
Die Festung Marienberg hoch über den Dächern Würzburgs war kürzlich Austragungsort der Prämierungsfeier des Fränkischen Klein- und Obstbrennerverbandes. Das Verbandsmotto „Franken beGeistert“ spiegelte sich dabei in der bunten Palette prämierter Destillate wieder. 91 Destillateure hatten 378 Proben zur „Fränkischen Prämierung“ eingereicht. Von den insgesamt 332 vergebenen Medaillen waren 69 Gold-, 167 Silber- und 96 Bronzemedaillen.
Auch fünf Schnapsbrenner aus dem Landkreis Haßberge befanden sich unter den Gewinnern: Die meisten Preise holte Rudolf Koch in den Heimatkreis. Seine Kompositionen von Ebereschengeist bis Dinkelkornbrand brachten dem Burgpreppacher sieben Gold-, eine Silber- und zwei Bronzemedaillen ein. Einmal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze gingen an Johann Reitinger aus Prappach. Hilmar Schmitt aus Krum freute sich über vier Bronzemedaillen, Raimund Schäfer aus Ebelsbach fuhr mit einer Gold- und zwei Silberprämierungen nach Hause. Zudem bekam Gerhard Koch aus Ebelsbach Gold für seinen Roggenbrand mit Malz. Holger Rudolph aus Unterhohenried räumte mit seinem Williams-Christ-Birnenbrand eine Bronzemedaille ab.
Seit 60 Jahren veranstaltet der Fränkische Klein- und Obstbrennerverband in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim die Fränkische Prämierung für Brände und Geiste. Alle analytischen Untersuchungen werden seither im Labor der LWG durchgeführt.
Bewertet wurde, wie Andrea Bätz, Geschäftsführerin des Verbandes mitteilt, ein umfangreiches Sortiment an Bränden und Geisten. Zwischen A wie Apfel und Z wie Zwetschge fand sich eine umfangreiche Palette an Kern-, Stein- und Beerenobst sowie edle Traubenerzeugnisse. Immer größeren Anklang finden die sortenreinen Brände aus Äpfeln und Birnen von heimischen Streuobstwiesen. Vom Einkorn, Weizen, Roggen und Dinkelbrand bis hin zum Bierbrand und dem immer beliebter werdenden Fränkischen Whisky – die Sinne der Prüfungskommission wurden vor immer neue Herausforderungen gestellt. Auch Spezialitäten wie Preiselbeer- und Elsbeergeist oder Buchweizenbrand waren vertreten.
Karen Heußner, stellvertretende Landrätin des Landkreises Würzburg, verwies in ihrem Grußwort auf die landschaftsprägenden Obstwiesen, welche die Maintäler schmücken. Aus den dort gewonnenen Früchten erzeugen die Brenner durch und durch regionale Produkte. Eine große Kunst sei es dabei, die feinen Früchte zu bewahren und in Abstimmung mit dem Alkohol neu zu komponieren. Die Herausforderung einer Prämierung führe die Brenner zu höchster Leistung. In der langen Liste prämierter Destillate spiegele sich wider, wie hoch die Qualität, wie groß die Vielfalt und wie enorm das Interesse an der Kleinbrennerei in der Region Franken ist.
Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bonn betonte, dass die in der Prämierungsfeier zu ehrenden Brenner mit ihren ausgezeichneten Produkten bereits in der Ära nach dem Auslaufen des Branntweinmonopols angekommen seien, denn Qualität sei der Schlüssel zum Markt. Trotz alledem bedürfe jedoch vor allem die Selbstvermarktung noch großer Anstrengungen seitens aller Beteiligten.
Prof. Dr. Richard Balling vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach den fränkischen Brennern seine Anerkennung für ihre ausgezeichneten Produkte aus. Gleichzeitig versprach er, über die bereits 2013 im Landtag beschlossene Qualitätsoffensive für bayerische Edelbrände die Arbeit der Brenner auch in den kommenden Jahren intensiv zu unterstützen. Dr. Hermann Kolesch, Präsident der LWG in Veitshöchheim, unterstrich in seinen Ausführungen besonders die enge Verzahnung des Verbandes mit der LWG. Im Hinblick auf das auslaufende Branntweinmonopol steht laut Kolesch bei allen Bestrebungen, sich am Markt zu etablieren, die Hochwertigkeit des Produktes an erster Stelle. Die Qualität muss stimmen und entsprechend deutlich kommuniziert werden – gerade dazu seien Prämierungen besonders wichtig. Sein Fazit: „Nur mit Qualität geht es weiter! Qualität und das richtige Marketing dazu, das brauchen Sie!“
Der Fränkische Klein- und Obstbrennerverband Würzburg
Der Verband wurde 1914 in Kleinlangheim in Unterfranken gegründet, im Jahre 1936 aufgelöst und nach dem Zweiten Weltkrieg neu formiert und zum „Fränkischen Klein- und Obstbrenner-Verband Würzburg e. V.“ zusammengeschlossen. Heute hat der viertgrößte Verband im Bundesverband der Klein- und Obstbrenner rund 1700 Mitglieder.
Das Verbandsgebiet umfasst die Regierungsbezirke Mittelfranken, Oberfranken und Unterfranken, wobei die meisten Mitglieder aus Unterfranken kommen.
Von Anfang an im Fränkischen Verband mit organisiert sind Brenner aus der Oberpfalz. Seit einigen Jahren treten dem Verband auch immer wieder Neumitglieder aus den an Bayern angrenzenden Bundesländern bei, da es beispielsweise in Hessen, Sachsen und Thüringen keine eigenen Brennerverbände gibt.