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Zeil
Dachstuhlbrand in Zeil: Menschenrettung in letzter Not
In der Bamberger Straße ist in der Nacht zum Mittwoch in einem Dachstuhl Feuer ausgebrochen. Das Gebäude ist völlig zerstört, aber Brandmelder retteten den Bewohnern das Leben.
Die Flammen schlugen meterhoch aus dem Dachstuhl. 
Foto: Christian Licha | Die Flammen schlugen meterhoch aus dem Dachstuhl. 
Christian Licha
 |  aktualisiert: 13.02.2024 06:25 Uhr

Das Adrenalin schießt durch die Adern. Jetzt kommt es auf jede Sekunde an! Von der Integrierten Leitstelle Schweinfurt (ILS) alarmiert, schallt das Einsatzstichwort "Rauch aus Fenster, Personen in Gefahr" aus dem Funkrufmelder. Die ehrenamtlichen Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Zeil stürmen aus ihrem Bett, in die bereitgelegte Einsatzkleidung hinein und ab geht es zum Feuerwehrgerätehaus. In der Nacht zum Mittwoch war dieses Szenario gegen 1:20 Uhr wieder einmal Wirklichkeit geworden.

Zum Vollbrand eines Dachstuhls ist es in der Nacht zum Mittwoch in Zeil am Main gekommen. Die Feuerwehr musste Personen aus dem brennenden Gebäude retten.
Foto: Christian Licha | Zum Vollbrand eines Dachstuhls ist es in der Nacht zum Mittwoch in Zeil am Main gekommen. Die Feuerwehr musste Personen aus dem brennenden Gebäude retten.

Am Einsatzort in der Bamberger Straße stellte sich die Lage aber noch ernster dar, als zunächst angenommen. Kreisbrandmeister David Amling sah schon bei seiner Anfahrt, dass ein größerer Einsatz bevorsteht: "Wenn man in der Nacht dunkle Rauchwolken über dem Einsatzort erkennen kann, dann ist das Einsatzszenario schon sehr ernst". Der Hauseingang des Mehrfamilienhauses und die rückwärtige Seite des Gebäudes standen bereits in Flammen.

Die Bewohner waren in Panik

"Erste Priorität hatte für uns die Personenrettung", sagte der Zeiler Kommandant Tobias Hetterich, der die Einsatzleitung inne hatte. Die Bewohner waren in Panik, standen am Fenster und riefen um Hilfe. Zwei Personen aus dem ersten Obergeschoss rettete die Feuerwehr mit einer Steckleiter, während für eine andere Person im Dachgeschoss der Einsatz der Drehleiter notwendig war.

Mit einem großen Bagger wurde das Dach komplett entfernt. 
Foto: Christian Licha | Mit einem großen Bagger wurde das Dach komplett entfernt. 

Alle drei Bewohner im Alter von 16, 19 und 59 Jahren erlitten eine Rauchvergiftung. Der BRK-Rettungsdienst sowie eine Notärztin übernahmen die medizinische Erstversorgung, ehe zwei Rettungswagen die Verletzten zur weiteren Behandlung und Überwachung in eine Klinik einlieferten. Lebensgefahr bestand nicht. Eine vierte Bewohnerin im Alter von 27 Jahren behandelten die Einsatzkräfte ambulant.

"Erste Priorität hatte für uns die Personenrettung"
Tobias Hetterich, Kommandat der Zeiler Feuerwehr

Dass er sich auf sein Team verlassen kann, weiß Tobias Hetterich. Und auch das moderne technische Gerät und zweckmäßige Einsatzfahrzeuge ist in der Fachwerkstadt selbstverständlich vorhanden. Seit dem Notruf waren nur zehn Minuten vergangen, bis alle Bewohner gerettet und im Freien waren. Mit dieser sehr sportlichen Leistung konnten schwerere Verletzungen vermieden werden.

Dass es nicht tödlich für die Bewohner endete, haben sie den Rauchmeldern in dem Wohnhaus zu verdanken. Der leise "Killer", nämlich das Kohlenmonoxid, kann vom Menschen mit keinem Sinnesorgan wahrgenommen werden, erklärte der Kommandant. Immer wieder gebe es Fälle, bei denen Menschen im Schlaf an der Vergiftung sterben, ohne sie vorher zu bemerken. Auch zwei Hunde konnten durch die Bewohner rechtzeitig gerettet werden. Das Schicksal einiger Katzen, die sich im Dachgeschoss und im Keller befanden, war vor Ort allerdings ungewiss.

Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus

Der zweite Schritt galt der Brandbekämpfung. Die Flamen breiteten sich rasend schnell auf den gesamten Dachstuhl aus. Mit zwei Atemschutztrupps im Innenangriff , mehreren Strahlrohren von außen und insgesamt drei Drehleitern aus Zeil, Haßfurt und Ebelsbach bekämpften die Feuerwehren den Großbrand. Die Flammen schlugen zum Teil meterhoch aus den Fenstern, dichte dunkle Rauchwolken stiegen über dem Wohnhaus auf.

Das Mehrfamilienwohnhaus ist nahezu komplett zerstört und unbewohnbar. 
Foto: Christian Licha | Das Mehrfamilienwohnhaus ist nahezu komplett zerstört und unbewohnbar. 

