Hausherr und Bürgermeister Thomas Stadelmann war sichtlich hochbeglückt, dass er wieder zur Büttensitzung laden konnte, und die ausverkauften Sitzplätze zeugten davon, dass er mit seiner Vorfreude nicht alleine dastand.
Er konnte anknüpfen, wo die Tradition unterbrochen wurde: Alle Akteure der Saison 2020 standen wieder in den Startlöchern, ihre Bewegungsfreude, sei es der ganze Körper oder nur Unterkiefer und Zunge, liess nachholen, was in den vergangenen Jahren auf Eis lag: Die Bambinis machten ihre ersten erfolgreichen Hüpfer, die Zörrlesnixen und Nexdöcher ließen den Saal jodeln, den zuweilen doch recht geistreichen Reden wurden voll Spannung, Humor und Faszination gelauscht.
Vieles war wie immer: Die Westheimer Abordnung gab dem strahlenden Gastgeber in traditioneller Bekleidung die Ehre, die Sander kamen auf die letzte Minute.
Pfarrer las letztmals die Leviten
Und doch wurde es zuweilen ernst und nachdenklich. Stadelmann hatte die Ehre, seinen langjährigen Weggenossen Bürgermeister Bernhard Ruß verabschieden, stilgerecht überreichte er dem bekennenden Weinliebhaber zwölf Flaschen wohlsortiertes Göllerbier, und auch Pfarrer Michael Erhart las, wenn sich nicht noch ein Wunder auftut, dem Publikum letztmalig seine Leviten. Er lobte, mahnte und klagte:
"Ich dacht, so alles hat sei´ Zeit, und nun ist es bei mir soweit:
Sand und Zeil: Obs müllert, kümmelt oder zinkt, die Wahl ist echt nicht durchgewinkt. Der Thomas tat´s hier stets verpassen, mehr Kandidaten zuzulassen.
Shopping: Schad ist nur dran, das merkt man sehr, die Altstadt steht doch ziemlich leer.
Wär schad, wenn dort das Licht geht aus, und alle Läden, die sind draus.
Lob: Ich möcht an dieser Stelle loben, gehör´n halt echt mal vorgehoben, die Kamerad´n der Feuerwehr, die haben´s wirklich manchmal schwer.
Ampelverkehr: Womöglich wärs ein Vorteil gar, musst nach dorthin, denn ists ja klar, da steht ne Ampel, kein Problem, wenn sie mal richtig täte geh´n.
Sturmflut: An eines denk ich noch mit Schrecken, das will ich heut auch nicht verstecken, als da die Altach übertrat und raubte Garten und Hausrat. Doch eins, das hat mir gut gefallen, da möcht ich wirklich danken allen, die anpackten mit voller Kraft, da waren manche echt geschafft.
Der Mahner: Ich hab noch nie ein Schwein geseh´n, das Müll wegwirft, noch nie gesche´n. Wer unsre Umwelt tut verschmutzen, sollt kein Vergleich mit´m Schwein benutzen.
Abschied: Nun reicht es auch, es ist vollbracht, ich habe meine Pflicht gemacht, so sag ich all, ob Mann ob Frau, machts gut und nicht zuletzt: Zeilau!"
Je länger derAbend wurde, desto heftiger dröhnten die Bässe, schunkelnd, singend und tanzend herrschte in dem Saal eine ausgelassene Seligkeit, die dem Organisationskomitee wie Balsam auf die Seele wirken musste.
Die Einsatzfreude der Akteurinnen und Akteure, Solidarität, die sich bei der großen Helferschaft im Hintergrund zeigte, das Herzblut, das dieser Veranstaltung zugeführt wurde, all dies sei in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich, meinte Stadelmann im anschließenden Gespräch mit der Redaktion, und das sei es auch, was ihn angesichts der ausgelassenen Stunden des Abends so berührt: gemeinsames Feiern über alle Altersstufen, sozialen Ebenen und Herkunftsländern hinweg.
