
Viele Branchen haben unter der Corona-Krise zu leiden. Auch das Schneiderhandwerk trifft der Lockdown hart. Es finden keine Feste statt, Hochzeiten gibt es nur im kleinsten Kreis. Der Fasching fiel ganz aus und damit auch die Bälle. Aber: "Ohne Schneider keine Kleider", heißt es auf einem Plakat, mit dem Schneidermeisterin Berit Busch auf die Bedeutung ihres Berufs hinweist. Bis vor kurzem hat sie in ihrem Laden, der "Butik Billa" in Burgpreppach, noch ausgebildet. Im Interview spricht die Schneiderin über die aktuelle Situation.
Berit Busch: Es kommen keine Kunden mehr, weil ich nicht einmal ihre Kleider abstecken darf und außerdem bin ich mit Kurzarbeit konfrontiert. Im ersten Lockdown bin ich mit einer Maskenproduktion für Privatleute, Autofirmen sowie ein Meinungsforschungsinstitut in Paris und andere echt gut über die Runden gekommen und habe mich über Wasser gehalten. Dies ist mit der Pflicht für FFP2 Masken nun auch vorbei.
Bisher bin ich durch das Raster der Förderung gefallen, hoffe aber jetzt auf die Überbrückungshilfe 3. Für meine Mitarbeiterin habe ich Kurzarbeit beantragt, aber für mich bleiben alle Unkosten und Auslagen wie Krankenversicherung oder Miete, wobei ich betonen möchte, dass mir mein Vermieter super entgegenkommt.
Ich darf an meinen Kunden nicht Maß nehmen und zum Beispiel nicht einmal ihre Hose abstecken. Das wurde mir auch vom Landratsamt mitgeteilt. Kunden dürften mir höchsten Sachen zur Reparatur bringen. Aber das wissen die Leute meist nicht und außerdem trauen sie sich gar nicht in den Laden herein.

Ich habe auch eine kleine Geschenkabteilung für die Geburt und Babys, habe dazu Höschen, bestickte Kissen oder kleine Rucksäcke selbst gefertigt und habe Winteraccessoires ins Netz gestellt. Seit Dezember habe ich auch einen Online-Shop eingerichtet. Aber auch die Online-Bestellung geht nicht von heute auf morgen.
Seit acht Jahren habe ich nun schon Isabell als meine Mitarbeiterin, die bei mir auch gelernt hat. Auf sie möchte ich nicht verzichten. Tatsächlich fragen in letzter Zeit verstärkt Mädchen nach einer Ausbildung, aber in dieser schwierigen Zeit mit der Ungewissheit kann ich trotz guten Willens derzeit keine Ausbildungsstelle anbieten. Ich würde mich freuen, wenn das wieder anders würde.
Manchmal schon, wenn es nicht läuft. Schneiderin war wirklich meine Berufung, sonst hätte ich das auch nach meiner Schulzeit nicht gelernt. Ich habe mich zur Schneidermeisterin weitergebildet und zu Hause selbständig gemacht, um auch für meine Kinder da zu sein. Später habe ich mich nach einem Ladengeschäft umgeschaut und bin hier in Burgpreppach gelandet. Nun bin ich 49 Jahre alt und muss dauernd Ideen entwickeln, damit der Laden am Laufen bleibt.

Am liebsten ist es mir, wenn Kunden kommen, aber noch keine so richtige Vorstellung haben und sich von mir beraten lassen. Dann kann ich selbst kreativ werden. Die größte Erfüllung ist es für mich dann, wenn sie strahlend und zufrieden rausgehen. So geschah es im Herbst bei einem jungen Mann, der sich unbedingt einen grünen Hochzeitsanzug wünschte. Auch der Preis ist dann nicht viel teurer als von der Stange oder einer Boutique.
Talare für Geistliche, Alben oder wie vor kurzem ein Lutherrock sind natürlich besondere Aufträge. Ich habe aber auch ganze Tanzgruppen eingekleidet und arbeite auch immer wieder für die Ballettschule in Haßfurt. Natürlich sind auch Brautkleider etwas Besonderes. In jede Maßanfertigung lege ich mein ganzes Können.
Das Schneidern betreibe ich mit Herzblut und Leidenschaft. Ich gehe gern mit Stoffen um und kann hier auch meine ganze Kreativität entfalten. Das honorieren meine Kunden, die sogar von weiter herkommen und außerhalb des Lockdowns in meinem kleinen Cafe zu ihrem "Samstagsfrühstücksbüfett" verweilen. Ich wünsche mir aber nichts dringlicher, als dass die Krise bald beendet ist und wir wieder viele schöne, individuelle Kleider für unsere Kunden fertigen können.