Durch die Ziegeleindeckung des Daches gestalteten sich die Löschmaßnahmen langwierig und schwierig. Das Dach musste teilweise abgedeckt werden, um an den Brandherd zu gelangen. Es dauerte mehrere Stunden, bis das Feuer unter Kontrolle war. Durch den massiven Löscheinsatz konnte ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Wohnhäuser vermieden werden.

Als schließlich in den frühen Morgenstunden der Vollbrand soweit gelöscht war, kam ein Bagger mit Greifarm von einem benachbarten Recyclingbetrieb zum Einsatz, um das komplette Dach abzureißen. Dies war notwendig, um auch die letzten Glutnester ablöschen zu können, das Gebäude ist nahezu völlig zerstört und nicht mehr bewohnbar. 

Rund 100 Einsatzkräfte waren vor Ort

Insgesamt 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Zeil, Schmachtenberg, Ziegelanger, Haßfurt, Ebelsbach und Sand kämpften gemeinsam gegen die Flammen. Zwei Fachberater des Technischen Hilfswerkes (THW) Haßfurt unterstützen die Feuerwehrkräfte mit ihrem umfangreichen Wissen in Sachen Bautechnik.

Rund 100 Einsatzkräfte kämpften bis in die Morgenstunden gegen die Flammen. 
Foto: Christian Licha | Rund 100 Einsatzkräfte kämpften bis in die Morgenstunden gegen die Flammen. 

Das Bayerische Rote Kreuz war ebenso mit einem Großaufgebot vor Ort. Insgesamt fünf Rettungswagen aus Haßfurt, Hofheim, Eltmann und Zeil sowie zwei Notärzte aus Haßfurt und Hofheim waren in Zeil. Im Laufe des Einsatzes wurden zudem die ehrenamtlichen Schnelleinsatzgruppen Betreuung, Verpflegung und Transport 1 nachalarmiert, die ihre Verpflegungsstation in der Lagerhalle eines in der Nähe liegenden Malerbetriebes, dessen Inhaber unkompliziert seine Räume zur Verfügung stellte, einrichteten.

Kriminalpolizei sucht nach der Brandursache

Auch die Polizeiinspektion Haßfurt war mit Unterstützungskräften und mehreren Streifen im Einsatz. Noch in der Nacht kam auch die Kriminalpolizei zum Unglücksort, um mit ersten Ermittlungen zu beginnen. Offensichtlich ist das Feuer im hinteren Bereich des Hauses ausgebrochen. Die Ursache dafür stand jedoch zunächst noch nicht fest, auch zur Schadenshöhe konnten die Beamten noch keine Angaben machen. 

Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann eilte zum Einsatzort, um sich selbst ein Bild des Schadensausmaßes zu machen. Das Wohnhaus in der Nähe zum Bahnhof ist dem Stadtoberhaupt nach eigenen Angaben selbst bekannt, als Kind sei er häufiger dort gewesen. Das Haus dürfte nach Stadelmanns Worten aus der Zeit um die 1920er-Jahre stammen.

"Beim heutigen Einsatz hat sich die Drehleiter voll bezahlt gemacht"
Peter Pfaff, Kreisbrandinspektor

Seinen ausdrücklichen Dank sprach der Bürgermeister allen Einsatzkräften aus, die noch Schlimmeres verhindert haben und 365 Tage im Jahr rund um die Uhr für das Wohl der Allgemeinheit bereitstehen. Das sei bei weitem keine Selbstverständlichkeit, seine Freizeit zu opfern, so Stadelmann. Auch von den Investitionen in die Feuerwehr zeigte sich er sich überzeugt: "Jeder Cent, der in die Feuerwehr gesteckt wird, ist richtig investiert".

Zähes Ringen im Stadtrat um die Drehleiter

In diesem Zusammenhang erinnerte Kreisbrandinspektor Peter Pfaff, der gleichzeitig Zeils Dritter Bürgermeister ist, an die Diskussionen im Stadtrat, als es vor einigen Jahren um die Beschaffung einer neuen Drehleiter ging. Das "Ja" dazu  sei schlussendlich die richtige Entscheidung gewesen: "Spätestens beim heutigen Einsatz hat sich unsere Drehleiter voll bezahlt gemacht", so Pfaff.

Die Löscharbeiten dauerten bis in die Mittagsstunden des Mittwochs. Gleichzeitig waren die Bamberger Straße und der Mittelweg im Bereich des Einsatzortes für den Verkehr komplett gesperrt. Nachdem das Dach des Hauses komplett abgetragen war, wurde noch einige Stunden eine Brandwache gestellt. Insgesamt waren die Floriansjünger über 13 Stunden gefordert.

In der Lagerhalle eines in der Nähe liegenden Malerbetriebes verpflegte das BRK die Feuerwehrleute. 
Foto: Christian Licha | In der Lagerhalle eines in der Nähe liegenden Malerbetriebes verpflegte das BRK die Feuerwehrleute. 
 
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Kommentare
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Danke an die Feuerwehr!!!

    Schön auch, dass die Sinnhaftigkeit von Rauchmeldern hier vor Augen geführt wurde.
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