Die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär hat ausgerechnet in ihrer Heimatgemeinde Ebelsbach mit 31,6 Prozent ihren niedrigsten Stimmenanteil im Landkreis Haßberge erzielt. Mit Stettfeld und Breitbrunn folgen zwei Kommunen, die im Umfeld von Ebelsbach liegen. Hier gilt der Prophet also eindeutig nicht viel in seinem Land. Besser sieht es da für die Abgeordnete in ihren Hochburgen Rauhenebrach, Riedbach und Aidhausen aus, wo sie deutlich über 40 Prozent einfahren konnte. Bei den Zweitstimmen gab es die größten Stimmanteile für die CSU in Riedbach (45,8) und Rauhenebrach, die schwächste Zustimmung in Ebelsbach (29,1) und Königsberg.
Sabine Dittmar musste erst durch ein Wechselbad der Gefühle gehen. Noch im Frühjahr war sie nicht mehr im Parlament, als die SPD in einem Umfragetief steckte. Bei den damals prognostizierten 15 Prozent hätte es für die Maßbacherin nicht gereicht. Mit dem Aufschwung der Sozialdemokraten ging es jedoch auch für Dittmar steil nach oben und nun wird sie erneut über die Liste in den Bundestag einziehen. "Das hat mich riesig gefreut, dass der Wahlkreis nicht von SPD-Abgeordneten verwaist ist", kommentiert die Grande Dame der Haßberge-Sozialdemokratie und Vorgängerin als Angehörige des Bundestages, Susanne Kastner, den Erfolg von Dittmar.
Nach Ära Merkel Wechsel gewollt?
"Ich freue mich, dass jetzt 23 SPD-Abgeordnete aus Bayern ins Parlament kommen. Und ich freue mich für Olaf Scholz", sagt Susanne Kastner. "Ich hoffe, die Union ist einsichtig und kapiert, dass man aus der zweiten Reihe keinen Kanzler stellt." Natürlich findet sie es "abenteuerlich", so Kastner, dass jetzt "zwei Kleine entscheiden". "Aber ich kenne Olaf Scholz gut, er ist ein glänzender Verhandlungsführer, und ich denke, dass er auch die FDP im Koalitionsvertrag überzeugen wird. Er hat hohe Zustimmungswerte in der Partei, die Leute stehen hinter ihm." Susanne Kastner ist überzeugt, dass die Menschen in Deutschland nach 16 Jahren Angela Merkel nun einfach einen Wechsel wollten. Sie will auch in letzter Zeit bei der Kanzlerin kein Agieren mehr erkannt haben, sondern "nur noch ein Aussitzen".
Susanne Kastner hatte in ihrer aktiven Zeit in ihrer Heimatgemeinde Maroldsweisach stets ihre Bestwerte erzielen können. Auch hier hat Sabine Dittmar das Erbe der Bundestagsvizepräsidentin angetreten. Denn auch sie konnte mit 26,3 Prozent in Maro glänzen, dicht gefolgt von Untermerzbach und eben Ebelsbach, der Wiege ihrer Konkurrentin Bär. Schlecht gelaufen ist es dagegen für Dittmar in den bewährten schwarzen Hochburgen Rauhenebrach (13,2 Prozent), Bundorf, Ermershausen und Riedbach. Bei den Zweitstimmen lagen ebenfalls Untermerzbach und Ebelsbach am stärksten auf SPD-Kurs.
Sorgenfreie Manuela Rottmann
Manuela Rottmann musste sich eigentlich nie Sorgen machen. Als Nummer fünf auf der Landesliste war ihr Einzug in den Bundestag von Anfang an gesichert. Egal ob die Grünen sich nun der 30-Prozent-Marke näherten wie im Frühsommer, oder als sie später wieder auf rund 14 Prozent absackten. Die Hochburgen der Grünen im Landkreis sind eindeutig die Städte sowohl bei den Erst- als auch den Zweitstimmen. Bestwerte erzielte Rottmann in Haßfurt mit 11,9 Prozent der Stimmen, gefolgt von Zeil (11,7) und Königsberg (11,1). Nicht nach Berlin schicken wollten Rottmann die Wählerinnen und Wähler aus Maroldsweisach (4,1 Prozent) sowie aus Rauhenebrach und Breitbrunn (je 4,8).
AfD-Hochburg Wonfurt
Die AfD hat im Landkreis Haßberge bei den Zweitstimmen besser abgeschnitten als im Bundesdurchschnitt. Freia Lippold-Eggen hat ihre rechten Hochburgen in Wonfurt mit 15,6 Prozent, Oberaurach (13,4) und Burgpreppach (13,3). Nicht so gut angesehen ist die Höcke-Sympathisantin dagegen in Untermerzbach (8,1 Prozent), Aidhausen (8,3) und Rentweinsdorf (8,4). Ähnlich sieht es bei den Zweitstimmen aus. Die AfD war besonders erfolgreich in Wonfurt, Oberaurach und Burgpreppach.
Stauffenberg punktet in Kirchlauter
FDP-Mann Karl Graf von Stauffenberg konnte im Landkreis Haßberge 7,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die meisten Kreuzchen bekam er in Kirchlauter (10,5 Prozent), Gädheim (9,3) sowie Pfarrweisach und Stettfeld (jeweils 8,8). Am schlechtesten sieht es für den Liberalen in Rauhenebrach (5,4), Riedbach (5,4) sowie Oberaurach und Sand (jeweils 6,1) aus. Gädheim und Zeil sind auch die Kommunen, die der FDP bei den Zweitstimmen am gewogensten waren. Am schwächsten schnitten die Liberalen in Riedbach (6,1) und Bundorf ab.
Linke Hochburgen? Fehlanzeige!
Mit Hochburgen für den Linken-Kandidaten Claus Scheeres sieht es eher mau aus. Bestwerte gab es in Theres und Zeil (jeweils 3,5 Prozent), die geringsten Sympathien für den Linken erntete er in Riedbach mit 0,8 Prozent. Ein ähnliches Bild bot sich bei den Zweitstimmen-Ergebnissen. In Breitbrunn und Bundorf gab es mit 3,9 Prozent die "größte" Zustimmung, in Riedbach (1,0) und Rauhenebrach die niedrigste.
Acht Prozent für Freien Wähler
Frank Helmerich holte für die Freien Wähler 4431 Stimmen 8,01 Prozent. Michaela Reinhard von der ÖDP bekam im Landkreis 553 Stimmen, das ist genau ein Prozent, Sonja Johannes von "Die Partei" 795 Stimmen, 1,44 Prozent. Zwei Außenseiter aus dem Landkreis Haßberge hatten sich nicht gescheut, mehr oder weniger als eine Art Einzelkämpfer an den Start zu gehen. Marco Garnache von der Partei "dieBasis" fand im Landkreis insgesamt 1461 Sympathisanten, das entspricht 2,64 Prozent. Davon entfielen alleine 101 Stimmen auf seine Heimatgemeinde Maroldsweisach, immerhin stattliche 4,64 Prozent der dort abgegebenen Stimmen. Michael Kaiser von "Kaiser, Freiheit jetzt" bekam im ganzen Landkreis 188 Stimmen (0,34 Prozent). Fast ein Viertel davon (42 Stimmen = 2,1 Prozent) in seiner Heimatgemeinde Rauhenebrach.