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Dörflis
Braufest des Brauhaus Dörflis: Ein Blick in das alte Brauhaus
Bei der Übergabe der neuen Gärkufe (von links) Sebastian Rehm von der 'Allianz Main-Haßberge', Bürgermeister Claus Bittenbrünn, Uwe Koch, Vorstand Berthold Geuß, Landrat Wilhelm Schneider, Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und zweiter Vorstand Theo Gehring.
Foto: Günther Geiling | Bei der Übergabe der neuen Gärkufe (von links) Sebastian Rehm von der "Allianz Main-Haßberge", Bürgermeister Claus Bittenbrünn, Uwe Koch, Vorstand Berthold Geuß, Landrat Wilhelm Schneider, Landtagsabgeordneter ...
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 04.08.2024 02:40 Uhr

Im Mittelpunkt des diesjährigen Braufestes des "Brauhaus Dörflis" stand die Einweihung einer neuen Gärkufe, die in der einzigen Büttnerei Unterfrankens in Eusenheim gefertigt wurde. Die Dörfliser brauen ihr Bier ansonsten wie im Mittelalter mit Holzfeuer, Kupferkessel, Eichenbottich und Handpumpe und ganz ohne Strom. Was aus dem Zapfhahn kommt, ist ein einzigartiges Erzeugnis dörflicher Braukunst. Die Festbesucherinnen und Festbesucher genossen es und hatten ihre Freude.

In dem kleinen Stadtteil von Königsberg herrschte an diesem Tag Parkplatzmangel und viele Autos, teilweise auch aus weiter entfernten Regionen, säumten die Feldwege. Das alljährliche Braufest in Dörflis ist inzwischen zu Anziehungspunkt für die Freunde von Kommun-Brauhäusern geworden.

Erstmal im Jahr 1840 erwähnt

Der erste Vorsitzende des "Brauhaus Dörflis", Berthold Geuß, freute sich über das große Interesse und führte die Anwesenden durch das Brauhaus, auf das erstmals im Jahre 1840 verwiesen wurde. "Altes Gemäuer, altes Werkzeug, altes Handwerk und alte Tradition", seien laut ihm die Markenzeichen, "und auch das Brauverfahren sei das Älteste in Europa". Und weiter: "Diese reinste Handarbeit wurde uns von der Universität in Weihenstephan bestätigt und ist in unserer Satzung verankert."

Berthold Geuß kam dabei auch etwas ins Schwärmen: "Denn wir brauen gar kein Bier – wir leben das Bier. Und wir trinken nicht unser Bier, sondern genießen es." Bei jedem Brauen spüre man den Geist der Vorväter, wenn beim Anmaischen im aufsteigenden Wasserdampf der Duft des Malzes der Firma Weyermann gebunden ist. "Der Hopfen, der nach geraumer Kochzeit zugegeben wird, gibt die Krone dazu, und das Ablassen des Bieres auf das Kühlschiff ist die absolute Krönung des Tages", sagt er.

Eigentlich wäre das alte Brauhaus etwas für ein Heimatmuseum, aber nicht so in Dörflis. Hier hat die Dorfgemeinschaft im Jahre 1998 nach Jahrzehnten den Staub entfernt und den ersten Sud wieder angesetzt. Seitdem herrscht wieder Leben im alten Brauhaus und das seit mittlerweile 26 Jahren. Geuß bedanke sich bei den Brauern und ihren Familien für ihre Arbeit. Es dauere rund zwei Wochen, bis das Bier im Fass ist, danach geht es von vorne los. Das Brauen erfordere viel Kraft, Konzentration und Zeit.

Landrat: Tradition wird aufrechterhalten

Dabei altere natürlich auch so manches Werkzeug, das seinen Dienst getan habe. Dazu zählen die Gärkufe. "Die Gärkufe nenne ich die Königin, denn ab hier muss alles im Kaltbereich bei 8 – 10 Grad funktionieren", so der Vorsitzende. Kaltbereich heißt mögliche Infektionen im Bier, dagegen helfe nur sauberes und gutes Holz. Und eine solche Gärkufe aus Eichenholz habe man bei der Firma Assmann, der einzigen Büttnerei in Unterfranken, in Auftrag gegeben. Sie hat ein Fassungsvermögen von 2300 Litern. Möglich war das laut ihm durch die "Allianz Main-Haßberge", die Kleinprojekte unterstützt und einen Zuschuss von 80 Prozent zugesagt hat.

Die alte Gärkufe (links) hat ausgedient und die neue wurde in Dienst gestellt.
Foto: Günther Geiling | Die alte Gärkufe (links) hat ausgedient und die neue wurde in Dienst gestellt.

Landrat Wilhelm zeigte sich stolz über die Kommun-Brauhäuser im Landkreis, von denen es insgesamt 13 Stück gebe, vier allein im Bereich der Stadt Königsberg. Viele dieser Kommun-Brauhäuser wendeten ein altes Verfahren an, andere seien modern eingerichtet. "Sie brauen aber alle professionell in den verschiedensten Geschmacksrichtungen." Dabei gehe es aber nicht nur um das Bierbrauen, sondern die Gemeinschaften hielten in den Augen des Landrats eine alte Tradition aufrecht.

Das Dorf ist mit Herzblut beim Brauen

CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel erinnerte daran, dass auch schon die Bayerische Bierkönigin hier in Dörflis war. Für Vogel bestehe bayerisches Bier nicht nur aus Münchner Brauerein, sondern habe etwas mit Kultur und Heimat zu tun, besonders in Dörflis. "Wir stellen das Geld zur Verfügung und die Leadergemeinden verteilen es unter sich. Wenn man etwas Gutes tun will, müsste man dieses Regionalbudget deutlich erhöhen", sagte er über das bayerische Förderprogramm.

Bürgermeister Claus Bittenbrünn sprach von einem "total schönen Moment, weil das die Dörfliser mit Herzblut machen." Er sei Bürgermeister von vier Kommunbrauhäusern, welche die fränkische Tradition beleben, aber auch die dörfliche Gemeinschaft stärken. So habe das "Brauhaus Dörflis" insgesamt 43 Mitgliedern, 23 davon seien aktiv dabei.  Er habe sich eingesetzt bei der Haßberg-Allianz, deren Vertreter Sebastian Rehm, er seinen Dank aussprach.

Mit einer "weltlichen Einweihung" vollzogen dann die Ehrengäste mit Bier, Wein und Wasser die offizielle Übergabe der Gärkufe, darauf wurde mit dem "Dörfliser Gerstensaft" angestoßen. Die Dörfliser brauen derzeit sechsmal im Jahr jeweils 1500 Liter Bier.

Die Mitglieder des Brauvereins und Gäste ließen sich dieses Ereignis in ihrem Brauhaus nicht entgehen.
Foto: Günther Geiling | Die Mitglieder des Brauvereins und Gäste ließen sich dieses Ereignis in ihrem Brauhaus nicht entgehen.
 
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