Hack ging auf die Situation im Bereich des Polizeipräsidiums Unterfranken ein und meinte, dass mit „Crystal speed ein großes Problem auf uns zurollt. Deswegen haben wir ein druckfrisches Konzept für Fahren mit Drogeneinfluss und Rauschgiftkriminalität erstellt.“

Noch habe man in Unterfranken noch relativ wenig mit diesem Phänomen zu tun, aber das lasse sich nicht auf örtliche Bereiche begrenzen. Die allgemeine Situation beim Rauschgift sei, dass man eine Zunahme bei Einfuhr und Schmuggel feststelle, Crystal stark in der Zunahme sei und Cannabis auf einem hohen Niveau konsumiert werde. Das liege daran, dass Crystal kein großes Problem bei der Herstellung verursache und man es sogar im Do-it-your-self-Verfahren selbst machen könne, was natürlich auch nicht ganz ungefährlich sei. Während man also 2010/2011 sinkende Zahlen beim Rauschgift habe, stelle man im gleichen Zeitraum eine klare Zunahme bei Crystal von 61 Prozent fest.

Die Wirkung der Droge Crystal sei sehr unterschiedlich, habe aufputschende Wirkung, unterdrücke Hunger- und Durstgefühle und steigere das Gefühl der Stärke und Euphorie. Ihre negative Wirkung äußere sich in Aggressivität, Hautentzündungen und vielem anderen mehr.

 
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