
Feldgeschworene üben das wohl älteste kommunale Ehrenamt aus, bewahren seit Jahrhunderten das "Siebener-Geheimnis" und können sich auf satellitengestützte Methoden der Grenzfindung stützen. Dazu fand in den vergangenen Tagen für die neu vereidigten Feldgeschworenen - im Volksmund "Siebener" – eine Fortbildung im Landratsamt in Haßfurt statt.
Bayern ist neben Rheinland-Pfalz eines der wenigen Bundesländer, in denen das Amt des Feldgeschworenen noch aktiv ausgeführt wird. Von den rund 25.000 Feldgeschworenen entfallen 15.500 auf fränkische Regierungsbezirke. Die "Siebener" sind stark in Franken verwurzelt, da es durch das Erbteilungssystem bis heute viele kleinteilige Flurstücke und Bewirtschaftungsräume gibt.
Landkreis Haßberge hat die meisten Siebener
Besonders im Landkreis Hassberge haben die Siebener eine herausgehobene Stellung, was auch Gerhart Hartman, Amtsleiter des Vermessungsamtes Schweinfurt, bei seiner Begrüßung der neuen Ehrenämtler betonte. Die "Feldgeschworenen-Vereinigung Haßberge" ist mit rund 1070 Mitgliedern nicht nur die größte Vereinigung dieser Art in Bayern, sondern weltweit. Deshalb wird das Feldgeschworenenwesen im Landkreis Haßberge hochgehalten. Regelmäßig werden die Lücken in den Reihen durch junge Bürger und Bürgerinnen geschlossen.
Seit mehr als 500 Jahren sind sie Hüter der Grenzen und Abmarkungen. Sie schützen die Grenzzeichen durch Unterlegen geheimer Zeichen gegen willkürliche Versetzung durch Unbefugte. Heute gelten Siebener als "Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne", da sie Traditionen bewahren, in der Handwerkstechnik aber im digitalen Zeitalter angekommen sind. Dazu passt auch die Namensänderung des bekannten Vermessungsamtes in "Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung".
Iris Sperber tritt in die Fußstapfen ihres Vaters
Elf Bürger aus dem Landkreis hatten sich zur Fortbildung eingefunden, darunter befand sich mit Iris Sperber auch eine Frau. "Ich hatte mit diesem Amt schon lange Berührung, denn mein Vater Ludwig Sperber war lange Zeit Siebener in der Gemarkung Lind-Losbergsgereuth. Er ist aber vor einiger Zeit verstorben", erzählt die 37-Jährige, die fortan als eine von zehn Frauen unter 1070 Feldgeschworenen im Landkreis Haßberge dieses Amt ausüben wird. Bayernweit sind es 50 Frauen. Seit 1981 ist es Frauen erlaubt, dieses Amt zu übernehmen.
Geheime Zeichen unter den Grenzsteinen
Normalerweise achten die "Siebener" darauf, dass genügend Nachfolger für das Amt vorhanden sind. Immer sieben müssen es sein, damit bei Unstimmigkeiten stets eine eindeutige Entscheidung gefällt werden kann. In Rentweinsdorf war jedoch die Gemeinde mithilfe einer Ausschreibung auf der Suche nach Nachwuchs, da einige Feldgeschworene altersbedingt ihren Dienst nicht mehr ausführen konnten oder verstorben waren. So wurde auch Iris Sperber auf das Ehrenamt aufmerksam. Wie alle Feldgeschworenen wird auch Iris Sperber das Amt auf Lebenszeit ausüben. Deshalb heißt es auch, dass "die Herren oder Frauen der Grenzsteine ihre Geheimnisse mit ins Grab nehmen". Allen voran das "Siebener-Geheimnis", geheime Zeichen zur Sicherung der Grenzsteine, die seit Jahrhunderten lediglich mündlich weitergegeben werden und zu deren Geheimhaltung Feldgeschworene per Eid verpflichtet sind.
Siebener üben zahlreiche Aufgaben aus
Bei der Fortbildung übten die neuen Feldgeschworenen die notwendigen Schritte, die bei ihrer Tätigkeit durchzuführen sind. Dazu gehören, die Anfertigung zentimetergenauer Abmessungen mit Skizzen und Protokollen, in denen das Handeln der Siebener beschrieben wird. "Das Protokoll muss von allen Eigentümern durch Unterschrift bestätigt werden und hat den Charakter einer Urkunde. Protokolle und Skizzen werden nach einer Messung vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (ADBV) bewahrt und bei späteren Vermessungen berücksichtigt", betont Amtsleiter Gerhard Hartmann.
Im Normalfall helfen die Siebener bei den Vermessungen, sind für die Beschaffung und den Transport des Abmarkungsmaterials (z.B. Grenzsteine, Grenznägel) zuständig und bringen die Grenzzeichen während der Grenzvermessungen in die Grundstücksgrenzen ein. In bestimmten Fällen können sie aber auch selbstständig ohne das ADBV tätig werden, zum Beispiel bei der Überwachung der Grenzzeichen, Grenzbegehungen oder das Sichern gefährdeter Grenzzeichen. Nach einer Sicherung dürfen die Siebener mit Einverständnis der Eigentümer Grenzzeichen sogar selbst einbringen.
Kreis-Siebener-Tag 2022 in Dürrenried
Mit besonderer Festlichkeit begehen die Feldgeschworenen alljährlich ihren Siebener-Tag im Beisein von Politikern, Bürgermeistern, Gemeindebürgern sowie Vertretern von Kirchen und Behörden. Nachdem er in den vergangenen beiden Jahren ausgefallen ist, findet er am Samstag, 21. Mai, in Dürrenried im Rahmen des 100-jährigen Bestehens der "Hubertus-Schützen" statt.
Folgende Feldgeschworene nahmen an der Schulung teil:
Florian Gräbner (Junkersdorf a. d. Weisach), Stephan Fischer (Reckertshausen), Stephan Singer (Obertheres), Klaus Weißbach (Haßfurt), Norbert Gundelach (Eltmann), Ralf Helder, Oliver Rödel und Iris Sperber (Rentweinsdorf), Thomas Aumüller und Stefan Firsching (Wonfurt) sowie Herbert Reuß (Sand).

