
Weil bis zum Einreichen der Wahlvorschläge niemand für das Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin gefunden werden konnte, war Breitbrunn in diesem Jahr in den Schlagzeilen. Nach der eigentlichen Frist aber trat dann doch noch die 51-jährige Ruth Frank aus dem Weiler Förstersgrund in den Ring und erreichte ohne große Wahlwerbung im Rahmen einer „Urwahl“ mit über 70 Prozent im ersten Wahlgang die notwendige Stimmenzahl von über 50 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Dies war ohne Zweifel eine Sensation. In einem Gespräch mit dieser Zeitung schildert die neue Bürgermeisterin von Breitbrunn, welche Eindrücke vor der Wahl und die ersten Tage nach der Wahl auf sie einströmten.
Ruth Frank: Ich war in meinen Gefühlen sehr angespannt und war mir nicht sicher, ob es klappt oder nicht. Auch vom Amt hatte ich einen großen Respekt. Als ich aber mit großer Mehrheit gewählt worden war, entwickelte sich die Anspannung zu einer riesigen Motivation und machte Lust, für die Gemeinde tätig zu werden. Die Corona-Krise führte dazu, dass es "Null-Feier“ gab. Statt der Wahlfeier kamen aber viele Glückwünsche über Handy an.

Frank: Mein Mann hatte berechtigte Sorge, dass ich nun nach außen mehr gefordert bin. Er hat auch Angst, dass es mir zu viel wird. Wir haben es natürlich abgesprochen und seine Unterstützung hat er mir zugesagt. Auch meine drei erwachsenen Töchter und mein elfjähriger Sohn und Nachzügler Tom haben sich gefreut. Meine freiberufliche Tätigkeit als Heilpraktikerin kann ich ja entsprechend organisieren.
Frank: Über Bayern 3 habe ich gehört, dass für Breitbrunn noch ein möglicher Bürgermeister gesucht wird. Dabei ärgerte mich, dass der Moderator immer nur von einem Mann sprach. So habe ich mich verpflichtet gefühlt, mich deswegen zu melden, zumal ich ja auch in diese Richtung ausgebildet bin.
Frank: Natürlich bedeutet das Amt eine große Herausforderung, denn es ist ja das Gegenteil zu meinem bisherigen Leben. Bisher lebte ich mehr zurückgezogen und konnte mein Leben und meinen Tag einteilen. Jetzt wird natürlich ein Termin den anderen jagen, so dass mein Leben praktisch von jetzt und auf dann auf den Kopf gestellt wird.
Frank: Natürlich werde ich erst die Projekte angehen, die schon angestoßen wurden. Sie werde ich fortführen. Aktuell ist natürlich alles überschattet von der Corona-Krise. Deswegen muss man Tag für Tag denken, was geregelt werden muss und ob für das eine oder andere auch Personal oder Helfer notwendig sind oder auch über den Bürgerdienst manches zu erreichen ist.
Frank: Das sehe ich alles positiv. Wichtig ist die Atmosphäre untereinander und alle wollen ja sicherlich das Beste für die Gemeinde herausholen. Die ehemalige Bürgermeisterin ist ja nicht aus der Welt und auch der bisherige zweite Bürgermeister ist ja im Gremium. So stehe ich nicht ganz in einem luftleeren Raum und die jungen Leute bringen bestimmt frischen Wind hinein.
Frank: Ich bin immer auf der Suche nach Vorbildern und nach solchen, welche die Sachpolitik in den Vordergrund stellen. Einen Namen kann ich hier nicht nennen. Aber es ist sicher gut, wenn Frauen in diese sonst mehr aus Männern bestehende Welt eindringen.
Frank: Der größte Erfolg waren meine Kinder. Aktuell sehe ich es als Erfolg an, wenn ich die Welt ein Stück besser hinterlassen kann, als sie es bisher gewesen ist.
Frank: In diesem Punkt könnte ich auf viel Erfahrung in meinem Leben verweisen. Auf jeden Fall lassen Niederlagen einen stärker werden. Nach Niederlagen heißt es: Wieder aufstehen, das Krönchen richten und weiter geht`s.
Frank: Glück ist für mich wichtig und ist ein Zustand von Zufriedenheit, der gar nicht so sehr von Umständen abhängt, sondern in mir stattfindet.
Frank: Ich habe ja Breitbrunn vor 15 Jahren zu meiner zweiten Heimat gewählt. Mir gefallen die Menschen und ich fühle mich hier gut aufgenommen. Dazu wohne ich in einer schönen Landschaft, in der ein Ausritt mit meinem Pferd wie ein Kurzurlaub ist. Wir haben hier gute Luft und ein sauberes Wasser. Über das Musizieren bei den „Köhlertaler Musikanten“ bin ich nach meinem jüngsten Kind etwas herausgekommen und habe Anschluss gefunden. So fühle ich mich wohl.
Das Gespräch führte Günther Geiling
