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HASSFURT
Brillant, voluminös und warm
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 06.05.2014 17:31 Uhr

In einen besonderen Genuss kamen die Liebhaber schöner Stimmen und eines einzigartigen Instruments, der Marimba, am Sonntagnachmittag in der Haßfurter Christuskirche. Das Ensemble „Musici Cantantes“ des evangelischen Dekanats Castell und der Marimba-Spieler Jonas Göbel aus Wonfurt gingen dabei eine wunderbare Klangsymbiose ein.

Pfarrerin Doris-Otminghaus hatte den A-Capella-Kammerchor, in dem sie selbst seit einigen Jahren mitsingt, zu dem Konzert eingeladen, nachdem er bereits vor einiger Zeit einen Gottesdienst gestaltet hatte. Auch der Diplom-Musiker Jonas Göbel ist in der Pfarrgemeinde kein Unbekannter mehr. „Ich denke, dass diese nicht alltägliche Zusammenstellung von großem Reiz ist“, sagte die Pfarrerin zu Beginn. „Die Klangfülle der Marimba passt gut zu dem differenzierten Klangbild des Kammerchors.“

19 Sängerinnen und Sänger

In der Tat bescherten alle Künstler mit ihren abwechselnden Vorträgen eine schöne Stunde mit geistlicher Chormusik und dem warmen, vollen und harmoniereichen Klang des Instruments. Zunächst waren die 19 Sängerinnen und Sänger mit ihrem Leiter, Kirchenmusikdirektor Rainer Gaar, mit einem italienischen Lobgesang in das Gotteshaus eingezogen.

Anschließend spannten sie mit geistlichen, vier- bis achtstimmigen Gesängen von Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Bernhard Klein, mit dem feinsinnigen Nachtlied von Max Reger, aber auch mit Werken zeitgenössischer Komponisten wie dem Engländer John Rutter, dem aus Würzburg stammenden Andreas Boltz, dem gebürtigen Nürnberger Andreas Hantke und dem litauischen und Komponisten Vytautas Miškinis einen Bogen vom Barock bis in die heutige Zeit.

„Mit fröhlichem Mund von Herzensgrund singen wir zu allen Zeiten, Alleluja, mit Freuden“, heißt es in dem Lied „Lobt Gott mit Schall ihr Heiden all“ von Schütz. Diese Zeilen könnten stellvertretend für die Sänger gelten, die mit Fröhlichkeit, aber auch mit Ernst, mit Leichtigkeit, bewundernswerter Intonation und erfreulicher Textklarheit die Lobgesänge auf Gott intonierten.

Reiner Gaar hatte großen Wert auf die Ausgestaltung der Betonung und Dynamik gelegt, sodass das Zuhören eine große Freude war.

Ganz anders, aber ebenso bezaubernd, entfaltete sich der Klang der Marimba, zum Leben erweckt von Jonas Göbel. Der junge Musiker, der Schlagzeug, Klavier und Komposition unterrichtet, Filmmusik komponiert und Konzerte gibt, erklärte zunächst die Entwicklung des Instruments. „Die Marimba kommt ursprünglich aus Afrika, wo die Resonatoren noch aus Bambus und Kürbissen bestanden, und entwickelte sich langsam zu einem Konzertinstrument. Der Ton entsteht, indem man mit vier Schlegeln die chromatisch angeordneten Klangplatten auf den fünf Oktaven anschlägt. Den charakteristischen Klang erhält die Marimba allerdings erst durch die Resonatoren, die unterhalb der Klangplatten angebracht sind.“

Mit diesem brillanten, voluminösen und warmen Klang umschmeichelte Jonas Göbel die Ohren seiner Zuhörer zunächst mit einer Eigenkomposition „End of Everything“ und mit dem Stück „True Colors“ nach dem Hit von Phil Collins. Dass er nicht nur die Technik, sondern auch die Rhythmik und Harmonie beherrscht und ein ausdrucksstarker Spieler ist, kam besonders in dem Stück „Velocities“ von Joseph Schwantner zum Ausdruck. Diese Komposition gilt als eines der technisch schwersten Stücke für Marimba und gehört zur Gattung der „Neuen Musik“.

Excellent meisterte Jonas Göbel die diffizilen und filigranen Sechzehntel-Läufe und -Sprünge sowie die komplizierten Melodiefolgen; er gab der Musik Raum zum Atmen, spielte mit der nötigen Leidenschaft und interpretierte dieses äußerst virtuose Werk auf vollkommene Weise. Erst nach einer Zugabe von Jonas Göbel und dem „Abendlied“ von Joseph Eichendorff, feinfühlig dargeboten vom Chor, endete dieses Konzert mit dem Schlussapplaus.

 
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