Dunkle Regenwolken hängen an diesem Freitagmorgen über Falsbrunn (Lkr. Haßberge), einem beschaulichen 100-Seelen-Örtchen im Steigerwald. Ein Traktor tuckert durch die Straßen, ein Bäckerwagen verkauft seine Brötchen. Alles scheint wie immer. Doch normal ist in Falsbrunn seit Donnerstag nichts mehr.
Eine grausame Bluttat hat den Ort erschüttert. Darüber hatte diese Redaktion zunächst unter Berufung auf mehrere voneinander unabhängige Quellen berichtet. Beamte aus dem Kreis der Ermittler hatten noch am Donnerstagabend bestätigt, dass in Falsbrunn zwei Menschen ihr Leben verloren haben, mutmaßlich in Folge eines Beziehungsstreits.
Polizeipräsidium Unterfranken bestätigt die Gewalttat
Nun hat das Polizeipräsidium Unterfranken auch offiziell Informationen über die Umstände des mutmaßlichen Gewaltverbrechens bekannt gegeben. Demnach hatte eine Zeugin in Sorge um ihre Angehörigen die Polizei verständigt, heißt es in einer Pressemitteilung von Freitagmittag. Auf der Suche nach dem Ehepaar seien die Einsatzkräfte auf die zwei leblosen Personen getroffen. Ein Notarzt habe nur noch den Tod der beiden feststellen können. In beiden Fällen hätten Schussverletzungen vorgelegen, erklärt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Nachfrage.
Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen offenbar von einem Femizid aus. Demnach soll der 48-jährige Ehemann zunächst seiner 37-jährigen Frau und anschließend sich selbst das Leben genommen hat. "Es wurde eine Schusswaffe sichergestellt, die nun kriminaltechnisch untersucht wird", heißt es aus Würzburg weiter. Zur Herkunft der Waffe möchte die Polizei derzeit noch keine Angaben machen, das sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Der Fall ist auch deshalb so tragisch, weil das Ehepaar zwei Kinder hinterlässt. Diese befinden sich nach Angaben der Polizei in der Obhut von Angehörigen.
Mehrere voneinander unabhängige Quellen geben gegenüber dieser Redaktion an, dass der Mann in der unmittelbaren Nähe des Wohnhauses in Falsbrunn aufgefunden worden sein soll, die getötete Frau bei einer rund 500 Meter entfernten Hütte. Die Polizei wollte dies auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren.
Fassungslosigkeit in der ganzen Gemeinde
"Das Schreckliche, was am Donnerstag in Falsbrunn passiert ist, fühlt sich furchtbar an", erklärt Bürgermeister Matthias Bäuerlein (Freie Wähler) in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dieser Redaktion. Es sei eine Situation, die es in seiner Gemeinde noch nie gab. "Meine Gedanken sind bei der Familie und den Hinterbliebenen der Verstorbenen", so Bäuerlein weiter. Unter den Einwohnerinnen und Einwohnern von Falsbrunn und in der gesamten Gemeinde herrsche "pures Entsetzen, Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit, Trauer. Eine Gefühlslage und Situation, die ich mit Worten nicht auszudrücken vermag", schreibt der Rathauschef.
Wie sehr die Tat den Ort erschüttert, zeigt sich auch in den Gesprächen mit Anwohnerinnen und Anwohnern. "Das ist ein richtiger Schock", erklärt etwa ein Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Da war nichts Auffälliges." Das Paar sei gut eingebunden gewesen in das Leben im Ort. "Das waren zwei bekannte und geschätzte Menschen." Er selbst habe den 48-Jährigen, der offenbar aus Niederbayern stammt, fast jeden Morgen gesehen, wie er in seinem Auto zur Arbeit gefahren sei.
Auch bei einer Frau, die anonym bleiben möchte, sitzt der Schock über den mutmaßlichen Femizid tief. Sie sei zum Zeitpunkt der Tat auf der Arbeit gewesen, berichtete sie, Schüsse habe sie deshalb nicht gehört. Besonders das Schicksal der Kinder beschäftige sie. "Es ist unfassbar traurig für die beiden", sagt die Frau. Andere Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes wollen nicht der Redaktion sprechen. Zu frisch scheint die Wunde, die die Gewalttat hinterlässt. Das Familiendrama wird die Menschen von Falsbrunn vermutlich noch lange beschäftigen.