
Hoch oben leuchtete die Ruine Bramburg im warmen Licht der Abendsonne, als sich am Vorabend des 80. Jahrestages der Bombardierung die Menschen von Bramberg zu einem stillen Gedenken versammelten. Am Fuße ihres Hausberges, in der Filialkirche St. Wendelin, wurde ein Abendgottesdienst gefeiert – getragen von der Erinnerung, der Trauer und dem Wunsch nach Frieden.
"Nie wieder Krieg" – diese Botschaft stand wie ein stilles Versprechen über dem Abend. Pfarrer Gregor Sauer machte in seiner Predigt deutlich, wie wichtig es sei, nicht nur der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch aus ihr zu lernen. "Ein Gedenken wie dieses muss immer verbunden sein mit der Absage an Hass, Gewalt und Populismus", sagte der Geistliche eindringlich. Seine Worte waren geprägt von Mitgefühl und einer tiefen Mahnung an die Menschlichkeit.

Im Anschluss an den Gottesdienst legten Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr einen Kranz am Ehrenmal nieder. Dort, in ehrfurchtsvoller Stille, erinnerte Pfarrer Sauer an die Opfer beider Weltkriege. Er nannte die Namen der gefallenen Bramberger beider Weltkriege – jeder Name ein Leben, eine Geschichte, ein Verlust. "Militarismus und Rassismus bedrohen das Leben auf der Welt", sagte er, und bat Gott, den Willen derer zu stärken, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Als ein Trompeter aus Bischwind a.R. das Lied "Ich hatt’ einen Kameraden" anstimmte und Trommelschläge die Stille durchbrachen, lag ein feierlicher Klang über dem Ort. Viele Bramberger dachten in diesem Moment an Väter, Brüder, Söhne – an all jene, die nicht zurückkehrten.
Auch an die Opfer jenes verhängnisvollen Tages vor genau 80 Jahren: den 11. April 1945. Um 11.20 Uhr an jenem Tag wurde Bramberg Ziel eines amerikanischen Luftangriffs. Was mit Artilleriebeschuss auf das nahe Waldgebiet "Harth" begann, endete in einem Inferno. Fünf Bomber warfen Brand- und Sprengbomben auf das kleine Dorf mit seinen rund 140 Einwohnern. Tiefflieger feuerten mit Maschinengewehren – drei Angriffswellen rissen das Dorf in Schmerz und Zerstörung. Wilhelm Wohlfarth starb durch Bombensplitter, eine Frau und ein Mann wurden schwer verletzt. Fünf Wohnhäuser und 16 landwirtschaftliche Gebäude gingen in Flammen auf. Nur wenige Gebäude, darunter die Kirche, blieben verschont.

Georg Ankenbrand, heute 90 Jahre alt, war damals ein zehnjähriger Junge. Mit bewegenden Worten erinnerte er sich an diesen Tag: "Ich hatte große Angst und habe gezittert. Wir sind in den Keller des Nachbarn geflüchtet – dort wurde gebetet, aber auch geflucht." Seine Erinnerungen tragen die kindliche Fassungslosigkeit eines Jungen, der Zeuge eines Kriegsverbrechens wurde – und das unbeschreibliche Glück, überlebt zu haben.

Am 80. Jahrestag des Geschehens legte Bürgermeister Jürgen Hennemann im Beisein von Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann, eine Schale am Ehrenmal nieder. Die Glocken läuteten, doch selbst ohne Glockenschlag hätte jeder im Dorf gewusst, was dieser Tag bedeutete. "Wir gedenken nicht nur der Zerstörung", sagte der Bürgermeister, "sondern auch der Hoffnung, die daraus erwuchs – dem Frieden, den wir heute haben, und der Verpflichtung, ihn zu bewahren." Heinz Fausten aus Jesserndorf, der viele Informationen von Zeitzeugen zusammengetragen hat, erzählte noch einige Details, die nicht in offiziellen Verlautbarungen stehen. Die Erinnerung an den 11. April 1945 ist für Bramberg nicht nur ein Rückblick auf ein tragisches Kapitel der Geschichte. Sie ist Mahnung und Auftrag zugleich. In der Stille des Gedenkens lag nicht nur Trauer – sondern auch der feste Wille, das Geschehene niemals zu vergessen und für eine bessere, friedlichere Welt einzutreten






