Der Bamberger Maler Cleff III. ist vor allem mit seinen Porträts prominenter Persönlichkeiten bekannt geworden. Seine Laufbahn begann aber als Komparse im Film „Lola Montez“, in dem Peter Ustinov eine Hauptrolle spielte.
Was verbindet einen siebenjährigen Buben ausgerechnet mit Lola Montez? Der Tänzerin und Mätresse des bayerischen Königs Ludwig I. und ihrer stattlichen Anzahl von weiteren Bettgenossen? Nun, das Kino verknüpft diese Beziehung auf seine Weise. Nicht schlüpfrig, nicht anzüglich, auch wenn der 1955 unter der Regie von Max Ophüls gedrehte Film „Lola Montez“ alles andere als jugendfrei ist.
Blicken wir zurück auf einen Septembertag des damaligen Jahres in Bamberg. Die Filmcrew um Ophüls drehte nach Paris, Nizza und Schloss Weißenstein in Pommersfelden im fränkischen Rom einige Szenen. Der kleine Michael Cleff wurde als Komparse von vielen ausgesucht. Seine Aufgabe mitten in der Nacht: Eine Kutsche kommt den Kaulberg herunter, vor einem großen Haustor wartet das Knäblein mit seinen Eltern, löst sich von ihnen und geht auf die Kutsche zu, um die Tür zu öffnen. „Das war meine Charakterrolle!“ blickt der heute 73-Jährige lachend zurück.
Ustinov in der Hauptrolle als Zirkusdirektor
Erst viele Jahre später konnte Michael Cleff den Film „Lola Montez“ anschauen: „Mein Part war rausgeschnitten, immer die guten Teile!“ Aber er habe Peter Ustinov gesehen, der neben Titelheldin Martine Carol als Zirkusdirektor eine Hauptrolle spielte. Das Multitalent Ustinov, den mehrfachen Oscarpreisträger, Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller, den die britische Queen zum „Sir“ adelte. Der am 24. März 2004 in der Schweiz verstorbene Peter Ustinov hätte jetzt am 16. April seinen 100. Geburtstag feiern können.
Für Michael Cleff ist das der Anlass schlechthin, um in Erinnerungen zu schwelgen. Ist es ihm doch auch gelungen, Peter Ustinov einige Jahre vor dessen Tod bei einer Filmpremiere persönlich zu begegnen. Da war aus Michael Cleff längst kurz und prägnant „Cleff III.“ geworden. Unter diesem knackigen Namen ist der Bamberger weit über die Region hinaus bekannt als begnadeter Porträtmaler. Als Künstler, der seine Modelle auf ihre natürliche Ausstrahlung zurückführt und sie von jeglichem Nimbus entkleidet.
Queen Elizabeth II. porträtiert
Von einer Gloriole, die gerade Prominente umgibt, angedichtet von der Regenbogenpresse oder kraft Persönlichkeit verdient. Cleff III. hat sie alle porträtiert: den Kaiserenkel Otto von Habsburg, Königin Elizabeth II., Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Bundeskanzler Gerhard Schröder, Wolfgang Wagner, die Schauspieler Günter Strack, Helmut Qualtinger, Götz George, Dirigent Joseph Keilbert, Showmaster Thomas Gottschalk, Tennisstar Boris Becker, die Magier Siegfried und Roy in Las Vegas, viele andere – und eben Peter Ustinov.
Wer jetzt ehrfürchtig glaubt, dass all diese Menschen Cleff III. persönlich Modell gesessen haben, irrt allerdings. „Die armen Personen wussten nicht, dass ich sie male“, bekennt der Künstler schmunzelnd. Bis zum heutigen Tag genüge ihm ein gutes Foto, um dem Dargestellten einen individuellen Porträtausdruck und einen typischen Charakterzug zu verleihen. Zumal er sich sehr für Psychologie interessiere und jeden Menschen „unbewusst genau anschaut“.
Dank seines Humors und seiner unkonventionellen Art, Briefe zu schreiben, geling es Cleff III. zudem, den Porträtierten auch Reaktionen zu entlocken: „Ich informiere die Personen natürlich, dass ich sie gemalt habe“, erzählt er. In der Regel erhält er auf seine Post inklusive Foto vom Kunstwerk eine Antwort, und etliche Promis kaufen ihm das Original ab. Als nächsten Coup plant Cleff III., der Queen anlässlich ihres 95. Geburtstages am 21. April entsprechende Glückwünsche zu übermitteln. Immerhin hat sich deren Sohn Charles, der Prince of Wales, kürzlich durch seine Hofdame Claudia Spens bei Cleff III. für das Foto einer Kohlezeichnung von seiner Mutter bedankt – „mit den allerbesten Wünschen!“.
Nicht nur auf Prominentenjagd
Cleff III. ist aber für seine Kunst nicht nur auf Prominentenjagd. Gegen ein angemessenes Salär kann sich jeder und jede von ihm malen lassen. Was zum Beispiel Firmeninhaber zu bestimmten Jubiläen gern beauftragen. Oder Eltern, die von ihrem Kind ein Porträt haben möchten. Darüber hinaus schafft Cleff III. Landschafts- und Blumenbilder sowie Ausschnitte seiner Heimatstadt Bamberg, allesamt in Öl auf Leinwand. Es sind spannungsgeladene Kompositionen, die expressionistisch anmuten und sich der Abstraktion nähern. So wie etwa das Werk „Paradies“, an dem er derzeit arbeitet: Viel grün, weiße Tupfen, feine Nuancen der Licht- und Schattenwerte. Und ganz ohne Adam und Eva samt Schlange.
Apropos „Cleff III.“: Was hat es mit der Drei auf sich? Michael Cleff stammt in dritter Generation aus einer deutschen Künstler-Dynastie. Bereits sein Großvater, Erich Cleff der Ältere, war als Kunstprofessor und Bildhauer an den Akademien in Wuppertal und Salzburg tätig. Sein Vater, Erich Cleff der Jüngere, machte sich als Porträtmaler in Hamburg und Berlin einen Namen. Michael Cleff, in Bamberg geboren und aufgewachsen, absolvierte zunächst eine Lehre als Dekorateur, arbeitete einige Jahre in München und kehrte wieder zurück. Sein Vater brachte ihm – „ich hatte immer das Verlangen nach Malen“ – das Notwendige bei. Orientierte sich Cleff III. erst am Realismus des Vaters, entwickelte er seit den 1980er Jahren eigene Auffassungen bis hin zu charakteristischen Pinselstrichstrukturen.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Cleff III. durch diverse Ausstellungen im In- und Ausland bekannt.