
Äußerst herzlich nahm die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Zeil am Main Claudia Winterstein als ihre neue Pfarrerin auf. In einem festlichen Gottesdienst, an dem viele Mitglieder der Pfarrei Zeil teilnahmen - zu der auch die evangelischen Christen aus Sand gehören - wurde die 48-Jährige am Sonntagnachmittag eingeführt. Die offizielle Ernennungsurkunde überreichte stellvertretender Dekan Jan Lungfiel, Pfarrer in Ermershausen.
Als Zeichen der gelebten Ökumene fand der Gottesdienst in der katholischen Sankt Michaelskirche in Zeil statt. Musikalisch gestaltete Dekanatskantor Matthias Göttemann an der Orgel den Einführungsgottesdienst, in dem im Anschluss Grußworte ausgetauscht wurden.
Aus Sachsen nach Bayern
Aus dem kleinen Ort Thum im sächsischen Erzgebirge stammend, musste Pfarrerin Winterstein kämpfen, um im Dekanat Rügheim Pfarrerin zu werden. Darauf ging stellvertretender Dekan Jan Lungfiel näher ein. Während des Studiums in Neuendettelsau, Bamberg und Erlangen wollte weder die sächsische Landeskirche Claudia Winterstein beschäftigen – weil sie in Bayern studierte und bleiben wollte – noch die bayerische Landeskirche – weil die Theologin das Abitur in Sachsen abgelegt hatte und somit der sächsischen Landeskirche angehören müsste.
Glückliche Fügungen
Glückliche Fügungen ermöglichten es, dass Claudia Winterstein 2001 in Ermershausen in den Haßbergen das Vikariat absolvieren konnte. 2004 ergriff die Theologin die Chance und übernahm die Pfarrstelle in Hellingen. Erst vor einer Woche wurde sie von ihrem Amt als Pfarrerin in den Kirchengemeinden Hellingen, Altershausen-Sechsthal und Junkersdorf entpflichtet, wo sie 17 Jahre lang gewirkt hat.

Als vor einem Jahr der Zeiler Vorgänger Pfarrer Hans-Christian Neiber verabschiedet wurde, übernahm Claudia Winterstein die Vakanz. Aus einer elf Jahre zurückliegenden Vertretung wusste die Pfarrerin, was auf sie zukommen würde: Kirche und Kita, Altenheim und neu die Rummelsberger Diakonie sowie eine gute Ökumene vor Ort. Diese wurde während des Gottesdienstes mit dem katholischen Pfarrer Michael Erhart und dem pastoralen Team bekräftigt.
Ohne Pfarrhaus und einem nur auf dem Papier angedachten Gemeindezentrum fand sich offensichtlich niemand für die vakante Stelle in Zeil, wie Pfarrerin Winterstein der Kirchengemeinde erklärte. Während einer abendlichen Kirchenvorstandssitzung habe eine Kirchenvorsteherin den Wunsch ausgesprochen, dass Claudia Winterstein doch als Pfarrerin nach Zeil wechseln könnte.
Der beste Plan für ihr Leben
Bezugnehmend auf die biblischen Worte: "Komm herüber und hilf uns", war es dem Apostel Paulus in Kleinasien genauso sonnenklar wie Claudia Winterstein: "Gott will mich da". Und wie die biblischen Worte weiter sagen: "Sogleich machten wir uns auf". Es bedurfte jedoch etwas länger, das Aufmachen zu begreifen und Herz und Verstand in Einklang zu bringen. Die Pfarrerin begriff irgendwann, dass es reiche, nur eine Pfarrei zu betreuen und dass sie in Zeil gebraucht werde: "Der Herrgott wollte mich hier haben." Diese Erkenntnis sei nach eigener Auffassung der beste Plan für ihr eigenes Leben, aber auch für die Kirchengemeinde Zeil.
Eine Entscheidung mit ruhigem Herzen
Die Entscheidung, die Stelle zu wechseln, habe die Theologin mit ruhigem Herzen gefällt – ohne schlaflose Nächte, wie sie bekräftigte. Die Landeskirche gab in kürzester Zeit grünes Licht. Aus Sicht der Pfarrerin habe eine gnädige Führung alles eingefädelt. Denn in Hellingen gebe es bereits Ersatz.
Doch auch eine Pfarrerin braucht die Unterstützung durch die Kirchengemeinde. Dies drückte sie bezugnehmend auf das vorausgegangene Evangelium mit den Worten aus: "So wie alle Jünger damals ins Boot gestiegen sind, so brauche ich euch. Es geht nur gemeinsam und miteinander".
Der beschriebene Grund der ev.Landeskirche will mir nicht überzeugend klingen! Gibt es einen anderen Hintergrund?